Tochter (5) teils echt bösartig

Hallo zusammen,
ich brauche wirklich mal einen guten Rat von jemandem mit Erfahrung in Erziehung bei Trennung.

Ich habe den Titel extra reißerisch gewählt, weil ich echt nicht mehr weiter weiß. Und zwar habe ich eine 5-jährige Tochter. Ihr Vater hat mich in der Schwangerschaft sitzen gelassen. Unterstützung bekomme ich von meiner Mutter, in dem Sinne, dass Sie bei der Oma ist, wenn der Kindergarten geschlossen ist oder ich einfach arbeiten muss und meine Tochter nicht betreuen kann. Der Umgang findet 14-tägig am Wochenende statt, nachdem ich das FÜR meine Tochter vor Gericht erstritten habe. Davor wurde Sie bei Bedarf (Geburtstag/Weihnachten) abgeholt und dann wieder abgegeben wenn man keine Lust mehr auf Sie hatte. Sie verbringt aber gerne Zeit mit diesem Teil der Familie (wird als einziges Kind dort natürlich verhätschelt und Sie viel fern) und ich finde es wichtig, dass Sie auch Zeit mit Ihrem Vater verbringt. Soviel zur Vorgeschichte.
Mein Problem ist, dass Sie die letzten Wochen echt zunehmend "bösartiger" mir gegenüber wird. Mit bösartig meine ich hauptsächlich Ihren Gesichtsausdruck, richtige ungezügelte aggressive Wut (wenn Sie mich physisch verletzen könnte würde Sie das in dem Moment tun) bei den folgenden Taten: Sie schreit mich an, weint dauernd, schmeißt mir Dinge hinterher (was Sie zu fassen bekommt), sagt dauernd du bist blöd (Ihr schlimmstes Wort) und gestern hat Sie mir gesagt, dass Sie mich hasst...

Was hat sich geändert:
Vorab: Grenzen erfährt Sie nur von mir oder im Kindergarten. Meine Mutter (eine klassische Oma) schimpft Sie nicht und Sie bekommt natürlich alles was Sie möchte. Ich hatte mehrfach das Gespräch mit Ihr gesucht, Sie (Oma) will das so. Ich muss mich damit abfinden, da ich einfach auf Sie angewiesen bin. Im Kindergarten bekomme ich sehr deutlich mit wenn Sie geschimpft wurde (anderes Kind geschubst, jemandem Spielzeug weggenommen). Dann lässt Sie sich Zuhause über den blöden Kindergarten aus... Beim Papa (ich bekomme hier nur etwas über Erzählungen von meiner Tochter mit, das Verhältnis zum EX ist sehr schlecht, wir sprechen eigentlich nur vor Gericht, Caritas haben wir durch, Tochter nutzt die nicht vorhandene Kommunikation natürlich aus, ich arbeite hieran, wird aber vermutlich nicht besser) gibt es kein Nein. Sie bekommt alles was Sie möchte.
Aktuell: Seit dem letzten Umgang ist Sie mal wieder krank (beim Bringen, Minusgrade, Schnee nur ein T-shirt zu tragen war nicht die beste Idee vom Papa, oder Sie hat sich selbst eingekleidet, keine Ahnung). Ich bin die, die Sie zum Arzt bringt, Ihr Medikamente, verabreichen darf, Sie zwingt Hausschuhe und Schal anzuziehen. Hier liegt auch das Problem, Sie will das nicht. Wirklich nicht. Und das zeigt Sie mir. Ich habe natürlich versucht Ihr das zu erklären, warum es sein muss. Ich habe es Ihr von der Kinderärztin erklären lassen, ich habe verschiedene Medikamente (kosten alles sau viel und stehen voll rum weil Sie nicht gewollt werden) versucht, ob die besser schmecken. Aber Ihre Medizin muss Sie halt nehmen, bevor es schlimmer wird.

Und genau hier liegt mein Problem, ein Nein/Verbot/Anweisung/Konsequenz wie auch immer akzeptiert Sie nur sehr schwer, da Sie das schlichtweg kaum wo bekommt. Das Sie dann sagt, ich will da hin wo es schöner ist, also weg von mir, kann ich nachvollziehen. Aber wie reagiere ich darauf? Sie wird bei Ihren anderen erziehenden Ansprechpartnern (Papa, Oma) so etwas nicht bekommen. Wie soll ich das alleine machen?

Für Ratschläge bin ich dankbar

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Ich glaube, das Verhalten Deiner Tochter resultiert aus den unsicheren Umgängen, der Vorgeschichte dazu, den Konflikten zwischen Euch Eltern und ihrem jungen Alter.

Ich an Deiner Stelle wäre jetzt super konsequent aber "choose your battle". Sie will nichts witterungsangepasstes anziehen? Dann lass sie und pack die restliche Kleidung in eine Tasche und nimm die mit. Wenn sie sich besinnt, kannst Du ihr etwas zum Anziehen anbieten. Wenn sie keine Medizin nehmen will, dann lass sie in Ruhe. Erkläre ihr, was passiert, wenn die Medizin nicht wirken kann oder was passiert, wenn sie sie nimmt. Wenn es ein Antibiotikum ist, dann kläre gemeinsam mit dem Kinderarzt, wie weiter zu verfahren ist. Wenn es dann intravenös verabreicht werden muss, reicht vielleicht die Vorstellung davon, damit sie es freiwillig nimmt. Ansonsten ist das wohl eine Erfahrung, die sie machen muss.

Was bei Oma oder Papa passiert kannst Du schwer beeinflussen. Es sind im Grunde auch nur Wimpernschläge im Vergleich zu Dir. Du hast sie die absolut überwiegende Zeit . Du bist für sie der sichere Anker. Deshalb auch die Gefühlsausbrüche Dir ggü. Gib ihr in dem Moment den Halt den sie braucht, aber unterbinde konsequent körperliche Übergriffe. In einem ruhigen Moment, wenn sie sich beruhigt hat, erkläre ihr, warum Dich diese und jene Ausdrücke verletzen und was das mit Dir macht. Dass Du sie unheimlich lieb hast und verstehen kannst, dass die Situation zwar nicht optimal ist, aber ihr als Team das beste draus macht. Frag sie nach ihren Bedürfnissen.

Wenn notwendig und möglich, verlass die aufgeheizte Situation. Schaukel es nicht extra hoch, indem Du sie zu etwas zwingst. Zwang erzeugt Gegendruck. Sei Dir dessen stets bewusst. Auch, dass Du Deinem Kind mit Deinem Verhalten ein Vorbild bist.

Gib ihr einen unerschütterlichen Rahmen, innerhalb dem sie sich frei entfalten kann.

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Du musst ihr klar machen, dass bei DIR eben Regeln herrschen und du da auch nicht diskutierst. Und du machst das nicht, um sie zu ärgern, sondern um sie zu beschützen und ihr zu helfen.

Natürlich darf sie dich in dem Moment „hassen“, wo sie eine Grenze erfährt. Das ist ihr gutes Recht und du solltest es nicht allzu persönlich nehmen.

Meine Tochter wird auch bald 5 und bekommt überall Regeln und Grenzen und trotzdem flippt sie oft genug aus oder findet uns blöd und will uns „nie wieder“ sehen. Weils natürlich ein blödes Gefühl ist, dass wir sie beschränken, ich verstehe das total. Da hilft nur - begleiten und klar dabei sein, wie man mit der Wut umgeht (unsere Tochter haut uns, was natürlich absolut gar nicht ok ist. Wir sind da auch am erlernen von Strategien, wie sie anders mit der Wut umgeht, was aber nicht immer besonders erfolgreich ist…). Medikamente wurden hier auch schon unter Zwang (und mit viel Erklärungen im Vor- und Nachfeld) verabreicht. Einfach zum Schutz für sie, weil sie die Konsequenzen ja gar nicht abschätzen kann!

Ich glaube also, du darfst dich nicht allzu sehr darauf fokussieren, dass sie wo anders keine Regeln erfährt. Bei dir gibt es welche. Punkt. Die durchzusetzen ist nicht immer leicht. Aber das ist eben der Erziehungsauftrag!

Alles Gute!