Entwicklungsverzögerung = wenig IQ / Erfolg?

Hallo zusammen!

Kurz zu unserem Sohn:

- 34 Monate
- Globale Entwicklungsverzögerung
- bekommt Frühförderung
- Gem. SPZ und Baileys Scale III ist er ca. 6-7 Monate zurück
- Alles andere super - tolle Schwangerschaft, super Geburt, sehr gute Gesundheit, alle Sinne funktionieren einwandfrei

Ich stelle mir bei seinem aktuellen Verhalten die Frage: Kann das noch normal sein oder müssen wir mit Spätfolgen rechnen?

Er ist erst mit 17 Monaten gelaufen, mit ca. 24-26 Monaten: Er hat sprachlich sehr lange gebraucht und hatte autistische Züge - hörte kaum auf seinen Namen, träumte viel, war eher passiv und ruhig, nahezu kein Blickkontakt.

Mittlerweile ist alles etwas besser geworden. Er spricht mehr (ca. 200 Wörter + vereinzelte 3-Wort-Sätze) läuft und klettert ziemlich sicher und kann motorisch einen Fruchtzwerg aufmachen und selber essen, ohne dass es eine Katastrophe wird.

Er ist im Vergleich zu anderen Kindern aber doch noch ordentlich hinterher. Die anderen verstehen sprachlich mehr, können sich besser ausdrücken und sind auch zwischenmenschlich weiter: sie trösten andere, zeigen Empathie - unserer kaum. Auch kann er sich nicht gegen sie durchsetzen und weint immer einfach nur.

Wir lieben und nehmen ihn so wie er ist, keine Frage.

Wir fragen uns aber trotzdem...

- Bedeutet diese Verzögerung, dass er vermutlich einen niedrigen IQ hat?
- Sollten wir damit rechnen, dass er ein Leben lang mehr Probleme als andere Kinder hat?

Wir haben letztens jemand getroffen, der als Kleinkind als geistig behindert galt, extreme Sprachprobleme hatte und heute ist er hoch intelligent, erfolgreich, spricht 6 Sprachen und ist mehrfacher Doktor.

Wie sind eure Erfahrungen?

Sollte man sich die obigen Fragen stellen oder kann es gut sein, dass er einfach länger braucht und die anderen wieder ein- oder sogar überholt?

Liebe Grüße
Maria

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Hallo Maria!

Toll, dass ihr euren Sohn so unterstützt!

Rein vom Fachbegriff her ist es so:

"Im Gegensatz zu einer Entwicklungsstörung, die eine bleibende Einschränkung bezeichnet wird, wird unter einer Entwicklungsverzögerung ein aufholbarer Entwicklungsrückstand verstanden“ (Saft 2013). „Die globale Entwicklungsverzögerung ist definiert als signifikante Verzögerung in zwei oder mehr der folgenden Bereiche: Grob- und Feinmotorik, Sprache, Intellekt, Antrieb und Sozialverhalten" (Aerztemagazin o.J.)"

Ich denke, dass man also nicht klar sagen kann, ob dein Sohn den Rückstand mittelfristig aufholen wird oder ob er langfristig Schwierigkeiten haben wird. Hat denn jemand schonmal eine Vermutung geäußert, ob sein Intellekt betroffen ist? Möglich ist das schon. Natürlich heißt das nicht, dass er automatisch eine geistige Behinderung hat. Vielleicht ist es auch "nur" eine Lernbehinderung.
Ich denke, dass ihr alles genau richtig macht, wenn ihr ihn unterstützt und in seinem Tempo fördert. Vermutlich wird man spätestens in der Grundschule sehen, wie es intellektuell aussieht. ich wünsche euch alles Gute!

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Achso, noch vergessen.
Ob man sich diese Fragen stellen sollte? Keine Ahnung. Aber ich als Mutter WÜRDE sie mir stellen - genau wie du es ja offensichtlich tust. Daran ist nichts verwerfliches, es zeigt nur deine Sorge um dein Kind. Möglicherweise wird er in vielen Bereichen alles aufholen. Vielleicht aber auch nicht. Egal wie es kommt, du wirst ihn unterstützen und ihn so lieben wie er ist :)

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Das Kind ist noch keine 3 Jahre alt. In dem Alter war mein heute 6 jähriger Enkel noch weit vom sprechen und sauber Essen entfernt. Und wenn Ihr Kind einfach ein Spätzünder ist? Gruß

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Es wurde bereits eine globale Entwicklungsverzögerung bei dem Kind festgestellte. Ich denke das ist etwas mehr, also nur ein "Spätzünder" zu sein

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Bei meinem Enkel auch, er war sogar mehrere Monate in Behandlung! Man muss bei so einem kleinen Kind manchmal mehr Geduld haben. Es gibt nicht nur Autisten und Hoch-intelligente, die Mehrheit aller Kinder ist normal und manchmal etwas langsamer als die Gleichaltrigen.

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Vielen Dank für den guten Beitrag!

Das heißt, es kommt durchaus häufiger vor, dass ein Kind deutlich langsamer ist als andere Kinder und Anzeichen eine IQ Minderung zeigt, und es sich trotzdem normal entwickelt, studieren geht und ggf. sogar einen überdurchschnittlichen Intellekt entwickelt?

Nicht dass ich dies fordere oder erwarte, ich möchte nur besser einschätzen lernen, womit wir es zu tun haben.

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Es heißt vor allem, dass eine Entwicklungsverzögerung nicht zwingend auch eine Intelligenzminderung ist.
Wenn das Kind aber auch Anzeichen einer Intelligenzminderung zeigt, dann ist es wohl eher unwahrscheinlich, dass es später eine überdurchschnittliche Intelligenz zeigt. Denn der IQ verändert sich nicht über das Leben hinweg. Trotzdem kann das Kind natürlich ein normales Leben führen - auch zb mit einer Lernbehinderung. Nur studieren wird es dann nicht.

Ich denke die Diagnose "Entwicklungsverzögerung" ist einfach sehr sehr heterogen, sodass allerhöchstens die behandelnden Ärzte eine Prognose treffen können, sicher aber niemand hier in Forum.

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Hey!

Frag am besten seine Ärzte.
Wissen sie, wieso er verzögert ist? Ist seine Wahrnehmung wirklich ok?

Auch eine Lernbehinderung ginge mit einem reduzierten IQ einher.

Wenn er Förderung bekommt, ist es die Hauptsache.

Liebe Grüße
Schoko

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Guten Morgen
Genau die Frage stell ich mir auch. Meine kleine wird nächste Woche 23 Monate. Sie ist auch ca 5 Monate zurück laut SPZ. In meinem Umfeld meinen alle ich würde sie nicht so akzeptieren wie sie ist aber das ist falsch. Ich liebe sie so wie sie ist. Ich frage mich einfach was uns noch alles erwartet.

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Der autistische Sohn einer Freundin von mir hat ihr und eigentlich uns alles viele Sorgen bereitet. Jetzt ist der Junge bald 11 Jahre alt. Klar hat er in manchen Bereichen Defizite aber er ist auch nicht mehr der kleine Junge von damals.
Ob er am Ende Unterstützung brauch kann man sicher noch nicht sagen.

Es ist ok sich Sorgen zu machen aber du wirst sicher immer wieder hoffentlich überrascht sein was dein Kind dann doch alleine schafft.

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Hallo!

Bei deinem Sohn ist noch alles drin! 🤗

Mein Sohn (7) konnte erst mit 18 Monaten sitzen, laufen mit 23 Monaten, sprachlich sehr sehr auffällig. Er hat eine globale Entwicklungsstörung. Wir hatten/ haben Logo, Ergo, Frühförderung Physiotherapie, Psychomotorik, er war als I - Kind im Regelkindergarten. Beim 1. IQ Test kamen Werte heraus, die zu einer Lernbehinderung passen (er hat den Test weitestgehend verweigert 🙈).
Der 2. IQ Test kurz vor der Einschulung ergab Werte im höheren Normbereich! 💪

Jetzt ist er mit Schulbegleitung in der Regelschule und einer der besten Schüler. Er hat zwar noch einige Probleme (vor allem fein, - und grobmotorisch), aber er macht sich gut.

Dein Kind macht ja auch Fortschritte! Und das ist super. Vielleicht braucht er auch ein wenig länger, aber das wird die Zeit zeigen.

Alles Gute!

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<<Er ist erst mit 17 Monaten gelaufen, mit ca. 24-26 Monaten: Er hat sprachlich sehr lange gebraucht und hatte autistische Züge - hörte kaum auf seinen Namen, träumte viel, war eher passiv und ruhig, nahezu kein Blickkontakt.<<<

Liebe TE,

das mit den autistischen Zügen und nahezu kein Blickkontakt solltest du auf jeden Fall im Auge behalten und dich ggf. mit einem Kinder- und Jugendpsychiater, der auch auf Autismus spezialisiert ist, in Verbindung setzten.

Ich bin Mutter eines frühkindlichen Autisten (Diagnose erst mit 6 Jahren). Unser Problem war auch die wenige Sprache, autistische Züge (allerdings mit Aggressionen und adhs-
ähnlichen Symptome). Einziger Unterschied, mein Sohn konnte einigermaßen Blickkontakt halten (war für ein hiesiges SPZ schon ein Ausschlusskriterium, was absolut verkehrt ist).
Dazu kam auch noch KISS-KIDD-Syndrom (schob sich mit Hyperaktivität auf den eigentlich vorhandenen Autismus), was das SPZ als V. auf ADHS ausgelegt hatte. Scheinbar sind Kinder, die über Tische Stühle Bänke gehen keine Autisten. Auch falsch,
es gibt Autisten mit der Zusatzdiagnose ADHS. Ich war in einer KJP, die auch Autismus diagnostizierte. Da schilderte ich mein Problem. Die sagten zu mir nach ein paar Untersuchungen, wie das SPZ auf die Idee kommt, dass es kein Autismus ist. Für die war es eindeutig. Und ADHS, da sollte ich später wieder kommen und erstmal die Kopfgelenke meines Kindes in Ordnung bringen. Durch chiropraktische Behandlung ließ Hyperaktivität sehr nach.

Unser Jüngster konnte auch erst mit 18 Monaten laufen (der große Bruder mit 15 Monaten, auch KISS-KIDD-Syndrom). Motorisch entwickelte sich unser Jüngster mit dem
Großen ungefähr gleich. Selbständiges Essen mit Löffel und Gabel beide kurz vor dem
3. Geburtstag. Der Große konnte aber kurz vor dem 2. Lebensjahr reden wie ein Wasserfall. Aber brauchte weit über ein Jahr lang Ergotherapie wegen der Feinmotorik.

Sprachlich ist mein Jüngster (jetzt 17 Jahre alt) sehr weit zurück. Spricht wie ein zweijähriger, Sprachverständnis fast im Normalbereich und geistig ungefähr Grundschulkind (kann etwas lesen, schreiben und rechnen). Nächstes Jahr kommt er aus der Schule und wird in eine Werkstatt für behinderte Menschen gehen. Er könnte sicher viel mehr, aber dafür ist er einfach zuwenig in unserer Welt.

LG Hinzwife

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Hey du, ich weiß nicht ob ich dir deine Fragen beantworten kann aber ich kann dir von meinem Sohn erzählen und hoffe, dass es dir etwas Mut macht.

Schwangerschaft, Geburt unkompliziert. Motorische Entwicklung bis ca. 18 Monate unauffällig. Dann kam der Knick. Es tat sich nichts mehr. Erst hieß es abwarten. Jungs sind gerne später dran. Ein Unfall verzögerte die Diagnostik und mit knapp 4 Jahren bekamen wir die Diagnose Entwicklungsverzögerung in der Sprache, Motorik, soziale Kompetenzen und der Wahrnehmung, geminderte Intelligenz, Verdacht auf Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung, autistische Züge. Teilweise bis über ein Jahr "hinterher". Andere Kinder interessierten ihn Null, im Kindergarten suchte er nur Kontakt zu den Erzieherinnen, wollte nur zu Hause sein. Er verstand die einfachsten Dinge nicht. Wir klärten alles ab SPZ, Pädaudiologie und KJP. Er bekam Logopädie, Ergotherapie, war in einer psychomotorischen Spielgruppe und bekam einen Integrationsplatz im Kindergarten. Nach hartem Kampf mit der Amtsärztin wurde er zurückgestellt. Sie wollte ihn auf eine Sonderschule schicken.

Stand heute mit 8 Jahren:
Logopädie abgeschlossen, seit Frühjahr ohne Ergotherapie, psychomotorische Spielgruppe abgeschlossen. Mit Erfolg!
Er geht in die 2. Klasse einer Regelschule. Kommt super mit, die Lehrerin ist begeistert. In manchen Bereichen ist er noch hinterher. Er ist wahnsinnig wissbegierig und auf seine Art schlau. Er kann an schlechten Tagen die Mahlzeiten nicht auseinanderhalten. Abends gibt es Frühstück und so. Vertauscht Gegenteile. Er versteht nur sehr selten Ironie. Für ihn müssen die Dinge logisch sein. Er erklärt dir den Untergang von Pompeji, das Aussterben der Dinos inkl. Dinosaurier mit sämtlichen Infos dazu, wie ein Raketenantrieb funktioniert und was man warum nicht darf. Er kann aber nicht immer sagen, ob er Käse oder Wurst auf dem Brot hat und seine Sprache hinkt ab und zu. Mit 5,5 Jahren hat er sich die Zahlen und Farben auf Englisch selbst beigebracht.
Sozial ist er ein ganz,ganz lieber Junge, hält sich an Regeln und geht Streit aus dem Weg. Ein Hobby hat er nicht. Verabredet sich aber manchmal mit einem anderen Jungen aus seiner Klasse.

Er geht seinen Weg und ich glaube, dass dein Sohn mit der richtigen Förderung und Zeit auch seinen Weg finden wird.