Bin ich zu egoistisch?

Hallo,
ich stelle mir die oben genannte Frage da ich heute mit meiner Mutter aneinandergeraten bin deswegen.
Also erstmal zu der Situation: ich bin 23 und bin mit meiner 1,5 Jahre alten Tochter alleine. Ich musste meine Ausbildung in der Pflege abbrechen( war nicht vereinbar mit Kind die Ausbildung schon gar nicht) habe daraufhin angefangen mein Abitur nachzuholen. Ich arbeite Teilzeit als Kellnerin.
Egal ob das andere nachvollziehen können oder nicht aber der Job macht mir unfassbar viel Spaß, ich freue mich immer wenn ich arbeiten gehen kann. Sonntags übernehmen meine Eltern die kleine ( das war ihre Idee damit ich eben auch unter der Woche mehr Zeit zum lernen habe)
Mein eigentlicher Plan wäre es BWL Dual zu studieren. Da mir die Arbeit aber so viel Spaß macht hatte ich mich erkundigt welche Möglichkeiten es in der Gastronomie gibt. Zufälligerweise hat das mein Chef mitbekommen und hat mich mal hin und wieder wenn es gepasst hat mit in seinen Beruf genommen. Auch das kann ich mir für meine Zukunft perfekt vorstellen, er hat mich auch darin bestärkt.
Nun bin ich mir aber auch bewusst darüber, dass ich im Restaurantmanagement keinen „geregelten“ Berufsalltag habe. Schon jetzt könnte ich es ja schwer ohne meine Eltern schaffen oder bräuchte halt nochmal am Wochenende externe Hilfe.

Nun zu heute: ich habe nochmal mit meinen Eltern darüber geredet( habe natürlich nicht gesagt dass meine Eltern sich um die kleine kümmern müssten wenn ich dieses Studium wirklich durchziehe). Mein Vater hat gar nichts gesagt. Meine Mutter war überhaupt nicht glücklich. Sie hat mich sogar gefragt ob ich denn nie an die kleine denke und sie lieber weggeben möchte, wenn sie nicht zu meiner Zukunft passt.
Das hat mich natürlich sehr verletzt, natürlich steht meine Tochter für mich immer an erster Stelle. Ich bin mir auch im Klaren darüber, dass es einfacher wäre einfach BWL zu studieren. Ich würde damit bestimmt auch klar kommen. Später kann ich ja immer noch das tun was ich machen möchte. Allerdings will ich einfach endlich ankommen im Leben und Ich möchte einfach nicht in 10 Jahren nochmal von vorne anfangen.

Das Studium wäre das problematischste, da müsste ich eher zu ungünstigen Zeiten arbeiten. Nach dem Studium kann man es sich eher einteilen bzw. sogar im Home Office arbeiten. Theoretisch wäre meine Tochter wenn ich anfangen könnte 3 Jahre alt, nach dem Studium ( in regelzeit ) 6 Jahre.

Was haltet ihr von der Sache? Würdet ihr das an meiner Stelle auch nicht so machen? Bin ich da wirklich zu egoistisch? Meine Eltern würden die kleine dennoch einmal die Woche oder so betreuen, sie lieben sie, sie sind nur nicht glücklich darüber was ich vorhabe. Zudem gäbe es noch meinen Bruder der auf sie aufpassen könnte, eine Freundin deren Tochter in die selbe Kita geht und natürlich Babysitter.
Zudem gäbe es auch die Möglichkeit das Studium als Fernstudium zu absolvieren und weiterhin arbeiten zu gehen( praktische Erfahrungen sammeln, das würde mein Chef auch möglich machen)

Ich bitte um ehrliche Meinungen auch wenn es mir vielleicht nicht gefällt
Und sorry für den langen text

Liebe Grüße

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Ich halte tatsächlich Pläne für ungünstig, in denen Du einen Job anstrebst,, in dem Du arbeiten wirst, wenn andere Freizeit haben und in den Du auf die regulären Möglichkeiten der Kinderbetreuung für Deine Arbeitszeiten vermutlich nicht wirst zurück greifen können. Ich habe selbst lange in der Gastro gearbeitet und frage mich tatsächlich, welche wesentlichen Teile der Arbeitszeit ein Restaurantmanager da frei eingeteilt und/oder im Home Office leisten soll. Wenn's im Laden brummt, hat der Kapitän auf der Brücke zu stehen! Ich weiß also nicht, ob Du Dir da die Möglichkeiten nicht ein bisschen zu rosig ausmalst.

Du verplant jetzt schon in Gedanken Deine Familie als festen und regelmäßige Teil Deines Kinderbetreuungskonstruktes, Und nicht nur Deine Eltern, sondern auch Deinen Bruder, und sogar Bekannte.Deine Eltern machen das jetzt mit, um Dir eine gute Startposition ins Berufsleben zu ermöglichen. Realistisch müssten sie aber noch große Teile Deiner Betreuungslücken abfangen, bis Dein Kind mindestens 12 ist. Und dass sie darauf keine Lust haben, solltest Du an Ihrer Reaktion auf Deine Pläne gemerkt haben. Ohne Deine Eltern würde Dir das dann ja vermutlich um die Ohren fliegen.
Falls Du auf Babysitter setzen willst sollte Dir klar sein, dass Du dann einen ordentlichen Teil Deines Einkommen für den Babysitter ausgeben wirst.

Als Alleinerziehende wirst Du Deine Familie wahrscheinlich noch oft genug benötigen, im Ausfälle abzufangen. Ich würde sie tatsächlich nicht überstrapazieren und eher einen Job mit familienfreundlichen Arbeitszeiten anstreben. Eine gute Freundin von mir ist alleinerziehend, arbeitet 80%, die Hälfte im Home Office in einem ziemlich gut bezahlten Bürojob. Die kotzt schon im Strahl darüber, was sie der Babysitter für ihren langen Bürotag kostet, nur für Abholung des Kindes und Betreuung, bis sie zu Hause ist. Würde Dein zukünftiger Verdienst das überhaupt hergeben?


Wenn Dein Kind Deine oberste Priorität ist, dann gebe ich Deiner Mutter Recht: Strebe einen Beruf an, in dem Du arbeitest, wenn Dein Kind in der Kita/Schule ist. Für's Kind für Dich aber auch für Deine Beziehungen zu Deinem Umfeld.

Bearbeitet von onthebrightside
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Sehe ich genau so. Vorallem auch mit den Überstunden. Ich weiß garnicht, wann ich damals mal pünktlich rausgekommen bin. Und dann hat der Babysitter keine Zeit mehr wegen eigenen Terminen. Und dann? Genau das war der Grund, dass ich mich umorientiert habe. Und wenn ich jetzt schaue wie viel Ausfälle es in der Kita wegen Krankheit, Studiengängen oder so gibt, dann könnte ich es mir nicht mehr vorstellen in der Gstro zu arbeiten

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Ich hab Matura nachgeholt und Jus studiert, nachdem meine Tochter auf die Welt kam. Natürlich brauchte ich Geld, weshalb ich abends im Gastgewerbe gearbeitet habe, als sie 1 Jahr alt war. Sie war in dieser Zeit viel bei meinem Vater und es ging ihr immer gut dort. Trotzdem würde ich es nicht mehr so machen und mir nur Jobs suchen, die mit einer Kinderbetreuung untertags (Krabbelstube, Tagesmutter) vereinbar sind, dass ich mein Kind zumindest abends bei mir habe. Durch mein Baby jetzt merke ich, was ich bei meiner Tochter alles versäumt habe - die Zeit kommt aber nicht wieder zurück.

Was ich nicht ganz verstehe: wenn du BWL studierst, musst du abends nicht kellnern, wenn du das andere studierst aber schon? Benötigst du beim BWL Studium kein Geld oder verstehe ich etwas falsch?

LG

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Hallo,
also als ich mich von meinem Mann trennte, waren meine Kinder 3 und 2 Jahre alt. Mein Abitur und eine Ausbildung hatte ich bereits vor meinen Kindern abgeschlossen. Allein mit meinen Kindern hätte ich in meinem Beruf immer von staatlicher Unterstützung gelebt. Ich entschied mich also für ein BWL-Studium in Vollzeit in einer Hochschule in unserer Stadt und ging nebenbei (meist vormittags) als Gästebetreuung im Theater arbeiten. Da ich an der Hochschule keine Anwesenheitspflicht hatte, ging das gut, so hatte ich am Abend, wenn die Kinder schliefen, die Vorlesungen mit dem Script nachgeholt. Neben dem Job hatte ich Bafög, Kindergeld und Unterhalt. Das war nicht viel, reichte aber für uns und war ja nur temporär, da ich wusste, dass ich nach dem Studium das Dreifache verdienen werde, was jetzt auch so ist.
Zudem bekommt man fürs Kind viele Vergünstigungen wie Kinderzuschlag, Bildung und Teilhabe (Übernahme Mittagessen in der Kita z.B), Befreiung Kitakosten etc.
An zwei Wochenenden im Monat verbrachten die Kinder die Zeit mit Oma und Opa, so dass ich das gesamte Wochenende arbeiten konnte. War eine anstrengende, aber schöne Zeit.
Es ging alles, ich musste nur gut Organisieren und viel Zeit für mich selbst blieb erst mal nicht.
Wenn es dich voran bringt, dann mach es. Vielleicht nicht unbedingt mit einem dualen Studium, eher mit einem Vollzeitstudium, hier entfällt meist die Abwesenheitspflicht und du kannst selbstständiger planen.

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Gastronomie ist schon wirklich hart…

Vielleicht überlegt du nochmal, was genau dir daran gefällt. Der Kontakt mit den Menschen? Das Organisieren? So viel busy zu sein? Die Ästhetik? Die Produkte?

Es hat ja einen Grund, warum du das so gerne magst. Ich bin mir sicher, dass du das auch in familienfreundlicheren Jobs finden würdest. Daher gehe nochmal in dich. Du hast es verdient, einen Job zu machen, der dich ausfüllt. Auch du darfst dich selbst verwirklichen.

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Ich finde deinen Plan super. Eine Arbeit zu finden, die dich glücklich macht ist gold wert! Alles andere lässt sich schon irgendwie regeln oder organisieren. Dein Kind bleibt auch nicht ewig klein und braucht Betreuung. Was willst du jetzt, nur wegen den Umständen, einen Job anstreben, der dich gar nicht glücklich macht. Und dann? Wenn deine Tochter mit 12/13/14 keine Betreuung mehr braucht, steckst du einem Job fest, den du hasst und bereust es, damals nicht den anderen gewählt zu haben.

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Aber sie soll sie denn so einfach die Betreuung für die nächsten 10 Jahre organisieren wenn sie alleinerziehend ist und in Zeiten arbeiten wo die Kita zu hat?

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Das Kind ist aber noch klein. Mindestens 10 Jahre Betreuung ist schon noch nötig und selbst dann muss man überlegen, ob man das Kind stundenlang alleine lassen kann/möchte... Ich würde das bei einem 12jährigen Kind jedenfalls nicht machen.

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Hey!

Bist du im Restaurantmanagement wirklich Mo bis So bis Mitternacht im Laden? Leitest du die Schichten oder bist du für Lieferantenbestellungen, Lohnabrechnungen zuständig?
Kin
Ein Studium fände ich für dich wichtig, keine Frage. Das wirst du mit Kind auch wuppen können, wenn es in die Kita geht. Unis haben auch Betreuungsmöglichkeiten.
Letztlich würde ich aber schauen, dass du einen Job bekommst, der mit den Betreuungszeiten deines Kindes kompatibel ist. Ich meine, dass sich schon der Vater des Kindes aus dem Staub gemacht hat. Wenn jetzt noch du aus dem Haus gehst, nachdem dein Kind nach Hause kam- dann ist kein Elternteil mehr für es greifbar.

Sprich mal mit deinem Chef, welche Möglichkeiten es gibt. Ich habe auch schon in der Gastronomie gearbeitet- der Manager hatte oft die besten Arbeitszeiten.

Liebe Grüße
Schoko

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Ich halte deine Pläne für etwas naiv was die Betreuung deines Kindes angeht.
Wenn du hauptberuflich in der Gastronomie arbeitest, wirst du nicht umhin kommen, zu Zeiten zu arbeiten wo die Kita zu hat.

Du kannst dich da doch nicht langfristig (und damit meine ich locker die nächsten 10 Jahre) auf deine Eltern, deinen Bruder oder Freundinnen verlassen.

Auch dein Bruder wird vielleicht mal eine Familie gründen, wegziehen, was auch immer … genauso Freundinnen … wer weiß wie lang die Freundschaft hält etc.
Deine Eltern könnten krank werden…

Die regelmäßige Kinderbetreuung sollte man schon selber stemmen können.

Alternativ mit Babysittern, aber überleg mal ob sich das wirklich lohnt … rechne mal 20 Euro/ std und das auf viele Stunden und Tage hoch …

Ich würde einen Job nehmen der kompatibel mit den Kita Zeiten ist.

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Da du explizit nach ehrlichen Meinungen gefragt hadr, hier meine: mein Mann hat auch Gastronomie gelernt, da waren wir schon ein Paar. Dann war er ein paar Jahre in der Branche. Als das Thema Kind(er) aufkam, haben wir beide gesagt, dass das nur dann geht, wenn er sich branchenfremd etwas sucht. Anders wollten wir keine Familie gründen. Und wir sind zu zweit.
Du bist alleinerziehend. Also nein, das würde ich dem Kind niemals antun.

Und deine Eltern scheinen so viel Betreuung auch nicht zu wollen. Was ja auch ihr Recht ist.

Meine Meinung ist also Nein, lass es.

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Ich muss ehrlich sagen, dass ich in diesem Fall eher auf der Seite deiner Eltern stehe. Du hast bereits ein Kind und möchtest dennoch einen Beruf anstreben, in dem du Familie und Beruf quasi kaum bzw. nur schwer vereinbaren kannst. In dem Fall musst du dich wirklich fragen: was ist dir wichtiger - dein Berufswunsch oder deine Tochter?

Ich war mal in einer ähnlichen Situation wie du. Mit 19 alleinerziehend mit Kind und stand vor der Frage: was möchte ich für einen Beruf? Für mich war klar, dass es etwas sein muss wo ich geregelte Arbeitszeiten und Beständigkeit habe. Ich habe dann ein Studium im öffentlichen Dienst angefangen. Während des Studiums hatte ich viele Praktikumsphasen in der Heimat wo ich zumindest am späten Nachmittag bzw. am Abend und am Wochenende komplett für mein Kind da war. Die Zeit an der FH haben meine Eltern auf die Kleine aufgepasst. Unter der Woche habe ich gelernt und am Wochenende bin ich nach Hause zu meiner Kleinen gefahren. Es waren 3 harte Jahre, aber nun habe ich einen guten und sicheren Job mit mittlerweile guter Bezahlung (nach mehreren Beförderungen *g*). Es war für mich praktisch eine Investition in die Zukunft - meine Kleine ist nun ein Schulkind, aber hat täglich ihre Mama um sich.

Mein absoluter Traumjob ist es jetzt nicht, aber dennoch bin ich glücklich, denn meine Tochte rist für mich wichtiger als der Job.