Autoaggression aufgrund von Empathie

Hallo zusammen,
leider habe ich bzgl. unseres "Problems" noch keine richtige Beschreibung gefunden, daher probiere ich es mal so:
Unser Sohn, 2 Jahre, neigt nicht nur bei Wutanfällen dazu umsichzuschlagen, zu treten, seinen Kopf irgendwo dagegen zu hauen, sondern auch, wenn er erschrickt und vor allem, wenn er erschrickt, weil sich ein nahestehender Mensch verletzt. Verletzt im Sinne von: Mama schlägt sich den Ellenbogen an der Tischkante an und ihr entfährt ein heftiges "Au". Dann scheint die Welt still zu stehen: Unser Sohn holt sekundenlang Luft, fängt an zu brüllen wie sonst nicht und versucht sich mit aller Gewalt den Schädel gegen die Tischecke zu rammen. Oder: Rutscht Papa eine Treppenstufe ab und schafft es sogar den Schmerz zu unterdrücken... keine Chance: Wenn man den Junior in diesem Moment nicht richtig fest an den Armen gehalten hätte, er hätte sich das komplette Treppenhaus herunter gestürzt.
Wir sind echt ziemlich ratlos deswegen. Ich meine, die "normalen" Wutanfälle sind schon schlimm und wir wissen manchmal auch nicht, wie wir ihm diesbezüglich begegnen sollen. Aber das kann man alles noch nachvollziehen. Aber diese Aktionen, wenn wir uns anschlagen oder ähnliches, das macht uns echt zu schaffen. Kennt jemand dieses Verhalten? Würde man das als ein hochsensibles Kind bezeichnen? Wie können wir dem begegnen?
Viele Grüße und danke für eure Antworten.
wolke

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Das klingt tatsächlich etwas außergewöhnlicher als die typischen kleinkindliche Anfälle.

Was sagt denn der Kinderarzt dazu?

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Zu früh abgeschickt:

Ich würde aber mit gefährlichem Halbwissen behaupten, dass ein Kind mit 2 Jahren von der Gehirnentwicklung her noch gar nicht in der Lage ist, Empathie zu entwickeln! Von daher würde ich das unbedingt mal medizinisch untersuchen lassen!

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Hi 👋🏻 das klingt echt anstrengend im Sinne von, dass man immer schaut, solche Situationen zu vermeiden.
Aber mit 2 Jahren ist das Empfinden von Empathie noch nicht besonders ausgeprägt, jedenfalls nicht so extrem würde ich sagen.

Wir haben allerdings auch ein sehr sensibles Kind (jetzt 3 J). Und er hat phasenweise eine ähnliche Reaktion wenn ihn jemand anderes als wir Eltern auf Gefahren hinweist.
Zb "Tom, pass auf, da kommt ein Auto".....
Dann fängt er furchtbar an zu weinen, kommt zu uns gerannt und ist kaum zu beruhigen. Wenn aber die gleiche Person sagt "Tom, du bleibst jetzt mal ordentlich sitzen und isst." gibt's diese Reaktion nicht.
Es hat bei uns also mit diesem "warnen" zutun. Früher hatte er das übrigens auch wenn er sich dolle erschreckt hat zb wenn unvermittelt neben ihm ein Kind zu schreien begonnen hat...

Ich kann mir das auch schwer erklären und es macht mir Sorgen aber es ist halt nur phasenweise. Vielleicht weil er denkt er ist nur knapp einem Unfall entgangen? Oder weils ihm furchtbar unangenehm ist? Oder weil er denkt er hätte was falsch gemacht? Ich weiß es nicht...Aber ich denke mit zunehmendem Alter werden sie Situationen besser einordnen können und sich "angemessener" verhalten.

Lg juju

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Wenn es um dieses Thema geht spreche ich immer bewusst von "Emotionsausbrüchen" und nicht von Wutanfällen, weil es meiner Meinung nach sehr oft nicht (nur) Wut ist, sondern auch alle anderen negativen Emotionen. Bei unserem Sohn steht meistens Traurigkeit/Enttäuschung im Vordergrund, bei eurem vermute ich eher Angst/Unsicherheit. Er kann eben momentan mit diesen Emotionen noch nicht gut umgehen und braucht dabei Unterstützung, aber wenn ihr ihm zur Seite steht, wird er es sicher ob den nächsten Jahren lernen.
Ich würde auch (außer wenn er eh einen besonders schwierigen Tag hat) nicht bewusst versuchen keinen Schmerz mehr zu zeigen, sondern eher vorleben, dass Schmerz, Trauer, Angst und Wut ganz normal sind und im Alltag ständig vorkommen und dass man damit umgehen kann. Meinem Sohn hilft es zum Beispiel sehr, wenn er merkt, dass ich für das Problem eine gute Strategie habe. Zum Beispiel verwende ich ein Kühlpack, wenn ich mir den Kopf angehauen habe, oder ich mache mir einen Tee, wenn ich Halsschmerzen habe und erkläre ihm das auch so. Er merkt dann, dass ich mit der Situation umgehen kann und ist beruhigt.

Wenn euer Sohn sich selbst verletzt, dann scheint er wirklich besonders schlecht mit negativen Emotionen und der damit einhergehenden Anspannung umgehen zu können (aber natürlich kommt das bei Kleinkindern vor). Ich würde verstärkt versuchen mit ihm Strategien zu erarbeiten um diese Anspannung ohne Verletzungen abbauen zu können (stampfen, mit aller Kraft gegen meine Hand drücken, ins Sofa hauen, laut schreien etc.).

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Hallo,
danke für eure Antworten. Ich hoffe, ich melde mich jetzt auf jeden Vorschlag, falls nicht - war keine Absicht, aber die mobile Darstellung ist etwas arg kompakt.

Bzgl. Empathie hast du wohl recht. Ich habe das gar nicht wirklich in Frage gestellt und dachte, das sei angeboren. Gem. ersten Suchergebnissen ist es aber wohl eine erlernbare Fähigkeit, die Kinder in dem Alter (also 2) eher noch nicht haben. Aber sei es drum; dann ist es ja doch so, dass es sich um Bezugspersonen handelt.

Kinderarzt: An den habe ich noch gar nicht gedacht. Manchmal ist man echt zu blöd, das naheliegendste zu sehen. Vielleicht rufe ich nächste Woche mal an.

Tom: Das klingt auch ungewöhnlich. Ein bisschen beruhigend zu hören, dass auch andere Kleinkinder manchmal seltsam reagieren.

Emotionsanfall: klingt wahrlich viel besser! Und trifft es natürlich exakt.

Strategien: haben wir eigentlich auch. Aber so richtig ziehen tun sie nicht. Das Kühlkissen auf Mamas Kopf zu legen, geht gut. Aber selbst möchte er es nicht. Naja, kommt vielleicht noch.

Vielleicht warte ich einfach auch noch ein paar Monate. Zur Zeit war es einfach wieder vermehrt, da fragt man sich halt schon, wie man ihm helfen kann. Begonnen hat es aber auch schon vor Monaten. Arme Knirpse - so viel zu lernen.
LG,
wolke

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Ergänzung:
weitere Strategien werden wir sicher ausarbeiten! 👍🏻