Wie sind eure Erfahrungen mit dem Wechselmodell?

Hallo

Ich würde gerne eure Meinung zum Wechselmodell hören.
Ich habe mich vor kurzem vom meinem Mann getrennt, unser Sohn ist erst 2,5 Jahre alt
Mein Mann möchte das Wechselmodell jedoch kann er mir keine festen Zeiten oder Termine nennen.
Er kann mir immer erst frühestens zum 15. des Monats sagen wie er den kleinen im nächsten Monat betreuen kann.
So kann ich natürlich nichts planen oder organisieren.
Und er ist nicht bereit auch nur einen Tag des Urlaubs der Tagesmutter Urlaub zu nehmen
Ich kann mir gerade nicht vorstellen wie es so umzusetzen ist.

Wie sind eure Erfahrungen?

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Geh bis zum Familiengericht.

Das Jugendamt sieht keine Probleme damit, dass Du nicht planen kannst? Dass der Vater den Urlaub der TaMu nicht mit übernehmen will?
Geht gar nicht.

Wenn WM, dann zuverlässig.

Dieses Wünsch Dir was für Väter ist echt unglaublich.

Abgesehen davon gilt das WM für Kinder unter 7 Jahren als zu stressig. Auch wenn die aktuelle Doktrin behauptet, dass WM automatisch das Beste und Tollste ist. Die meisten Erwachsenen wären nicht bereit, viele Jahre lang wöchentlich umzuziehen. Aber von Kindern verlangt man das, damit jeder Erwachsene zu seinem "Recht" kommt. Gruselig.

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Wenn er im Zeitraum des Urlaubs der Tagesmutter dann freie Tage hat wird er sich kümmern dass kann er mir aber erst einen Monat vorher sagen.
Ich muss natürlich aber meinen Urlaub jetzt schon verplanen

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So würde ich das sicherlich nicht mitmachen. Entweder weiß er wie er es macht oder er lässt es. Wenn ihr das Wechselmodell wollt dann hat er auch die Urlaubstage der Tagesmutter mitzumachen, das gehört nunmal auch dazu.
Geht dich mal zum JA die können es ihm auch nochmal genau erklären. Wegen was will er denn das Wechselmodell? Wegen dem Unterhalt? Glaube halt nicht dass da funktioniert indem du zurücksteckst und dein Ex dass so handhaben kann wie er gerade möchte.

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Mein Eindruck ist es dass er das Wechselmodell nur will um keinen Unterhalt zahlen zu müssen
Beim Jugendamt waren wir bereits
Sie sehen erstmal kein problem

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Wirkt für mich auch so.
Ich würde es drauf ankommen lassen und bis vor das Familiengericht gehen. Wechselmodell finde ich grundsätzlich gut, aber dann bitte konsequent und regelmäßig, sonst geht es ja nicht.

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Er scheint einen festen Dienstplan vom Arbeitsplatz zu bekommen?
Und ggf auch feste Tage, wann er Urlaub nehmen muss.
Kann ich dann verstehen.

Die Mutter, die als Krankenschwester arbeitet, weiß auch immer erst mitte des Monats, wann sie im Folgemonats arbeiten muss. Wenn dann noch betriebsfertig kommen und ggf nur wenig Urlaubstage... Ja... Dann geht es nicht anders.

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Ja aber wie will man dann ein regelmäßiges Wechselmodell aufbauen?

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Ein Freund von mir arbeitet in 24h-Schichten. Er liebt seine Kinder über alles, war aber nach der Trennung von seiner Frau auch ehrlich genug zu sagen, ein Wechselmodell ist mit seinen Arbeotszeiten nicht vereinbar.

Kaukasicher Kreidekreis. Wer seine Kinder liebt, der kann auch loslassen, wenn er merkt, dass es dem Kind besser geht, wenn nicht an ihm gezerrt wird.

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Wir haben das Wechselmodell für K1 und K2 seit 10 Jahren. K1 war anfangs 6 Jahre, K2 war 3 Jahre alt. Wir haben verschiedene Wechselrhythmen probiert (wöchentlich, aller 14 Tage, 2-2-5-5)

K1 war recht taff und hat die Wechsel scheinbar gut verkraftet, K2 hat nur geheult, wenn es von mir weg musste und nach einigen Monaten massive Trennungsängste entwickelt. Ich konnte nicht einmal mehr auf Toilette gehen, ohne dass es in Panik ausgebrochen ist. Diese harte Zeit hat uns viel Kraft gekostet und eigentlich einen Teil der Kindheit sowie den Schulstart, auch für das Geschwisterkind, vermiest.

K2 hat auch irgendwann aufgehört, Aktivitäten anzufangen. K2 baute nicht mehr mit Lego, bastelte nicht mehr, fing gar nicht erst an, das Zimmer aufzuräumen... Warum auch, es fühlte sich ja nicht zu Hause und spürte unbewusst, warum anfangen, ich kann es sowieso nicht zu Ende bringen, da ich wechseln muss.

Ist man einmal im Wechselmodell, ist kaum eine Familenberatung bereit, das Wechselmodell in Frage zu stellen, auch nicht wenn die Kinder leiden. Die Schuld am Misserfolg wird dann beim Kind ("zu dünnhäutg") oder einem Elternteil ("klammert zu sehr") gesucht.

Jetzt sind die Kinder Teenager. Die emotionale Belastung beim Wechseln ist nicht mehr so groß, aber die organisatorische nimmt zu. Es gibt mehr Schulzeug, Musikinstrument, technische Gadges, mehr Vorlieben bei den Klamotten, mehr Hausuafgaben, mehr Verpflichtungen (Verein etc.), so dass jeder Wechsel ein Gepäck- und organisatorischer Kraftakt wird.
Außerdem haben sich die Haushalte und Lebensstile der beiden Elternteile stark auseinander entwickelt. Die Kinder wechseln also ständig zwischen zwei Welten, Das unbewusste Konfliktpotential ist hoch, denn der Kopf braucht immer etws länger zum Ankommen in der "neuen" Welt.

Die Rechtslage ist in einigen Punkten noch nicht passend zum Wechselmodell. Es gibt z.B. keine zwei gleichwertigen Wohnsitze.

Die Idee im Job in einer Woche Überstunden zu schrubben und in der anderen Woche weniger zu arbeiten + Kinder zu betreuen führt irgendwann zur Erschöpfung oder ist gar nicht erst mit der Arbeitszeitorganisation des Jobs vereinbar.

Insgesamt braucht das Wechselmodell viel Toleranz, regelmäßige faire Absprachen, ausreichend finanzielle Mittel (z.B. für eine passene Wohnung), kurze Wege und eine regelmäßige Verständigung über alles, was mit dem Elternsein zu tun hat, angefangen von Alltagsdingen bis hin zu Wertvorstellungen. Wenn Wechselmodell, dann zum Wohle des Kindes, nicht um Gerechtigkeit für die Eltern herzustellen.

Wir bekommen das Wechselmodell in der Außenwirkung mittlerweile scheinbar gut hin, aber in Wirklichkeit schlaucht es und selbst ich als Erwachsener habe die Nase voll vom Wechseln. Die Kinder waren kürzlich außerplanmäßig für sechs Wochen am Stück bei mir. Der Umgang miteinander (Kinder und ich) hat sich in dieser Zeit gravierend entspannt! K2 war auch wieder bereit, z.B. von sich aus, das Zimmer aufzuräumen. Ich habe noch ein drittes Kind, das nur bei mir lebt. Auch da ist der Alltag entspannter als im Wechselmodell.
Ich habe den K1 und K2 angeboten, bei einem Elternteil zu bleiben, auch wenn es das andere Elternteil wäre, aber sie sind in einem Loyalitätskonflikt gefangen und wollen sich nicht entscheiden müssen, obwohl sie vom Wechseln gestresst sind.

Beruflich bin ich auch auf recht junge Wechselmodellkinder gestoßen. Aus den Beobachtungen schlussfolgere ich stark vereinfacht gesagt, Mädchen passen sich übermäßig an, Jungs entwickeln Trennungsänsgte und aggressive Tendenzen. Ein Kind im Bekanntenkreis hat aus eigenem Wunsch das Wechelmodell im Alter von 12 abgebrochen und ist zum Residenzmodell übergegangen, ein anderes Kind im Bekanntenkreis hat im Alter von 15 Jahren den Kontakt zu einem Elternteil komplett abgebrochen.

Bearbeitet von kkjj
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Unser Sohn konnte sich vor der Trennung schon schlecht von mir trennen
Seit der Trennung ist es noch extremer
Ich mache mir große Sorgen

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Dann versuche wirklich in deiner Argumentation den Fokus darauf zu legen, dass das ständig neue Einleben in eine andere Welt dem Kind nicht gut tut. Das Kind braucht in diesem jungen Alter Stabilität. Das ganze sieht einige Jahre später schon wieder entspannter aus.

Wie stark war der Vater während eurer Beziehung in den Alltag und die Betreuung des Kindes involviert? Wenn er da schon einen festen großen Anteil hat, ist die Ausgangsbasis sicherlich noch eine andere als wenn die die Hauptbetreuungsperson bist und der Papa sich eher raushält. (Stichwort Kontinuität der Beziehung)

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Ich kann dir mal meine Erfahrung als Sozialarbeiterin berichten ...

Ich arbeite seit vielen Jahren in der Schulsozialarbeit und habe bisher nur eine Familie getroffen bei der das WM gut lief. Und das auch nur, weil die Eltern das ab Schwangerschaft so geplant und das Kind behutsam daran gewöhnt haben. Sie leben sogar im gleichen Haus.

Bei allen anderen leiden die Kinder. Auch bei meiner Nachbarin.

Die Kinder leider unter Verlustängsten ( oft wird den Kindern in der Zeit der Kontakt zum anderen ET untersagt, damit es sich endlich mal eingewöhnt )

Konzentrationsschwierigkeiten ( der Kopf ist Voll mit anderen Sorgen )

Kinder sind impulsiver, ängstlicher, unsicherer im sozialen Umgang.

Man stelle sich selbst mal die Frage ob man 15 Jahre wöchentlich die Wohnung wechseln will.

Was ich bisher ebenfalls erst einmal ( und positiv ) erlebt habe ist das Nestmodell. Die Familie hat 5 Kinder. Die Kinder leben im Einfamilienhaus. Die Eltern haben eine Wohnung angemietet. So wechseln die Eltern wöchentlich. Das klappte wirklich gut.

Ich würde den LM des Kindes hier zu dem ET legen der zuverlässiger betreuen kann. Und dem anderen ET umfangreiche Umgänge einräumen. Bei Frühschicht dann z.b. abholen von der TM und abends nach dem Essen zurückbringen.
Bei Spätschicht ggf. zum Frühstück kommen und zur TM bringen.
Wichtig ist, dass man immer wieder in Kontakt steht. Kommuniziert. Ein WM nicht gänzlich ausgeschlossen wird. Offen füreinander sein auf Elternebene und vor allem offen sein für das Kind und seine Signale.

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Ich stimme dir in allen Punkten zu.

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Mir kommt gerade noch eine Erinnerung an drei Schüler im Wechselmodell. Auffällig bei allen dreien war, dass sie schulische Arbeitsaufträge einfach nicht begonnen haben, obwohl sie klug waren, Sie haben einfach keinen Anfang gefunden.

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Entweder ganz oder eben nicht.
Ein Wechselmodell erfordert, dass beide Elternteile verlässlich zur Verfügung stehen. Wenn dein Ex das nicht leisten kann, dann kann er kein WM wollen.

Im Alter eures Kindes haben wir noch 2-2-3 gewechselt. Es sei denn einer war im Urlaub mit dem Kind.

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Kannst du mir evtl sagen wie die Tage gezahlt werden? Er nimmt den kleinen im Moment immer für eine Nacht in der Woche.
Sind es dann 2 Tage oder einer? Ist ja nur von nachmittags bis zum nächsten morgen!

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Ich meinte natürlich gezählt und nicht gezahlt