Verhalten in der Nähe von Großeltern

Hallo,
Ich habe folgende Schwierigkeit mit unserer 5jährigen Tochter.
Sie ist eher ein aktives, bewegungsfreudiges Kind,aber gleichzeitig ein sehr unsicheres und sich schnell schämendes Kind.
Im Kindergarten, Sportvereinen, bei Freunden gilt sie als Vorzeigekind, dass sich wunderbar an Regeln halten kann und als sozial angepasst zählt.
Jetzt fällt mir schon seit langem auf, dass sie bei den Großeltern genau das Gegenteil ist. Zuerst hab ich gedacht, dass sie sich dort halt so geborgen und sicher fühlt und deshalb auch dort ihre Grenzen testet. Allerdings wird es immer schlimmer. Wenn ich nicht dabei bin, interessiert es mich auch nicht, da ich finde,dass die Großeltern selbst einen Umgang mit ihr finden müssen, aber wenn ich dabei bin stört es mich enorm.
Meine Schwiegereltern sind Herzensgut und das ist halt auch das Problem, sie bekommt kein klares nein oder mal einen schärferen Ton, Konsequenzen o.ä. Da kommt immer nur ein unsicheres umherstammeln zu stande und das sorgt eigentlich nur dafür, dass sie noch mehr aufdrehen.
Gestern haben wir dann einen Familienausflug gehabt und unsere Tochter hat konsequent die Grenzen der Großeltern missachtet. Irgendwann konnte ich es nicht mehr ignorieren und habe unsere Tochter, die mal wieder am Bein meines Schwiegervaters hang(wortwörtlich) am Arm gegriffen, sie zu mir gezogen und im ernsten, lauten Ton zu ihr gesagt, dass sie auf der Stelle damit aufhören soll oder ich mit ihr nach Hause fahre. Der fassungslos Blick meiner Schwiegermutter schwirrt mir seither Im Kopf. Ich konnte es einfach nicht mehr ignorieren und mein Mann versteht und unterstützt meine Entscheidung auch, aber trotzdem habe ich den Eindruck, dass ich mich hätte rausholen sollen. Wie würdet ihr denn damit umgehen? Ignorieren oder eingreifen?

Ich bin jetzt schon öfter in der Vergangenheit nicht mit zu meinen Schwiegereltern, weil ich diese Situationen unerträglich finde und gleichzeitig den Eindruck habe, dass ich in deren 4 Wände eigentlich mich zurück halten müsste, vorallem wenn es im Umgang mit den Schwiegereltern passiert.
Ich fühle mich aber auch nicht gut,wenn ich dann wieder wochenlang mich dort nicht blicken lasse.
Mein Mann ignoriert das Verhalten unser Tochter seinen Eltern gegenüber übrigens einfach und meint damit müssen sie selbst umgehen lernen.
Aber ist es denn nicht unsere Pflicht ihr beizubringen wie man auch die Großeltern behandelt?

Liebe Grüße

Bearbeitet von PawPatrol-Mama
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Ich bin für ein Eingreifen.

Wenn ich dabei bin, dann erziehe ich mein Kind auch wenn wir bei meinen Eltern sind. Ich erziehe es doch auch, wenn wir bei Freunden sind.

Legt mein Kind ein von mir unerwünschtes Verhalten an den Tag, greife ich ein. Legt es ein von den Großeltern unerwünschtes Verhalten an den Tag, dann können diese eingreifen oder sich mit mir absprechen.

Bearbeitet von emmi1980
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Ich glaube so einfach ist die Sache nicht. Ich kann dich aber absolut verstehen. Sicherlich, andere Haushalte, andere Sitten die Folgen tragen deine Schwiegis und sind auch selbst schuld wenn sie sich nicht durchsetzen. Das ist die eine Seite. Aber wenn ich sowas mitbekommen hätte wäre ich auch irgendwann lauter und deutlicher geworden weil ich mir das nicht hätte anschauen wollen. Bin also wohl auch wie du. Du sagst ja selbst das du scheinbar schon mit deinen Schwiegereltern gesprochen hast. Zumindest kam es für mich so rüber.
Ich würde aber nochmal versuchen hier das Gespräch zu suchen und eben auch auf diese Situation deutlich zu machen das sie sich und der Enkelin keinen Gefallen tun damit.
Vielleicht erreichst du doch nochmal etwas. Merkst du denn selbst das sie hinterher bei dir auch mehr testet zu Hause, wenn die Schwiegis selbst nicht durchgreifen oder läuft es bei dir trotzdem normal rund?

Denn sonst , wenn das Kind sich bei den Großeltern wohl fühlt würde ich den Kontakt schon soweit halten aber dann eben selbst deutlich werden wenn ich so ne Situation mitbekommen würde.

Ela

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Ja das Gespräch gesucht habe ich schön öfter mal. Ich muss aber akzeptieren,dass ich die beiden nicht mehr ändern werde und nur an mir selbst irgendwie arbeiten muss und mir klar werden sollte wie ich damit umgehen will.
Ihre eigenen Kinder (meinen Mann und meinen Schwager) haben die auch so erzogen. Beide haben ihren Weg gemacht,allerdings sagt mein Mann, dass dieses inkonsequent unsichere Verhalten seiner Eltern für ihn manchmal schwer war und sein Bruder ist charakterlich wie unsere Tochter und ist als Kind regelmäßig ausgebrochen und hat regelrecht nach Grenzen geschrien.

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Sich immer anzupassen ist halt schwer und auch „untypisch“ für ein Kind.

Deine Tochter hat nun aber auch raus, dass sie es bei Oma und Opa machen kann, es keine Konsequenzen gibt und genießt sicher, dass sie sich auch mal so benehmen kann 😜 bis zu einem gewissen Grad ist das natürlich auch ok und die Großeltern müssen ihre Grenzen selbst abstecken.

Wenn ich aber dabei bin und irgendwas mitbekomme, greife ich natürlich auch ein. Motte ist da ähnlich unterwegs (die Omas springen sofort, wenn sie was will z.B.) und sagen dann durchaus, dass sie Oma jetzt mal kurz sitzen/in Ruhe lassen soll.

Ich denke, du musst die Balance zwischen Gelassenheit und Eingreifen finden ;)

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Vielleicht kannst du deinen Schwiegereltern noch mal sagen, dass sie deiner Tochter auch in deinem Beisein Grenzen setzen dürfen. Bei uns ist es oft so, dass die Schwiegereltern sich schwertun, unseren Kindern eine Ansage zu machen, wenn wir dabei sind. Grundsätzlich finde ich aber, dass die Eltern da in der Pflicht sind, wenn sie so ein Verhalten mitbekommen.

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Es ist schwierig, wenn dein Mann es anders sieht als du. Ihr solltet da auf jeden Fall einen einheitlichen Weg finden.

Bei uns ist mit Kind 1 ganz ähnlich wie bei euch, aber wir greifen ein. Hat zwei Gründe:

- Wir möchten, dass überall die gleichen Verhaltensregeln gelten. Ob die Kinder bei unseren Eltern mehr Süßigkeiten bekommen als Zuhause, ist uns ziemlich egal. Aber nicht ihr Benehmen, also wie sie beispielsweise reagieren, wenn es nichts mehr gibt.

- Die Großeltern sind alt und auch manchmal unsicher. Wenn ich dabei bin, finde ich nicht, dass sie für mich den Erziehungskampf kämpfen müssen. Haben sie lange genug, in erster Linie sollen sie Freude an den Enkeln haben. Dadurch dass ich eingreife, fühlen sie sich auch sicherer, was die Grenzen betrifft. Eben weil ja jedes Paar unterschiedliche Vorstellungen hat.

Wir müssen das inzwischen aber kaum noch machen, weil die Eltern inzwischen auch mal schärfer im Ton werden (und das ist bisweilen nötig, Kind 1 kann wirklich unverschämt sein) und Konsequenzen durchsetzen. Was ich super finde. Wir haben ihn gesagt, dass sie im Zweifel dasselbe machen sollen, was sie auch bei uns früher gemacht haben 😄 Damit fahren wir ganz gut. Und das erleichtert es auch für Tanten und Onkel - man kennt einfach die Grundregeln, und wir schreiten auch alle gegenseitig ein. Deswegen können wir uns auch immer bei Feiern entspannen, weil wir wissen, dass alle Kinder von allen in die Schranken gewiesen werden, wenn es mal nötig sein sollte.

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Das Problem ist, dass sie früher genauso waren bei ihren Kindern. Alt sind die jetzt mit ende 50 auch nicht unbedingt. Meine Eltern zb sind fast 20 Jahre älter😅
Und das nächste Problem ist halt, dass sie immer so empört sind,wenn ich dann mal eingreife. So mach dem Motto" lass das Kind doch."
Ich hab auch schon versucht ihnen mitzuteilen,dass unsere Tochter total kaputt/müde davon ist und sie ihr damit nur helfen würden,wenn sie auch mal klarer werden in ihren Ansagen, aber hoffnungslos.

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Weshalb solltest du das ignorieren?
Wenn du nicht da bist okay.. aber wenn du da bist würde ich auf jeden fall intervenieren.

Ein Kind sollte eine „Basis „ an Erziehung haben. Egal ob es bei oma, zuhause oder woanders ist. Grundregeln sind fix.

Sicherlich können die Grosseltern einiges anderes machen und das ist auch völlig okay, aber in deiner Anwesenheit ist das eine andere Situation finde ich.

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Hallo,

ich hättenes so gehandhabt wie du: wenn ich das Verhalten meines Kindes nicht mehr ertragen, schreite ich ein.

Die Großeltern haben ihren eigenen Kindern keine Grenzen gesetzt, da werden sie vermutlich beim Enkelkind auch nicht mehr damit anfangen, egal, wie oft du es ihnen erläuterst.

Ich finde es gut, dass du in der Situation eingegriffen hast. Dein Kind lernt dadurch: bei Oma und Opa kann ich tun und lassen, was ich will, aber nicht, wenn Mama dabei ist.

Je nachdem, wie oft dein Kind ohne euch bei den Großeltern ist, sind die Tage begrenzt. Damit könnte ich vermutlich gut leben.

LG,
ez

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Das Verhalten deiner Tochter ist ganz normal.
Ich war nicht anders.
Man wusste genau wo man was darf oder eben nicht. Das wurde natürlich ausgenutzt.
Waren meine Eltern dabei, habe ich mich ihren Regeln angepasst.
Heißt nix anders als das die Erziehung meiner Eltern, mit denen man täglich zusammen war, funktioniert hat.
Hin und wieder mal im Schlaraffenland bei den Großeltern wird dein Kind nicht großartig beeinflussen. Sie wird sich später gerne an die tolle Zeit bei Oma und Opa zurück erinnern.

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Mit uns allein verhält sie sich so nicht, wobei ich es dann auch zu vielen solcher Situationen nicht kommen lasse. Wenn ich sage " jetzt gerade nicht auf meinen schoss" dann ist das auch so und nicht nach ignorieren doch zu lassen.

Unsere Kinder sind 1x in der Woche als festen Großelterntag da. Sie werden dann auch von der Kita abgeholt von den Schwiegereltern und die Erzieherin meinte im Elterngespräch auch schon, dass bei unserer Tochter "ein Schalter umkippt" sobald die beiden die Einrichtung betreten😕
Ihr kleiner Bruder findet das Verhalten mittlerweile auch schon total lustig und probiert mit aus, allerdings ist er charakterlich noch(?) anders zu handeln.

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Ich glaube du hast nicht ganz verstanden worauf ich hinaus will.
Sie kennt eure Regeln und verhält sich in eurer Anwesenheit angemessen. Passt.
Bei den Großeltern ist es eben ein bisschen anders und sie zieht ihren Nutzen daraus.
Das macht so gut wie jedes Kind.
Die sind ja nicht blöd.

Erwachsene machen es nicht anders. Ich verhalte mich auch nicht jedem Menschen gegenüber gleich. Jetzt geht es eben nicht mehr drum ob ich dort auf dem Sofa springen darf oder nicht, sondern um andere Dinge.

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Erst mal würde ich mit den Großeltern besprechen, wie sie Grenzen setzen können. Einfach mal mit fester Stimme sagen "das reicht jetzt/ das ist mir jetzt zu viel/ lasse das jetzt bitte!" Du schreibst, dass sie eher hilflos stammeln.

Der andere Punkt ist aber, dass deine Beispiele für mich nicht nach bewusstem Fehlverhalten klingen, sondern danach, etwas zu tun, dass sie sonst nicht darf/ kann, nach Überschwang und eventuell auch nach der Suche von Körperkontakt.
Kennst du nicht diese Situation als Teenager, in der man total drüber war, lachte ohne großen Anlass, einfach, weil man merkte, dass das jetzt mal (meist in der Gruppe) möglich war? Die Situation, als man zum ersten Mal merkte, dass man auch einfach mal "drüber" sein kann, albern, ausgelassen, Regeln, die sonst galten, in den Wind schießen konnte?
Das passiert auch bei Kindern manchmal. Das ist keine Provokation, kein Ausnutzen, sondern einfach das Erleben dieses Überschwangs. Vielleicht erlebt das deine Tochter bei den Großeltern und freut sich, dass sie diese überschwängliche, alberne Seite von sich mal ausleben kann, wo sie sich sonst immer zurückhält?

Mir fällt bei deinen Beispielen der Körperkontakt auf: Sie hängt sich an das Bein des Opa, du sagst ihr, dass sie vom Schoß runter muss. Vielleicht braucht sie mehr Körperkontakt, als das bei euch üblich ist, als es bei euch normalerweise Gelegenheiten gibt?
"Gehe mal vom Schoß runter!" kann ja auch ankommen als "so viel Nähe darfst du in deinem Alter gar nicht mehr einfordern!"
Vielleicht wäre es gut, wenn ihr Zeiten etabliert, in denen körperliche Nähe erlaubt ist und auch "zelebriert" wird und auch bei anderen Gelegenheiten überlegt, ob man sie nicht in bestimmtem Rahmen zulassen kann. Bspw. "ich bin gerade beschäftigt, wenn ich fertig bin, kannst du auf den Schoß!" Oder: "Ich möchte das nicht, wenn ich am Tisch sitze. Nach dem Essen/ Basteln/ Arbeiten etc. kuschel ich mich auf den Sessel und du kannst auf meinen Schoß kommen".

Bei der Situation, in der sie sich ans Bein geklammert hat, würde ich wirklich eher mal mit Bedürfnissen arbeiten. Kann sie anderes ausgelassen sein? Anders mit Opa Körperkontakt haben? Mal eine Runde auf seinem Rücken getragen werden, wenn das möglich ist. Das ans Bein-Klammern hört sich für mich auch so nach Aufmerkeitsheischen an: Die Erwachsenen machen einen langweiligen Spaziergang und übersehen das Kind (aus ihrer Sicht) und sie klammert sich dann ans Bein um (unbewusst) zu sagen, "hey, ich bin auch noch da, schaut mal auf mich!"

Aus ihrer Sicht kann dein Eingreifen auch bedeuten "wenn Oma und Opa da sind, muss ich mich zurückhalten und "brav" sein. Ich darf hier keinen Spaß beim Spaziergang haben und muss still hinter den Erwachsenen herlaufen. Wenn ich ausgelassen bin, wird Mama sauer!"

Vielleicht geht es gar nicht um Grenzen, sondern um Ausgelassenheit, Freiheit, Körperkontakt, sich ausleben. Vielleicht geht es eher um Alternativen: Lasse Opas Bein los, der kann so nicht laufen, aber.... .
Was das Abe dann ist, müsstest ihr testen. Eine Runde Fangen spielen? Ihr auf dem Klettergerüst helfen? Sie zu einem Laufspiel animieren? Sie einfach fragen, ob sie euch etwas zeigt, das sie gut kann oder gerne macht, um kurz im Mittelpunkt zu stehen?

Und wenn Oma und Opa keine Grenzen setzen: Verstehen sie vielleicht das Verhalten und sind deshalb tolerant? Oder brauchen sie Ideen, wie sie Grenzen setzen können, ohne eure Tochter zu enttäuschen? Hier wäre vielleicht eine Liste mit Alternativverhalten für sie sinnvoll.

PS
Zum Nachdenken: Mein Bruder hatte ja Downsyndom und kam in der Familie immer gut zurecht, lachte auch viel, wollte immer mal "einen Witz erzählen", was dann aber nie klappte. Wir hätten eigentlich gedacht, dass ihm nichts fehlen würde, bis er mit über 20 eine Weile im Wohnheim für Menschen mit Behinderung war. Als wir ihn abholten, war er mit den anderen Bewohnern am Gackern, sie "pieksten" sich gegenseitig, waren halt total drüber. Da wurde uns zum ersten Mal bewusst, dass er dieses Seite von sich zu Hause gar nicht gezeigt hatte bisher, dieseAusgelassenheit nie bei uns ausleben konnte, obwohl es wie gesagt oft Anlässe zum Lachen gab.
Er hatte dann auch eine Freundin und wenn die beiden telefonierten, redeten sie minutenlang in Unsinnswörtern, "buibui" usw. und gackerten dabei. Auch das hatte er bisher bei uns nicht gezeigt.


Vielleicht ist deine Tochter in einer ähnlichen Situation, dass sie sich einfach mal albern ausleben kann, was bei euch in der Familie nicht in der Form möglich ist, nicht, weil ihr zu streng seid, sondern weil es einfach für sie dafür keine Anlässe, keinen Grund gibt, bei den Großeltern sich aber so eine Gelegenheit bietet.

Bearbeitet von Toschkalee
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Danke für deine Einschätzung. Aber nein sie will nicht mehr körperkontakt und Nähe. Kuscheln oder Küsschen geben zb erlaubt sie den Großeltern nicht.
Und mit uns kriegt sie das mehr als genug.
Ich kann verstehen, dass es für dich den Anschein macht, allerdings geht das in die völlig falsche Richtung.trotzdem danke!🙂