Wutanfälle aus der Hölle

Guten Morgen,

wenn ich schonmal hier bin, dann stell ich gleich eine Frage hinterher.

Unser Sohn ist 19 Monate alt und sehr willensstark. Seit einiger Zeit hat er wirklich heftige Wutanfälle. So heftig, dass wir alles in unmittelbarer Nähe was potentiell gefährlich werden kann, wegstecken oder hochstellen. ( Gestern hat er in seiner Wut eine Birne auf mich geworfen ). Da er sehr gut und zielsicher werfen kann, ist dass dann schon gefährlich zum Teil.

Es ist ungefähr jedes mal das gleiche Schema:

BEISPIEL von gestern:

Wir kommen vom Spaziergang rein in die Wohnung, ziehen im Windfang unsere Schuhe aus, die voller Matsch waren. Sohn trägt seine Schuhe ins Wohnzimmer und will sie dort wieder anziehen. Als ich sage nein, die Schuhe sind für draußen und auch dreckig, kriegt er einen Wutanfall. Die Schuhe werden zuerst aggressiv mehrmals in mein Gesicht geschoben, dann geworfen ( meist bin ich dann schnell genug und Stelle sie weg ).

Ich versuche meinem Sohn also eine Alternative anzubieten. " Im Kinderzimmer stehen Hausschuhe, die kann Mama dir anziehen ".
Alternative ist für ihn nicht interessant.
Er folgt mir ins Kinderzimmer, ist kurz von den Schuhen angetan , sieht aber dann dass es nicht seine draußen Schuhe sind und er schreit schrill. Das geht sehr lange.

Ich versuche Körperkontakt aufzubauen, streichel seine Schulter oder Wange bleibe aber beim Nein. Keine Straßenschuhe in der Wohnung.
Körperkontakt will er in solchen Momenten allerdings meist nie. Wenn er merkt dass ich bei meinem Nein bleibe, dann sucht er irgendwas in der Wohnung was er aus Wut werfen kann. Gestern war es zb. die Birne.
Irgendwann davor mal ein Teller der auf dem Tisch stand mit Keksen drauf.

Meist distanziere ich mich dann etwas, also ich bin da und auch für ihn da aber schenke dem Verhalten nicht viel Aufmerksamkeit. Ich setzte mich dann gestern hin und hab eine Kerze angezündet. Er findet Feuer gerade sehr interessant, weil beim Feuer kommt meist die Feuerwehr etc. Das war dann zb. gestern der Schlüsselmoment wo der Wutanfall endete, weil er mit mir die Flamme bestaunen wollte und die Schuhe vergessen hat.


Ich frag mich, ob ich mit den Wutanfällen richtig umgehe.

Ich fühle mich etwas schlecht das Verhalten irgendwann nicht mehr richtig zu beachten, aber Körperkontakt will er partout nicht und meine Worte hört er in dem Moment auch nicht.
Ich weiß aber auch nicht ob Ablenkung in dem Fall das richtige ist.

Wie geht ihr damit um, welche Strategien funktionieren bei euch?

Lg

Achso, dass er nix werfen soll kriegt er dann übrigens auch gesagt. Ich sag dann er kann seinen Ball werfen. Birne ist essen und wird gegessen und Mama tut man nicht weh.

Bearbeitet von Goldklee
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Am Beispiel mit den Schuhen: Gib den Schuhen eine Garage. Bau diese mit deinem Kind. Ein Schuhkarton beispielsweise. Bemalen und dann hinstellen. Da werden die Schuhe geparkt. Manchmal bedarf es dieser kleinen Dinge.

Ablenkung mit Feuer finde ich total unproduktiv. Bei Feuer kommt die Feuerwehr. Richtig, aber das würde ich nicht nutzen. Feuer einer Kerze ist ja für dich okay ,aber Kinder kommen auch phänomenale Ideen. Sei vorsichtig!

Evt kauft und gestaltet ihr ein Wutkissen.

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Tolle Idee mit dem Karton ☺️🥰

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Unsere Tochter ist 18 Monate alt und hat auch regelmäßig heftige Wutanfälle. Im Gegensatz zu ihrem älteren Bruder. Da konnte ich sie an einer Hand abzählen.
Ich bleibe bei ihr sitzen, beobachte sie, sage manchmal was und zeige ihr einfach, dass ich da bin. Sobald sie Körperkontakt will, kommt sie zum Kuscheln. Das dauert aber. Dann erkläre ich ihr nochmal, dass ich ihre Wut verstehe, aber xy nicht geht. Und schlagen/werfen usw wird direkt unterbunden. Ich lenke sie nicht ab, sondern halte es nur aus und warte. Das kann lange dauern, aber sie soll ja lernen mit ihren Gefühlen klarzukommen.

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Eben. Irgendwie dachte ich mir dann dass Ablenkung ja auch auf Dauer vllt. keine gute Idee ist, weil er sich ja schon mit seinen Gefühlen auseinandersetzen darf und soll. Ich glaube das aushalten fällt mir schwer.

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So wie ich das verstehe,
sucht sich dein Sohn ja schon selber ein Ventil für seine Wut - indem er gegenstände wirft.
Das finde ich gut nutzbar.

Veilleicht bietets du ihm weiche Dinge zum Werfen an - die er dann nur werfen darf wenn er so wütend ist (also kein immer zur Verfügung stehendes Material)
Bälle, Kuscheltiere, Socken.
(Da könnte man oben auf dem Schrank ein Körbchen stehen haben - was du dann runter holst sobald er sich Dinge zum Werfen sucht)

bei usn funktioniert(e) es ganz gut, die Wut in angemessenem rahmen raus zu lassen (es wird niemand verletzt, nichts kaputt gemacht). Die Große schmiss auch gerne mit Dingen.
Mini stampft gerne - so groß sind die Wutanfälle noch nicht, aber wenns los geht stampfe ich vor und sie stampft nach.

Die Energie muss halt irgendwo hin.
Ablenken - mit Kerze z.B. würde hier wohl nicht funktionieren.
Aber da ist auch jedes Kind anders.

Sollte das mit den Straßenschuhe immer wieder vorkommen, kann man vielleicht auch versuchen die Situation zu umgehen.
Z.B. Straßenschuhe werden draußen ausgezogen und draußen stehen gelassen.
Dann bist du entspannter weil die Bude nicht gleich wieder dreckig wird (Straßenschuhe ins Wohnzimmer schleppen - da wäre ich auch nicht sonderlich entspannt ^^) und wenn sie draußen stehen sieht der Knirps sie nicht mehr - aus den Augen aus dem Sinn.

Alles Gute.

Bearbeitet von AnjaIi
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Jaja, die Wutanfälle sind toll.
Ich würde auch versuchen die Situation auszuhalten und ihm etwas zum werfen anbieten wenn es sein muss.

Motte z.B. haut um sich oder beißt 🙈.
Da gibt es ein klares nein (gerade beim beißen, da gibt es dann schon mal Ärger, bei nem fast vollen Gebiss tut das schon gut weh).
Uns hilft Abstand wenn man merkt das sie gerade von Gefühlen überrannt wird (sie kommt dann zum kuscheln wenn sie soweit ist).
Ich versuche es auszuhalten und trigger Situationen zu vermeiden

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Sorry aber dann muss man mal als Elternteil auch mal bisschen lauter werden und grenzen setzen! Wenn du ständig nur im ruhigen Ton und ihm über die Wange streichelst und sowas dann wird er nie lernen das sowas falsch ist ! Das geht garnicht mit Gegenständen um sich zu werfen und euch eventuell zu verletzen. Du musst dem kleinen aufjedenfall Grenzen setzen sonst wird es immer schlimmer.

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Hallo,

hast du irgendwas über meinen Tonfall gelesen? Hab den nämlich gar nicht erwähnt. Und ruhig über die Wange streicheln tut man natürlich nicht als Belohnung fürs werfen, aber er darf von mir getröstet werden wenn er Wut oder Trauer empfindet.

Übrigens ist ihm das völlig Banane ob ich schreien würde oder lauter sein würde. Denkst du dann kann er den Impuls des werfens kontrollieren? Er ist 19 Monate alt. Er hat keine Impulskontrolle.

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Ich glaube, du solltest dich nochmal einlesen zum heutigen Umgang mit den Gefühlen von Kleinkindern.

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Ich versuche solche Wutanfälle vorher abzufangen. Wenn du weißt dass er zu Hause vermutlich einen Wutanfall haben wird weil er Schuhe nicht ausziehen will oder die Jacke oder irgendwas in die Richtung, schlag ihm im Vorhinein was vor was ihr machen könnt 😊 In dem Fall wäre es jetzt komm jetzt gehen wir rein, du ziehst und Schuhe und Jacke aus und dann gehen wir gleich ins Wohnzimmer und zünden eine Kerze an damit wir es zu Hause gemütlich haben 😊

Bearbeitet von K1lug
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Du machst alles richtig und du kennst dein Kind auch am besten.
Die kleinen haben einfach noch keine Impulskontrolle und wollen dir nichts böses, da sind einfach zu viele Gefühle die plötzlich aufeinander stoßen und dann explodiert es.

Die Idee von meiner Vorrednerin mit der stiefelgarage find ich richtig toll. Wäre super wenn sowas funktioniert.
Und ansonsten hast du ja mittlerweile Punkte wo du anknüpfen kannst (Feuerwehr, (Feuer an sich vielleicht nicht, ist gefährlich)und wirst mit Sicherheit in der nächsten Zeit noch mehr so Punkte finden die sich nutzen lassen.

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Mein Ziel ist bei Wutanfällen der
Kinder immer auszustrahlen "ich bin für dich da, ich verstehe dich". Gleichzeitig bleibe ich bei der gesetzten Grenze und sorge für Sicherheit. Mehr ist meiner Meinung nach nicht unbedingt nötig. Und wenn man nicht allzu viel Kapazitäten hat, würde ich mich immer nur darauf konzentrieren. Klar, wenn man denkt, dass es eine gute Alternative gibt, die das Problem in Luft auflöst, kann man das natürlich machen. Aber wenn der Vorschlag nicht angenommen wird, einfach akzeptieren. Und auch nicht ablenken mit Feuer oder sonstigem spannendem. Dein Kind soll lernen, dass ihr beide mit der Frustration umgehen könnt und dass das Problem gar nicht so dramatisch ist und nicht gelöst werden muss und dass die Emotionen, wenn man ihnen Raum gibt, von alleine weggehen. Auch du musst vielleicht erst noch lernen darauf zu vertrauen. Und je weniger du tust, desto mehr Raum entsteht für das durchleben der Emotionen.

Also bei uns wäre der Ablauf so gewesen: Sobald das Kind mit den Schuhen Richtung meinem Gesicht wedelt, hätte ich die Schuhe an mich genommen (mit einer knappen Erklärung) und aufgeräumt und mich zwischen Kind und Schuhen platziert. Dann hätte ich Verständnis geäußert, dass das jetzt echt frustrierend ist und dass ich verstehe, dass das Kind die Schuhe unbedingt weiter tragen wollte. Ich würde Nähe anbieten aber nicht aufdrängen. Und würde aber so nah am Kind bleiben, dass ich sofort einschreiten kann wenn ich die Sorge hätte, dass gleich was geworfen wird. Ansonsten einfach neben dem Kind sitzen bleiben, tief durchatmen, verständnisvoll schauen, offene Körperhaltung und abwarten.

Wichtig ist, dass auch du dich nicht ablenkst, sondern deinem Kind vorlebst, dass die Situation aushaltbar ist und ihr das gemeinsam durchsteht. Klar, wenn du eine Pause brauchst, dann ist das notfalls so. Vielleicht kannst du dir einen Satz überlegen, den du dir selbst sagen kannst, um mehr Ruhe zu bewahren?

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Danke für die tolle Antwort. Du hast sehr gut erklärt, was ich noch nicht für mich greifen und umsetzen konnte ☺️