Erweiterter Umgang

Hallo,

Ich habe mal eine Frage bzw. Benötige mal Erfahrungswerte von euch.

Ich bin mir unsicher wie ich mich verhalten soll.

Kurz zur Situation:

Mein „Noch-Ehemann“ und ich haben zwei Kinder ( 7 und 4 Jahre ). Wir haben uns vor ca. 1 Jahr einvernehmlich getrennt.

Der Kontakt / Stimmung ist weitestgehend gut. Wir haben fast täglich über whats App Kontakt wegen der Kinder, tauschen auch Bilder aus etc.

Wir haben die letzten Monate ein Wechselmodell gelebt, was aber in der Praxis aus verschiedenen Gründen gescheitert ist.

Wir haben uns nun darauf geeinigt, dass die Kinder ihren Lebensmittelpunkt bei mir haben.

Er wird aber weiterhin erweiterten Umgang haben. Wenn man es berechnet sind es ungefähr 35% monatlich bei ihm und 65% monatlich bei mir.

Er verdient deutlich mehr als ich, ich verdiene aber auch nicht schlecht. Er wohnt in dem ehemals gemeinsamen Ehehaus, hat für die Kinder jeweils ein Zimmer und ich wohne in einer großen Wohnung.

Er möchte mir nicht den vollen kindesunterhalt bezahlen, was ich irgendwie auch verstehen kann, da er die Kinder ja deutlich mehr betreut als „üblich“.
Wir haben uns darauf geeinigt, dass er mir den Unterhalt für 1 Kind zahlt, statt für 2.

Zudem kauft er auch Klamotten, Schuhe und kommt für Sonderausgaben wie bsp. Geschenke für Kindergeburtstage oder Schulausflüge auf.

Dadurch, dass wir uns gut verstehen, können wir auch jederzeit mal tauschen, seine Mutter unterstützt mich wenn ich Termine habe etc.

Ich habe einige Freundinnen, die das anders sehen und meinen, mir bzw den Kindern würde der volle Kindesunterhalt (bei nicht 50:50) zustehen und ich solle diesen einfordern.

Ja, das könnte ich. Und ich müsste dies vermutlich über das Jugendamt / Gericht machen , weil selbst einsehen würde er es nicht.

Allerdings würde dadurch unser gutes Verhältnis kaputtgehen, er würde die Kinder weniger zu sich nehmen, es würde keine Flexibilität mehr für mich geben und ich würde natürlich auch keine extra Zahlungen mehr von ihm bekommen.
Für die Kinder wäre die Kommunikation schwieriger , evtl gemeinsame Geburtstage der Kinder würden nicht mehr gehen …

Ist daher nicht unsere aktuelle Absprache die Bessere? Oder würdet ihr auf den vollen Kindesunterhalt bestehen?

Wie ist das zukünftig? Wir haben nichts schriftlich geregelt, alles mündlich.

Könnte es für mich Probleme geben, wenn ich in 2-3 Jahren durch andere Umstände doch den vollen Kindesunterhalt fordern würde ?

Wie handhabt ihr das bei erweitertem Umgang?

Danke für eure Meinungen - Erfahrungen.

Lg Nina

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Grüß Dich,

das was Du beschreibst, klingt wie die Traumkonstellation für die Kinder.

- Die Eltern haben guten und regelmäßigen Kontakt, also keine großen Streitereien
- Beide Eltern können den Kindern etwas kaufen und sind dazu finanziell in der Lage
- Keiner hat ein schlechtes Auskommen
- Die Zeit, wo er sie betreut, hast du Zeit für Dich

Da Ihr Eltern keinen Beef miteinander habt, überträgt sich somit auch nichts auf die Kinder. Und das ist Gold wert.

Ich bin Beistand und berechne Kindesunterhalt. In deinem Fall würde ich sagen:
Was nützen dir ein paar Euro mehr? Sind die es wert, das all die guten Dinge, die aus dieser Konstellation erwachsen wegfallen?

Was würde passieren, wenn du für beide Kinder den vollen Unterhalt einforderst im schlimmsten Fall?

- Keine Beteiligung an Mehrkosten
- Keine flexible Unterstützung durch ihn oder die Großmutter
- Keine einfachen Absprachen
- Keine Entlastung für Dich

Ich lese hier so oft, wie knochenhart AE Mütter rackern und gefühlt keine Minute Pause haben.

Das ist die paar Euro nicht wert. Selbst wenn ich dritte Altersstufe rechne. 500 Euro im Monat, von denen du quasi ohnehin wenig hast, weil du sie dann brauchst um die Kinder auch in den jetzt 35%, wo sie bei ihm sind zu ernähren, mit ihnen Freizeitaktivitäten zu machen usw usf.

Welchen Mehrwert sollte also dieses vermeintliche Mehr an Unterhalt bringen? Langfristig gesehen sehe ich Wachstumsschübe (Schuhe, Winterjacken...), Schulausflüge, Führerschein und vieles mehr auf Dich zukommen. Und ihr seid noch mindestens einige Jahre für die Kids verantwortlich. Will ich die Zeit so fruchtbar und angenehm für alle wie möglich gestalten oder will ich ein paar Euro mehr und dafür Streit?

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Ich finde eure Lösung auch toll.
Es funktioniert super für euch 4.
Lass dich doch nicht verunsichern.:)

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Kannst du das Leben denn gut stemmen, mit dem Unterhalt für ein Kind und deinem Einkommen?

Ich weiß viele werden denken: der Unterhalt steht dem Kind zu.
Ich als Scheidungskind bin ehrlich, mir wäre ein guter Umgang meiner Eltern wichtiger gewesen als Kind.
Meine Mama und später mein Papa konnten es sich aber schlicht nicht leisten auf den Unterhalt zu verzichten.

Ich persönlich würde daher den Umgang immer übers Geld stellen, wenn wir nicht am Hungertuch deswegen nagen.

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Also du darfst rechtlich nicht auf Unterhalt für deine Kinder verzichten. Sich auf Unterhalt zu einigen geht auf verschiedenen Wegen.

Ein Weg, den die meisten gehen, ist der Weg unser das Jugendamt oder eben Familiengericht. Dort werden dann zahlen festgelegt, Titel auferlegt und aus der Nummer kommt der Unterhaltszahlende dann nicht mehr raus. Du aber auch nicht. Dann fließt Unterhalt und davon hast du dann ALLES (bis auf Sonderzahlungen) von zu bezahlen. Also Kleidung, Klassenfahrten, Geburtstage, Einschulung, Konfirmation... Sonderzahlungen gibt es meist recht weniger (Zahnspange, Brillen, vielleicht mal ein Laptop für die Schule). Diese werden dann anteilig von beiden Elternteilen bezahlt.

Dann kann man sich selbst einigen. Man ist nicht dazu verpflichtet den Unterhalt von Jugendamt und Co berechnen zu lassen. Und ich finde es klingt erst mal fair, da dein Ex zu dem regelmäßigen Unterhalt andere Dinge bezahlt, die auch vom Unterhalt zu leisten sind.

Wir haben hier keine Daten, Fakten und zahlen, aber du kannst dir ja alles selbst durch rechen. Die DDT ist öffentlich. Das ist die Grundlage für die Unterhaltsberechnung. Rechne dir aus, was du dann faktisch mehr auf dem Konto hättest und frag dich, ob es das Wert ist eine, wie es klingt, gemeinsame super Elternbeziehung aufs Spiel zu setzen.

Den Weg zum Jugendamt kann man übrigens jederzeit gehen. Sollte es also mal der Fall sein, dass es nicht mehr so toll läuft und dein Ex den Kindern nicht das gibt und leistet, was er aufgrund seiner finanziellen Lage könnte, dann kannst du den Schritt auch noch in 2,5,8 Jahren gehen.

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Ach so...noch ein Blickwinkel. Dein Ex könnte dann auch alles wieder kippen und auf das Wechselmodell bestehen. Dann würde auch nur bedingt Unterhalt fließen, wenn er sehr viel mehr Geld als du verdienst.

Aktuell habt ihr beide gemeinsam das Beste für die Kinder im Sinn richtig?
Ist das Beste für das Kind mehr (aber ja auch nur vielleicht, weil es klingt eher nach einer +-0 Rechnung) Geld?

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Hey!

Er zahlt für ein Kind und beteiligt sich an Extraausgaben, die er nicht zahlen müsste, wenn er vollen Unterhalt zahlt.
Ich würde es so belassen, da du gut verdienst und so auch klarkommst.

Liebe Grüße
Schoko

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Hallo Nina,

bei uns ist die Situation quasi exakt gleich wie bei euch. Die Kids sind flexibel beim Papa, der Großteil liegt bei mir aber sie sind dennoch mehr bei ihm als nur alle zwei Wochenenden und mal ein paar Stunden am Mittag. Wir haben das auch mit dem Geld tatsächlich echt flexibel gehalten, er zahlt mir schon was, ich könnte aber auf mehr bestehen. Da ich selbst ganz gut verdiene, das Haus halten kann und wir auch sonst über die Runden kommen fordere ich da nicht irgendeinen exakten Betrag einer Tabelle. Ich möchte, dass er mit den Kids auch Dinge unternehmen kann, mal in den Urlaub fährt usw.
Wenn sie irgendwas benötigen, z. B. neue Fussballschuhe, dann schaut mal er, mal ich mit dem Großen und derjenige bezahlt dann. Genauso mit Geburtstagsgeschenken usw.

Uns war und ist wichtig, dass wir miteinander auskommen, ich fühle mich nicht benachteiligt, ich konnte im Haus bleiben, er hält mir wann immer es möglich ist oder wenn was wäre, ich einen Termin habe oder Ähnliches den Rücken mit den Kids frei, lernt mit dem Großen Mathe, ich Deutsch usw. Wir sind hier auch immer in engem Austausch. Feste feiern wir fast immer noch gemeinsam und meine Schwiegermutter mag ich nach wie vor sehr und wir sehen uns auch immer mal wieder wenn ich die Kids dort hole.

Fazit: Wenn du durch den jetzigen Unterhalt plus deinem Job ordentlich rum kommst und du nicht das Gefühl hast, benachteiligt zu sein, dann wäre mir ein gutes Verhältnis immer wichtiger. Ich glaube, die Kinder werden uns das irgendwann danken.

Ob unser Weg richtig oder falsch ist, werden wir dann irgendwann später mal sehen. ;-)

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Euer Weg klingt für die Kinder so was von richtig. Ich finde es gerade so schön so positive Beispiele hier im Forum zu lesen. Das sind wahrscheinlich die glücklichsten Scheidungskinder der Welt 💕😄

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Ich liebe das ja, wenn 'Die Freundinnen der Mutter' auf selbige einreden um den Ex auf das letzte Tröpfchen auszupressen. Wenn alles für euch so passt, dann belass es dabei. Ist es die paar Euro mehr wert, dass die Stimmung danach kippt? Denk dran, irgendwann möchtest du vielleicht ein WE tauschen weil du gerade auf einer Hochzeit eingeladen bist oder dein neuer Partner gerade auch nur dann Zeit hat. Solche Annehmlichkeiten sind dann dahin.. Wenn du es dir also leisten kannst und es dir nicht finanziell weh tut, dann belass es um Gotteswillen bei eurer friedlichen Lösung. Oder sind deine 'Freundinnen' dann für dich da und hüten deine Kinder an den oben genannte Wochenenden?! Vermutlich nicht..

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Bitte so belassen. Auch ich habe mit meinem Ex geschaut, was brauchten wir (nicht ich) um das Leben der Kinder in der bisherigen Familienwohnung so weiter laufen zu lassen wir bisher. Der Betrag der da rauskam, war zwar nicht weit weg von der DDT hat diesen aber eben auch nicht voll ausgeschöpft.

Wichtig ist finde ich auch zu schauen, was bleibt dem anderen übrig, kann der sein Leben noch vernünftig bezahlen?

Im Bekanntenkreis habe ich einen Fall wo die Mutter in der (im Familienbesitz befindlichen) Eigentumswohnung wohnt, entsprechend natürlich nicht die für unsere Großstadt typische, sehr hohe Miete zahlen muss. Der Vater dagegen zahlt von seinem (auch nicht schlechtem) Gehalt Unterhalt nach DDT, muss aber auch eine größere Wohnung mieten um den (ebenfalls erweiterten) Umgang auch räumlich zu ermöglichen, soll dann aber an allen möglichen Enden noch Geld dazu geben (Hort, Schlagzeug, Fussballschuhe...) Da bleibt em Ende des Monats nicht mehr so viel übrig und es fühlt sich nicht fair an, auch wenn natürlich rechtlich alles ok ist...aber ein bisschen mehr Einzelfallentscheidung fände ich von den Jugendämtern/gerichten da manchmal schon gut.