Entscheidung Hauskauf: Wie vorgehen?

Liebes Forum,

ich bin bereits seit längerer Zeit stille Mitleserin und wende mich heute mit einem ersten eigenen Beitrag an Euch. Mein Partner und ich sind bereits seit Längerem auf der Suche nach einem Eigenheim (EFH). Durch den angespannten Immobilienmarkt der vergangenen Jahre, den rasanten Zinsanstieg in Folge des Ukrainekriegs, die enormen Baukosten etc. sind wir bisher jedoch noch nicht dazu gekommen, ein passendes Haus für uns zu finden. Nun zeichnen ich jedoch nach Jahren der Suche mehrere Möglichkeiten ab, die uns einerseits freuen, uns jedoch in Bezug auf die Entscheidungsfindung auch zunehmend "stressen". Um folgende Varianten geht es dabei:

Haus A ist eine Bestandsimmobilie aus den 60er Jahren, bei der viel renoviert werden müsste (Elektro- und Wasserleitungen, Bäder, Küche, mindestens ein Wanddurchbruch etc.), die jedoch einen tolles Grundstück mit Südausrichtung (fast 800m2) hat. Auch optisch gefällt uns das Haus von außen (sehr) wie auch von innen (wenn es denn fertig renoviert bzw. saniert ist) gut. Das große Manko ist hier, dass das Haus in einem Mischgebiet liegt, d.h. direkt umgebend sind zwar weitere Häuser, in 150m Entfernung beginnt allerdings das Gewerbegebiet. Daher ist hier mit mehr Verkehr und eventuell (!) auch mit mehr Lärmbelästigung zu rechnen (das kann ich ehrlich gesagt nicht genau einschätzen).

Haus B ist ebenfalls eine Bestandsimmobilie, jedoch aus den 70er Jahren. Auch hier müsste die Elektrik sowie die Wasserleitungen neu gemacht werden. Vom Grundriss gefällt uns das Haus ebenfalls gut. Durch das Flachdach wäre hier zudem die Möglichkeit geben, hier perspektivisch eine PV-Anlage zu installieren. Das Grundstück ist hier etwa 100 m2 kleiner und durch die Bauweise des Hauses (bungalowähnlich) etwas stärker "verbaut", d.h. es ist weniger Garten vorhanden und der Großteil davon liegt zudem im Norden. Der große Vorteil wäre hier, dass das Haus in einem reinen Wohngebiet liegt, der Nachteil ist der Garten in Nordlage.

Beide Häuser werden noch mit einer Öl-Heizung betrieben, da müssten wir also perspektivisch auch ran. Preislich sind beide Häuser ähnlich veranschlagt.

Variante C wäre, dass wir in diesem Jahr mit etwas Glück einen Bauplatz in einem Neubaugebiet zugeteilt bekommen. Allerdings sind wir eher nicht so die Neubautypen, da uns gewachsene Strukturen (Stichwort Durchmischung) wichtig sind, auch was den Faktor Begrünung etc. angeht. Vorteil bei einem Hausbau wäre natürlich, dass wir nach unseren Vorstellungen bauen könnten, Nachteil ganz klar, dass der Neubau deutlich teurer wäre und bis so ein Neubaugebiet auf der "grünen Wiese" fertiggestellt ist, vergehen sicher noch einige Jahre...

Ich muss dazu sagen, dass wir beide Gartenfans sind und die Entscheidung daher "eigentlich" klar gewesen wäre, wäre da nicht das Mischgebiet...

Wie würdet ihr in unserem Fall vorgehen?
Ich freue mich über Ideen und Anregungen von Euch. :-)

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Wir wohnen in einem Mischgebiet. Es hängt davon was für Gewerbe ansässig ist und was erlaubt ist.

Bei uns 3 Häuser weiter ist ein kleiner Fensterbauer (auch Haustüren, Rolläden und Markisen). Es ist etwas Verkehr, aber nicht sehr viel. Arbeiten tun sie leise. Liederverkehr ist 1-2x die Woche ein LKW morgens. Ist nicht viel. Dann parkt ein Kieswerk seine LKWs 6 Häuser weiter. Man hört, wenn morgens früh die LKWs angemacht werden, aber nur bei geöffnetem Fenster und der Wind entsprechend steht. Meine Mutter hatte in unserem Haus ein Kosmetikstudio. 3 Häuser weiter ist ein kleiner Deko-Laden.

Schaut doch mal was für ein Gewerbe dort existieren. Fragt beim Bauamt nach was für Gewerbe dort angesiedelt werden darf.

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Als Gartenfan würde ich keinesfalls das Grundstück nehmen, bei dem der Garten überwiegend auf der Nordseite liegt.
Das ist super, wenn man dort eine Terrasse anlegen oder im Gras sitzen will. Nicht zu heiß, im Sommer sehr angenehm.
Aber Gemüse oder Blumen sind auf der Nordseite wirklich schwierig, da ist man einfach ziemlich eingeschränkt.

Für die Lärmbelastung würde ich mir einfach mal Zeit nehmen.
Nehmt euch zwei Campingstühle, Thermoskanne und Decken mit und setzt euch dort vor's Haus. Und zwar einmal von 6.00-13.00 Uhr und dann von 14.00-19.00 Uhr. Ungefähr. Aber morgendlichen Berufsverkehr, Lieferverkehr mitten am Tag UND Feierabendverkehr beobachten.

Ich persönlich fände Neubau aber auch eine attraktive Idee.
Gemischte Bewohner - geschenkt, wenn man dafür viele Nachbarn in ähnlichem Alter hat und auswählen kann, mit wem man sich am besten versteht.
Neubauten verbrauchen heutzutage so wenig Energie, da kommt ihr auch mit einer teuren Sanierung nie ran > Sparpontential in späteren Jahren.
Allerdings sind Neubau-Grundstücke oft relativieren klein, wenig Garten.

Bei dem Südgarten würde ich höchstens noch bedenken, dass man da relativ viel wässern muss und viel Schatten braucht, um sich im Garten aufzuhalten.
Wir lieben unsere Hanglage nach Süden - aber die Terrasse ist doch an vielen Tagen "gesperrt wegen Überhitzung", trotz Sonnensegel. Bäume machen kühleren Schatten, aber das dauert.
Ein ordentlicher Dachvorsprung Richtung Süden kam bei der Sanierung dazu: Dachsparren wurden verlängert - war teuer, hat sich aber gelohnt. Das rettet uns im Sommer vor viel Hitze und das Haus bleibt kühl.

Bearbeitet von O-Doolia
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Ich bin echt überrascht von deiner Einstellung zur Nordausrichtung. Ich meine das ganz wertfrei! 🙋🏼‍♀️ Ich hätte im Traum nicht dran gedacht, dass man das "anders" sehen kann als ich. 😂 Aber man lernt nie aus.

Für mich wäre eine Nord-Terrasse ein KO-Kriterium. Um eine Nord-Terrasse "als Vorteil" nutzen zu können, muss es echt richtig, richtig warm sein. Also maximal ein paar Tage im Sommer. Das restliche Jahr hat eine Südterrasse absolute Vorteile. Sie ist einfach viel länger im Jahr nutzbar. Auf einer Südterrasse kann man (windgeschützt) von Frühling bis Herbst draußen sein. Ich weiß wovon ich spreche. Wir haben eine Süd-Terrasse nämlich nachgerüstet. Vorher hatten wir nur eine Richtung Osten. Toll zum Frühstücken in der Sonne morgens, aber wenn ab mittags der Schatten kam, wurde es in Frühjahr und Herbst schnell zu kalt. Und auch im Sommer braucht es im Schatten auch mind. 25 Grad, dass man in kurzen Klamotten ohne Frösteln länger dort sitzen kann. Die Südterrasse kann man einfach viel, viel, viel länger im Jahr nutzen. Ich habe bei uns auf der Südterrasse (windgeschützt) schon bei 18 Grad im Bikini in der Sonne gelegen (März/April). Auf einer Nordterrasse im Schatten hätte ich ne Jacke gebraucht. Ja, im Hochsommer wird es teilweise sehr heiß. Aber da kann man sich mit Sonnenschirm oder -segel gut behelfen. Die 3-fach längere Nutzungsdauer wiegt das für mich aber mehr als auf.

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Ah, spannend.

Und ich war überrascht, an wie vielen Tagen unsere Terrasse wirklich schlicht unbenutzbar war. Gästen nicht zuzumuten...
Und das, obwohl der Sommer 2023 ja gar nicht soo heiß war...
Aber persönliche Erfahrungen sind ja nie objektiv - einer der heißesten Tage war mein Geburtstag und ich war total enttäuscht, dass es auf unserer neuen Terrasse einfach viel zu heiß war :-(

Und dann sind wir auch nicht Typ Spanien-Urlauber und brutzeln nicht so gerne in der Sonne.
Und, wie gesagt, ist Schatten nicht gleich Schatten. Mein Sonnenschirm ist zwar riesig aber unter den Bäumen im Garten war es immer frischer und angenehmer.



Wir überlegen hier gerade, ob wir einen weiteren Sitzplatz auf der Nordseite anlegen ;-)
Die Sommer werden ja tendenziell heißer.
Mal sehen.

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Bei diesen Optionen wäre ich ganz klar für: Neubau…. sofern es finanziell machbar ist.

Nordgarten ist doof, sofern ihr gärtnern wollt.

Mischgebiet mag noch OK sein, aber das Baujahr würde mich abschrecken. Da müsst ihr dämmen und alles Mögliche neu machen.

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Grundsätzlich Haus A.

Einfach mal bei den zwei Nachbarn klingen und fragen.🤷‍♀️

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Vielen Dank für eure ganzen Kommentare und Anregungen. Allein anhand der Rückmeldungen wird mir noch einmal bewusst, wie unterschiedlich die Prioritäten in Bezug auf das Thema Eigenheim liegen.

Ich möchte gerne noch ein paar Sachen ergänzen:

Bei Haus A ist es tatsächlich eine tolle Idee, dass wir uns dort einmal zu den Stoßzeiten hinsetzen und beobachten, wie sich der Verkehr dort so verhält. Ein großer Pluspunkt bei dem Grundstück ist zudem noch, dass es ein Eckgrundstück ist, d.h. dass es nur einen direkten Nachbarn rechts sowie ein angrenzendes Grundstück am hinteren Ende gibt. Klar, damit gehen auf der anderen Seite natürlich auch ein paar mehr Pflichten, z.B. Schnee schieben etc. einher.

Bei Haus B ist es tatsächlich so, dass neben dem Nordgarten auch noch eine kleine Terasse im Westen sowie etwa 5 Meter Garten (einmal rund ums Haus) im Süden vorhanden ist. Da könnten wir zumindest ein bisschen gärtnern, aber eben nicht so, wie eigentlich von uns angedacht...

Und bei dem Neubaugrundstück müssten wir einfach einen deutlich höheren Kredit aufnehmen. Zudem braucht natürlich auch das Außengelände eine ganze Weile, bis es so schön eingewachsen ist. Gleichzeitig hat man bei einem Neubau aber natürlich auch erstmal ein paar Jahre Ruhe, wenn es fertiggestellt ist. Auch in Punkto Kostensicherheit.

Ich bzw. wir sind einfach total überfragt :-/

Bearbeitet von kugeltisch123
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Bring noch in Erfahrung von wann das Dach ist. Je nach Dachart ist ein neues sauteuer. Unser Dach ist nämlich aus den 70ern und könnte langsam mal eine Erneuerung gebrauchen. Da wäre man, wenn man es komplett vom Dachdecker machen lässt bei ~150.000€.
Bei einem Neubau hat man die Folgekosten halt besser im Blick. Allerdings wäre so ein kleines Grundstück nah auf nah auch nichts für mich😅

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Neubau und Bestand hat alles Vor und Nachteile. Wir haben schlussendlich einen zentral gelegenen Altbau mit riesigem Grundstück gekauft. War mir anfangs auch unsicher, weil ich aus Energiegründen keinen Altbau wollte und das Haus direkt an der Bahn liegt. Letztlich liebe ich aber die Lage und das Projekt! Und dieses Jahr kommt eine Schallschutzwand. Habe letzthin eine Freundin im Neubau besucht. Ja, alles schick und neuester Stand, das ist schon schön. Aber auch die haben Baumängel, mir persönlich gefällt die Lage nicht und mir ist Neubau einfach zu steril.
Hört auf das Bauchgefühl. Haltet euch regelmäßig an Haus A auf und hört dann hin, wie sehr euch der Verkehr stört. So habe ich es hier wegen der Bahn auch gemacht und ich registriere sie gar nicht mehr…

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Zu Haus A könntest du Mal bei der Baubehörde nachfragen, ob es für das Mischgebiet eine Lärmkarte gibt. Falls ja, könntest du daraus die Einwirkung auf das Gebäude abschätzen.

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Grundsätzlich denke ich das Haus A am besten zu euch passen würde. Mit dem Mischgebiet würde ich gucken würde mich jetzt weniger stören . Haus B hört sich wegen dem Garten nicht ideal für euch an . Neubau könntet ihr natürlich nach euren Wünschen gestalten neben der Kostenfrage fürs Haus könnte die Grundstücksgrosse eine nicht unbedeutende Rolle spielen hier in den Neubaugebieten ist die Grundstücksfläche und damit die Größe des Gartens ziemlich überschaubar je nachdem müsstet ihr eher 2 Grundstücke nebeneinander kaufen um so einen großen Garten wie bei Haus A zu bekommen .

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Das Dach bei Haus A ist aus den 70ern, bei Haus B (Flachdach) vor rund 20 Jahren neu gemacht worden, wobei das nur heißt, dass die Dachpappe neu gemacht wurde. Isoliert ist da auf beiden Dächern nichts. Bei Haus A könnte man zumindest eine Dachbodendämmung, sprich den Boden dämmen. Wie es sich da bei einem Flachdach verhält, keine Ahnung...

Was ich grundsätzlich glaube ist, dass uns ein sanierter Altbau am Ende deutlich eher zusagen würde als ein "steriler" Neubau. Allerdings ist die Frage, wie lange so eine Sanierung, z.T. auch in Eigenregie dauert und was das so für Auswirkungen auf das Nevenkostüm hat :D

Die Idee mit der Lärmkarte finde ich gut, danke für den Tipp :-)

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Möchte hier noch zu bedenken geben, dass du bei einem Altbau die Kosten nie genau abschätzen kannst. Meist kommt immer noch irgendwas Unerwartetes und ihr müsst eben auch immer wieder ran, ständig muss was ausgetauscht/neu gemacht/neu gedämmt werden. Da kommt man über die Jahre auch auf seine Euros und das ist oft am Ende nicht weniger als der Neubau. Wir renovieren gerade ein 70er Jahre Haus meiner Oma. Es wird uns nur als Wochenendhaus dienen, weshalb wir viele Kompromisse eingehen aber was selbst da schon alles unerwartet kam... Ich verstehe daher inzwischen auch, warum manche Beziehungen an so langen Sanierungen scheitern, das können (müssen nicht!) schon arge Belastungen sein. Auf jeden Fall würde ich bei den Altbauten einen Gutachter draufschauen lassen.

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Wir haben vor drei Jahren ein Haus von 1900 gekauft. Es ist eine ganz gemischte Nachbarschaft und das habe ich total unterschätzt. Am Anfang war ich froh, dass in den Nachbarhäusern Familien wohnten,auf mehr habe ich nicht geachtet . Im Nachhinein ist es total schön, in so einer generationsübergreifende Straße zu wohnen. Auch die Sanierung hat gut geklappt, wir waren in einem Jahr fertig. Allerdings ist das auch schon etwas her… Wir haben ein sehr großes Grundstück bekommen, das wäre in einem Neubau nicht möglich gewesen. Würde es immer wieder so machen. Fühle mich einfach in einem Altbau, in einem Haus mit Geschichte, wohl. Aber auch das ist sehr subjektiv!
Geht wirklich für einige Stunden zu den jeweiligen Häusern und hört dort in euch hinein. Meistens hat man am Ende ein gutes Gefühl, ob man sich in letzter Konsequenz vorstellen könnte hier zu wohnen. Viel Erfolg.

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