Tochter ritzt sich

Meine Tochter ist 14 Jahre und wir hatten immer so ein tolles Verhältnis zueinander. Seit Wochen zieht sie sich nun zurück. Jetzt habe ich gesehen, dass sie sich am Arm ritzt. Zuerst hat sie es abgestritten, inzwischen gibt sie es zu. Aber sie findet, ich übertreibe. Sie würde es ja nicht mehr tun. Aber ich vermute sie tut es schon seit Feb/März. Sie hat Mobbing Probleme in der Schule. Aber darum macht sie es nicht, sagt sie. Sie sagt eigentlich gar nichts. Ich spüre, dass es ihr nicht gut geht, habe ihr angeboten, mit jemand anderem zu reden. Ich glaube ihr nicht, dass sie es nicht mehr tut. Ich bin hilflos. Ich kann es nicht verstehen. Ich möchte ihr helfen, aber sie will das nicht. Was soll ich bloß tun?

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Ich kenne3 Personen die Selbstverletzendes Verhalten gezeigt haben und alle hatten Missbrauch erlebt.

ich würde die Schule erstmal rauslassen. Der erste Ansprechpartner sollte Kinder/Jugendarzt bzw der Hausarzt sein. Und der macht dann eine Überweisung zur Psychatrischen Behandlung.
Wenn wir erkranken gehen wir ja auch nicht zum Betriebsrat des Arbeitgebers und reden mit dem da drüber. Wenn ihr Pech habt gibt die Schule das ganze ans Jugendamt weiter und je nach dem wie die drauf sind kann euch sogar das Sorgerecht entzogen werden.
Das ist alles schon vorgekommen.

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Ritzen ist (oder war es für mich) eine Form der Selbstbestrafung. Du bist so dumm, hast dies oder das wieder mal nicht hingekriegt, keiner mag dich, du bist hässlich, du musst bestraft werden..... oder auch manchmal, einfach um was zu spüren. Danach ging es mir besser.
Es ist wie eine Erlösung, wenn das Blut läuft.
Das soweit als Erklärung.

Was du tun kannst - Gespräch mit Schulpsychologen (falls vorhanden) suchen. Sanft das Gespräch mit deiner Tochter suchen. Keine Vorwürfe machen!!!!
Die Ursachen müssen gefunden werden, behutsam, und dann nach Lösungen schauen.

Ich war ein "leichter" Fall, hörte nach etwa 2 Jahren selber auf, nach und nach. Aber die meisten Ritzer brauchen psychologische Hilfe.

Bearbeitet von Inaktiv
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Schule sofort informieren. Schreibe Jetzt ❗ eine Email an die Klassenlehrerin, die Schulsozialarbeiterin und die Rektorin, also eine Mail Rest in cc.
Bitte um einen Gesprächstermin.
Hole euch Hilfe vom Profi. Ortsansässige Familienberatungsstellen kooperieren oft mit den Schulen, da einen Termin holen.

Mach es wichtig für alle, auch wenn deine Tochter diese Aufmerksamkeit gerade nicht will.

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Was hat die Schule damit zu tun? Abgesehen vom Mobbing?
Eine Lehrerin an unserer Schule wusste es vor meiner Familie (ich war auch nicht die einzige an der Schule, die sich geritzt hat), aber wenn da mehr Druck von allen Seiten gekommen wäre, weiß ich nicht, ob es davon besser geworden wäre....
Ich konnte auf die Frage nach dem Warum aber auch keine Antwort geben. Kann ich bis heute nicht so wirklich... Ich hatte damals aufgehört, nachdem ich es meiner Familie gebeichtet habe, etwas später in der Ausbildung habe ich nochmal damit angefangen bis ich meinen jetzigen Mann kennengelernt habe.
Angebliche Gründe waren vielfältig, schlechte Noten o.ä.
Ich weiß nur, dass ich kurz bevor mein Mann in mein Leben trat, an dem Punkt war, an dem ich gesagt habe, dass ich doch nicht wirklich aufhören möchte, sondern es als Art Notventil brauche (ähnlich wie in einem Buch, wo ne Frau einen Dolch in der Tasche hat und es ihr nur mit diesem Wissen besser geht). Ich habe es aber auch im Sommer ohne geschafft, aber dann sehnlichst auf den Herbst gewartet... war anfangs nicht ohne, als ich mit meinem Mann im August zusammen kam und der ersehnte Herbst da quasi nicht mehr in Frage kam. Aber das ist nun bald 15 Jahre her...

An die TE: Sei für deine Tochter da, wenn sie das möchte, aber setze sie nicht zu sehr unter Druck, damit aufzuhören o.ä. vielleicht kann sie einen Grund nennen, vielleicht aber auch nicht. Ich habe glaub damals aus Neugier angefangen und daraus wurde ne Sucht wie für andere Zigaretten, Alkohol oder Drogen... es heißt ja nicht unbedingt sofort, dass man sich das Leben nehmen möchte.
Nebenbei kannst du sicherlich mal beim Psychologen o.ä. fragen, wie du am besten vorgehen kannst. Alles Gute für euch

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Ritzen ist ein massiver Schrei nach Hilfe. Auch wenn Deine Tochter sagt, sie hört jetzt auf damit. Ein Mensch, der sich selber ritzt, sucht in der Regel ein Ventil für seine Gefühle - für Wut, Trauer, Angst, Einsamkeit. Deine Tochter trägt offenbar eine große Belastung auf ihren Schultern!

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undbedingt irgend "jemand" aussenstehenden zum Reden organisieren, so schnell wie möglich.

Wenn Psychiater moantelange wartelisten haben, dann die Sozialarbeiterin an der schule oder andere Quellen, die ihr rufen könnt. Vertrauenslehrer oder evtl. eine Stelle in der Stadt.

An unserem Gym gibt es eine zur Verschwiegenheit verpflichtete SozPäd. - Meine Tochter war von selbst schon seit November bei ihr ohne dass ich was von wusste - das kam jetzt erst raus. -- Leider hätte ich mir sehr gewünscht, dass diese irgendwie einen Weg zu uns gefunden hätte ohne die Verschwiegenheit zu verletzten , also die Tochter irgendwie dazu gebracht hätte, uns was zu sagen, dann hätten wir früher reagieren können. Meine Tochter ist so ein Fall für "alles in sich reinfressen und nix sagen. -- die hat als Kind schon die Zähne zusammengebissen, wenn sie hingeflogen ist, - die war schon immer so)

Als wir das dann rausgefunden hatten vor drei Wochen, ging es ganz schnell: Dienstag Termin bei der Realschule, Papierkram erledigt, - und Montag drauf Schulwechsel.
Seit dieser Entscheidung hab ich ein komplett umgedrehtes, glückliches und wieder offenes Kind.



Muss bei euch ja nicht die Schule sein -- aber was anderes, das ihr mit Hilfe einer Person, der sie es erzählt abstellen könnt.

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Also ich kann auch nur von mir berichten, das Kapitel liegt zum Glück längst hinter mir...
Ritzen war für mich mittel der Wahl wenn Gefühle keine Worte mehr finden, wenn es unmöglich ist das Gefühlte irgendwie zu erklären/in Worte zu fassen. Nicht nur vor anderen, sondern insbesondere für sich selbst.
Ich hätte auch nie eingesehen dass das irgendwie problematisch ist...man befindet sich irgendwie in Trance und bemerkt gar nicht dass das alle anderen eigentlich total schlimm finden diese Hemmschwelle ist da ja längst überwunden.
Es ist auch eine Form davon sich um sich selbst zu kümmern, die Wunden wollen schließlich verarztet werden.

Was helfen könnte kann ich leider wenig zu sagen..ich wusste selbst lange nicht warum ich das überhaupt mache. Ich stand auch in der Zeit des ritzens gefühlt selbstsicher im Leben (obwohl ich inzwischen weiß das ich nie selbstbewusstsein hatte, das habe ich inzwischen und ist was ganz anderes 😅)konnte es aber dennoch nicht lassen.
Ich glaub dennoch das das auch ganz viel mit gebraucht werden/ sich um sich selbst kümmern zu tun hat.

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Internetaktivitäten schon komplett gecheckt? Vorsichtig sein, wenn sie in falsche Kreise gerät..
Würde erstmal schauen, wer oder was sie dazu womöglich animiert. Fotos davon machen und bei einem weiteren Rückfall sofort professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Zum Beispiel von einem Psychologen. Sie unbedingt darüber aufklären, was es für Gefahren birgt. Infektionen, Tod etc

Bearbeitet von Inaktiv
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Wende dich unbedingt und so schnell wie möglich an den/die Schulpsychologen/in. Man bekommt da i.d.R. schnell einen Termin. Die können dich beraten, welche Schritte du gehen kannst um Hilfe für dein Kind zu bekommen. Ritzen ist ein Teilaspekt der Borderline Störung und gehört dringend in psychiatrische Behandlung. Leider ist die Wartezeit für Termine in KJPs oft sehr lang. Schulpsychologen können da aber oft zumindest unterstützen und Kontakt herstellen und vor allem auch deinem Kind dabei helfen, Hilfe von außerhalb anzunehmen. Alleine wird sie da leider wahrscheinlich nicht raus finden.