Dorfschule vs. Stadtschule - Erfahrung gesucht

Hallo,

ich brauche ein paar Erfahrungen von euch.

Unser Sohn wird in 14/15 eingeschult, er ist dann bereits fast 7 (gerader jünger als Kann-Kinder vom letzten Jahr). Er ist sozial stabil und fit.

Wir haben die Wahl zwischen 2 Schulen und es bringt mich fast um den Verstand.

Variante A:

Stadtschule, entsteht aus zwei zusammen gelegten Grundschule. Bislang hat die eine Schule 7, die andere 9 Klassen. Beide sind auf 2-3 zügig ausgelegt. Die Schule wird provisorisch auf einem Schulgelände zusammen gelegt, ein Teil wird in Containern beschult werden. Werk- und Musikräume sind vorhanden, Turnhallen-Nutzung bei zukünftig weiterhin 16 Klassen wird dürftig sein (es ist absehbar, dass nur 1h Sport die Woche die Regel sein wird, 32h wird gar nicht möglich sein). Es existiert ein Förderverein zur Betreuung, die ist darüber von 7-17 Uhr möglich. Bis jetzt weiß man noch nichts genaues, der Rektor einer Schule wird die gesamte Grundschule übernehmen, es müssen also zum Zeitpunkt der Einschulung zwei Schulen, zwei Kollegien, zwei Philosophien zusammen wachsen. Das größte Problem: es sind 80 Anmeldungen vorhanden, daraus will man 3 (!!!) Klassen machen - die Kinder fangen also mit 27 Kindern pro Klasse an.

Variante B:

Dorfschule, einzügig bis zur 4. Klasse, dafür trotzdem 7 Lehrer. Sport, Kunst, Musikausstattung ausreichend vorhanden, Betreuung von 07:30 bis 14:00 Uhr gesichert. In der 1. Klasse werden 22 Kinder erwartet, da der Rektorin das schon fast zu groß ist, schickt sie teilweise 2 Lehrer rein.

Unser Dilemma: unser Sohn geht in den Kindergarten der Stadtschule, seine Freunde werden in Schule A gehen. Er ist älter und stabil, aber er lässt sich leicht ablenken und ist sehr sozial, hilft anderen gern und vergisst sich dabei selbst. Zudem ist er körperlich relativ klein. Wir sind berufstätig und benötigen eine Betreuung bis mind. 16:00 Uhr. Unsere Tochter geht ebenfalls in den städtischen Kindergarten. Wir wohnen jedoch auf dem Dorf der Schule B und auch hier hat unser Sohn Kontakte.

Meine Sorge ist, dass er in der großen Klasse der Schule A untergeht. Zudem wird er - schon jetzt im KIndergarten - gern als "Sozial-Kit" verwendet, d.h. er wird gern in auffällige, unruhige Gruppe gesteckt, weil er mit allen Kindern spielt und für Integration sorgt. Das ist natürlich ein schöner Zug von ihm, aber in der Schule wäre ich dankbar dafür, wenn sich mal jemand um IHN kümmern würde - und nicht immer nur er um andere.

Andererseits sind die weiterführenden Schulen später teilweise 6-zügig. Wie soll sich jemand von einer so kleinen Dorfschule jemals in einer so viel größeren Schule durchsetzen können? Kommt der Klopper dann nicht einfach später? Andererseits: er könnte in der kleinen Schule viel besser lernen, gerade die wichtigen Grundlagen. Schließlich ist er dann größer und kennt das System Schule bereits.

Außerdem haben wir ein Betreuungsproblem. Ich würde versuchen, eine TaMu für die Zeit zwischen 14:00 und 16:00 Uhr zu finden, die mit ihm auch Hausaufgaben macht (Mittag bekommt er in beiden Schulen), aber einfach ist das nicht.

Ich bin interessiert an Erfahrungen - wer hat sein Kind in einer Dorfschule und danach in einer viel größeren Schule gehabt? Wie sind eure Erfahrungen? Sind große Klassen tatsächlich so schlimm?

Danke sehr!

Grüße, C.

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hi,

im Endeeffekt ist für euch die betreuung ausschlaggebend, oder?

Ansonsten würde ich die Dorfschule bevorzugen. Und es ist doch normal, das die weiterführenden Schule größer sind...die Kinder sind älter und werden sich auch dort zurecht finden.
Frag doch von die Betreuer in der Schule, ob die sich im Anschluss noch um dein Kind privat kümmern können.

LG
lisa

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Hallo,

meine beiden Großen waren bis Mitte 4. und 2.Klasse an einer Dorfschule. Dieses wurde auch ein-zügig geführt.
Dann bin ich wegen Trennung in die Stadt gezogen und sie Kinder sind zum Halbjahr in die Stadtschule gegangen.

Ich persönlich fand es im Dorf schöner für die Kinder. Besserer Zusammenhalt der Klasse. Die Kinder hatten eigentlich IMMER jemanden zum Spielen in der Freizeit.
Jeder Lehrer kannte jedes Kind, wenn mal was vergessen wurde war der Hausmeister oder de Putzfrau da. Man kann sogar den ganzen Ranzen vergessen #rofl

Allerdings hast du dann wohl ein Problem mit deiner Betreuung oder ?

LG Antje

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Ich kenne nur Schulen mit Klassenstärken von rund 30 Kindern (plus-minus 1). Das ist für alle eine Herausforderung. Für Lehrer und Schüler. Als ich zur Schule ging, waren wir auch gut 30 Schüler durchgängig, auch auf der weiterführenden Schule. Ich habe es nie als Nachteil empfunden, allerdings waren damals die Zeiten noch anders wie man so schön sagt. So viele "Problemfälle" gab es noch nicht, die aufeinander trafen.

Unsere Kinder haben auch in Containern vorübergehend Unterricht gehabt, bis jetzt zur Klasse 9 (der Älteste) immer fast 30 Schüler pro Klasse, z. T. keinen Musikraum, keinen Kunstraum und trotzdem haben sie gute Noten und besuchen Realschule und Gymnasium. Beide kommen damit gut zurecht. Auch in kleinen Klassen gibt es sicher auffällige und nicht sozial veranlagte Kinder und andere Probleme, die im normalen Schulalltag überall auftreten.

Woher weißt du, dass es 22 Anmeldungen in der Dorfschule gibt für das kommende Schuljahr? Sind die Anmeldungen schon gelaufen? Bei so einer kleinen Schule kann es euch passieren, dass sie irgendwann ausläuft - je nach Finanzlage der Stadt oder Kommune. Die letzen verbleibenden Klassen müssen dann eine andere Schule besuchen (so geschehen kürzlich bei je zwei Grund- und Hauptschulen hier. Und das in einer Großstadt mit fast eigenständigen Vororten). Eine Klasse muss (zumindest in NRW) ein Stärke von mind. 17 Schülern aufweisen sonst werden die Schüler umverteilt. Ist bei euch aber nicht möglich, da ohnehin nur einzügig. Und die Anzahl der Lehrer und deren Stunden wird nach einem Schlüssel berechnet und ist nicht eine nette Geste der Schulleitung. Die hätten i d. R. gerne immer mehr Personal, aber es steht ihnen keines mehr zu aufgrund der Gesamtschülerzahl/Klassen. Nur mal so als Denkanstoß............

Die Stadtschule wird vermutlich noch neu organisier, meist noch renoviert. Das dauert etwas bis sich sowas eingespeilt hat. Oft sind sie nachher besser ausgestattet als alle anderen Schulen. Du kannst dich sicher beim Amt für Schule erkundigen, was bei euch an Investitionen und Neuerungen in nächster Zeit geplant ist.

Ich würde es in eurem Fall von den Betreuungszeiten abhängig machen. Warum wollt ihr Klimmzüge unternehmen, wenn es auch einfach geht? Die Kinder kennen überall schon jemanden und lernen die anderen am ersten Schultag kennen. Je größer die Klasse umso mehr Freunde haben sie zur Auswahl. Kann eben auch positiv sein. Man möchte die Kinder zwar am liebsten gut behütet untergebracht wissen, aber die Kinder selbst haben meist die wenigsten Probleme mit der Umstellung. An großen Schulen bekommen sie Paten an die Hand, die das Schulsystem dort erklären und ansprechbar sind. Meist sind die Kinder stolz, zu so einer großen Gemeinschaft zu gehören und sich selbst zurecht zu finden.

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Ich denke, den Kindern ist es generell eher egal, ob sie nun auf eine große, vielzügige oder auf eine kleine, einzügige Schule gehen. Sie arrangieren sich da dann schon.
Ich denke auch im Hinblick auf die weiterführende Schule ist es unwichtig.
(Mein Sohn war zB auf einer sehr, sehr kleinen Grundschule und ist dann völlig unproblematisch auf eine Schule mit über 1000 Schülern geweschselt, er fands nur toll und spannend. Er hat allerdings etwas gebraucht, bis er sich im Schulgebäude orientieren konnte und nicht ständig verlaufen hat.)
Auch von der Klassenstärke würde ich es nicht abhängig machen. 27 Schüler ist nicht wenig, aber auch nicht wahnsinnig viel, ganz normal eben. Sicher, nur 22 Schüler wäre besser, aber wieviele Kinder es dann tatsächlich werden (das ändert sich oft bis zum letzten Tag) und was die Lehrkraft draus macht, siehst du erst, wenn es soweit ist. Meine Kinder hatten immer über 25 Schüler in der klasse und es war kein Problem.
Ich halte es auch für irrelevant, welche Schule seine Freunde besuchen. Meistens orientieren sich die Kinder zum Schulstart nochmal um, alte freundschaften werden unwichtig, neue kommen dazu...

Aber ihr braucht Betreunung bis mind 16 Uhr und das kann die Dorfschule nicht bieten. Ich denke nicht, dass man das über Jahre hinweg mit einer Tagesmutter/ Babysitter auffangen kann, erst recht nicht, wenn auch noch Hausaufgaben gemacht werden sollen. Und selbst, wenn du eine bezahlbare, passende Tagesmutter gefunden hat, brauchst du Ersatz, falls diese mal ausfällt oder gar kurzfristig ganz abspringt.Und bedenke, dass irgendwann die Schwester dazu kommt...
Solange du für dieses Problem keine Lösung findest (und zwar vor der Einschreibung), brauchst du über die kleine Dorfschule gar nicht weiter nachdenken

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Hallo,

unsere Tochter ist von der Dorfschule mit 46 Kindern (insgesamt!) aufs Gymnasium mit über 1500 gewechselt... ihre größte Angst war auch, sich zu verlaufen ;-), aber das war nach 1-2 Wochen vergessen.

Kat

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Hallo,

Bauchgefühl: Dorfschule. Mein Sohn ist auch auf so einer und glücklich (wenn auch bereits in der 1. Klasse die vorherrschende Meinung ist, dass Schule "doof" ist und Hausaufgaben sowieso....). Die Erfahrung von Bekannten zeigt, dass der Wechsel dann in die Stadt (also von Schule mit 120 Schülern auf Schule mit 1200 Schülern...) auch kein Problem darstellte.

Wenn du die Betreuung organisieren kannste, würde ich wirklich zur kleinen Schule raten. So etwas ist in meinen Augen nämlich ein großes Glück, dass nicht viele Kinder genießen können. Für die persönliche Entwicklung sehe ich ein Aufwachsen in KLEINGruppen von Vorteil.

Zu unserer Schule: 4 Klassen, Zwei Jahrgangsgemischte 1./2. Klassen und jeweils eine 3. und eine 4. mit jeweils in etwa 18 Kindern. Ich kann nicht klagen.

Grüße
K.

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Hallo,

ich antworte mal auf 2 deiner Fragen.

Unser Sohn besucht unsere Dorfschule, insgesamt 105 Kinder, außer der jetztigen 1. Klassen alle einzügig. Ich kenne einige Kinder, die bereits von dort auf die weiterführenden Schulen gewechselt sind, und die haben keine Probleme mit großen Schulen.

In der Klasse von Niklas sind es auch 26 Kinder, allerdings mit 2 Lehrkräften in den Hauptfächern, bzw. dort wird die Klasse auch räumlich getrennt. Auch Kunst und Musikunterricht findet versetzt statt. Quasi erst hat Gruppe A Musik und dann Kunst, für Gruppe B gilt das umgekehrte.
Ein super Konzept, das bereits im 2. Jahr super funktioniert. Eine Klassengemeinschaft bildet sich trotzdem.
Für uns ist der Vorteil das die Kinder nicht so schnell "untergehen" in einer riesen Masse an Kindern. Jeder kennt jeden quasi. Mit Beginn der nächsten Schule sind sie 10 Jahre alt und wesentlich weiter entwickelt. Geistig wie auch körperlich.

Wenn ihr die Betreuung regeln könnt, würde ich die Dorfschule nehmen.

LG
Tanja

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Hallo,

also ich bin früher als Kind selbst in eine Dorfschule gegangen und kann mich nicht beklagen, unsere Große geht in die 1. Klasse Stadtschule und bis jetzt kann ich mich auch nicht beklagen, wenn ich nun die Wahl gehabt hätte, kann ich auf Anhieb nicht sagen, für welche ich mich entscheiden würde. Wenn es aber bei Euch nun mehr um die Betreuung geht, würde ich das mal durchrechnen mit der Tagesmutter, denn wenn Eure Tochter später auch in die Schule kommt, dass ihr das mal auch berücksichtigt bei der Berechnung.

Also wäre eine Variante er geht in die Dorfschule, hat ab mittags eine Tagesmutter (wo mit ihr ja auch eine Uhrzeit ausgemacht werden muss, wann Ihr kommt) und er wird in der Dorfschule ja auch noch andere Kinder kennenlernen und mittags bestimmt treffen. Und später wie gesagt wird die Tochter dann auch auf diese Schule gehen und die Tagesmutter auch sie mit betreuen, kostet ja dann praktisch doppelt.
Andere Variante also er geht in die Stadtschule hat Betreuungsmöglichkeit bis 17 Uhr und es sind mehr Kinder die er kennt auf dieser Schule. Aber wie gesagt, dort wird er ja auch noch andere kennenlernen. Das praktische an der Stadtschule wäre, dass Ihr eventuell etwas flexibler bei den Abholzeiten seit aber wie ist die Betreuung dort freitags??

Ich würde mir die Kosten erst mal beider Varianten anschauen, Tagesmutter und Betreuung. Und was mir noch einfällt, das mit den befreundeten Kindern kann sich auch schnell ändern. Unsere Tochter kam mit den meisten befreundeten Kindern in eine Klasse in der Stadtschule und mit ihrer "besten" Freundin hat sie irgendwie nicht mehr so zu tun. Sie hat sich mit einem Jungen den sie erst kennengelernt hat vom ersten Tag an angefreundet. Grund ist aber auch, dass die meisten mittags nach hause gehen und meine Tochter bis 16 Uhr bleiben muss. Dadurch sind auch einige Freundschaften etwas auseinandergegangen, weil die Zeit einfach nicht mehr da ist zum Spielen am Nachmittag. Würde ich dann bei Euch auch abklären, ob Abholung auch früher sein darf weil bei uns in der Ganztagsschule leider nicht möglich:-( und freitags aber direkt nach dem Unterricht, da dann kein Ganztags ist.

LG
jiggi