Wechselmodell mit 3,5 Jahren ?

Hallo, ich wollte mal in die Gruppe fragen wie eure Erfahrungen mit dem Wechselmodell 50:50 sind?
Im Sommer habe ich mich von dem Papa meiner Tochter endgültig getrennt, bereits im November 2021 also fast ein Jahr vorher sind meine Tochter und ich ausgezogen.
Nun ist es so das mein Expartner das Wechselmodell gerichtlich eingefordert hat und wir bald eine Vehandlung haben, dabei wird meine Tochter leider auch befragt..

Es ist so das ich sehr wohl anerkenne das er als Papa definitiv mehr als nur alle zwei Wochen sein Kind sehen sollte, da habe ich mich auch nie zwischen stellen wollen. Vielmehr musste ich ihn anfangs noch davon überzeugen den Kontakt nicht ganz zu beenden.. meine Tochter ist ein Kind was super super dolle auf Stress reagiert und auf Struktur angewiesen ist, ich war auch Anfang 2022 mit ihr im Krankenhaus weil sie gewisse Verhaltensauffälligkeiten hatte. Ich habe Rücksprache mit der Kita und mit dem Kinderarzt gehalten und auch die Raten mir dringlich davon ab. Ich habe auch versucht es dem Papa zu erklären aber er ist fest davon überzeugt das unserer Tochter ein wöchentliches umziehen und zwei unterschiedliche Erziehungsmodelle gut tun würden. Er pocht eben extrem auf sein Recht sein Kind zu gleichen Teilen zu haben wie ich. Ich finde nur dies entspricht nicht so ganz dem Kindeswohl. Mir macht das ganze aber ziemliche Bauchschmerzen..

Bearbeitet von JenLin7
1

Mein Kind lebt im WM seit es 1 3/4 war. Erst 2-2-3, und ab 4 dann wochenweise.

Nun kennt es das nicht anders, aber auch das ist ja eine Struktur. Wechsel war wenn möglich immer über die Kita oder ist nun über Schule. Direkte Übergaben haben wir schon immer vermieden, so hatte er immer den Alltag zwischen beiden Haushalten und das machte auch den Abschied leichter.

Also es geht schon, ABER jedes Kind ist unterschiedlich und eures eben anders und meine Frage ist: berücksichtigt des Gericht nicht auch die Meinung externer? Gerade wenn euer Kind schon auffällig war - warum auch immer?
Ich habe schon gelesen, dass das Gericht sowas entschieden hat, aber wenn es Meinungen von Experten gibt, dass es für euer Kind nicht gut seh ich doch Chancen, dass der Vater da nicht durch kommt. Meinst du nicht?
Deine Tochter wird doch mit 3,5 nicht nach ihrer Meinung gefragt. Sie wird sicher nur in gewisser Weise "getestet", oder?

Ich wünsch dir alles Gute und das alles im Sinne eueres Kindes geschieht!

2

Tatsächlich habe ich die Hoffnung das dies berücksichtigt wird, ich habe sogar etwas schriftliches vom Arzt.
Morgen kommt die Dame vom Jugendamt und schaut sich meine Wohnung an etc.

Ich denke auch das vielmehr spielerisch getestet wird zu wen unsere Tochter die intensivere Bindung hat.

Da ich ihn als Vater kennengelernt habe da er schon zwei Kinder hat, mache ich mir zusätzlich Gedanken über die spätere Entwicklung unserer Tochter. Während er davon überzeugt ist das Kind bei „Fehlverhalten“ ins Zimmer zu sperren, bin ich absolut dagegen. Des Weiteren wird sie bei Papa schon früh morgens vor dem Fernseher geparkt..

Jedoch versucht er mich auszuknocken indem er meine nicht so schöne Kindheit mit vielen psychischen Problemen als Argument nehmen möchte. All diese Sachen sind aber Vergangenheit und ich bin tagtäglich darin bemüht meiner Tochter eine viel viel schönere Kindheit zu schenken.

3

Das kann so oder so ausgehen. Du brauchst einen guten Familienanwalt.

Das WM ist nicht automatisch gut für jedes Kind. Das WM wird seit einigen Jahren extrem gepushed, gemeinsam mit der Doktrin, dass das WM das Beste fürs Kind ist. Tatsächlich ist das in keinster Weise belegt.

Also sammel alles, was Du bekommen kannst. Ein WM kommt ja theoretisch nur in Frage, wenn gewisse Bedingungen gesetzt sind. Tatsächlich gibt es natürlich Gerichte, die sich nicht drum scheren. Aber versuchen kann man es.

https://www.anwalt-kindschaftsrecht.de/wechselmodell-durchsetzen-bgh/#:~:text=F%C3%BCr%20die%20Anordnung%20des%20Wechselmodells%20ist%20vorauszusetzen%2C%20dass,Betreuungssituation%20entsprechend%20angemessen%20abzustimmen%20und%20entsprechend%20zu%20kooperieren.

Kann er das Kind denn gleichermaßen betreuen wie Du? Hat er beruflich die Zeit? Wenn er es lange betreuen lassen muß und Du nicht, spricht das gegen das WM.
Wer ist Hauptbezugsperson? Nachweislich?

Jugendämter sind leider häufig für das WM. Väterrechte stehen in Deutschland extrem hoch im Kurs. Kinderrechte nicht.

Argumentiere immer mit dem Wohl des Kindes. Ich glaube Dir sofort, dass ein 3-jähriges Kind Probleme mit dem WM haben kann, speziell wenn die Eltern im Streit leben.

4

Sorry, aber darüber musste ich jetzt mal ganz herzlich lachen:

„Väterrechte stehen in Deutschland extrem hoch im Kurs. Kinderrechte nicht“.

Es ist das RECHT des Kindes, BEIDE Elternteile regelmäßig, auch (wenn möglich) gleichermaßen oft zu sehen. Du meinst hier wohl eher die Mütterrechte, und die stehen leider über allem in diesem Land. Mütter dürfen sich fast alles erlauben. Väterrechte gibt es, ja. Oftmals aber nur auf dem Papier und nicht in der Realität.

Und nur als Anmerkung: Ich bin keine Verfechterin des Wechselmodells. Ich finde es auch sehr anstrengend für die Kinder und dafür muss ein Kind echt geeignet sein. Also das mit der Brechstange durchzusetzen finde ich auch nicht gut.

5

„Väterrechte stehen in Deutschland extrem hoch im Kurs. Kinderrechte nicht“.

Sorry, habe mich gerade an meinem Kaltgetränk verschluckt und es gleichzeitig pruuuuuustend in meinem Büro verteilt.
Das meintest du hoffentlich ironisch.

Die Ungerechtigkeit fängt bereits damit an, dass der Vater bei Geburt des Kindes nicht automatisch das Sorgerecht wie die KM erhält. Ein absolutes Unding und du faselst etwas davon, dass die "Väterrechte extrem hoch im Kurs stehen"? Dein Ernst?

Weiter geht es mit dem Umgang. Du siehst es doch hier selbst gerade... Warum muss ein Vater um Umgang kämpfen, statt dass dieser fair aufgeteilt wird!? Er ist der Vater und ist genauso wichtig wie die KM.

Ich finde es befremdlich, wie immer wieder argumentiert wird, warum ein Vater kein WM bekommen sollte/dürfte.

Ebenso verstehe ich nicht, warum es dir JenLin7 "Bauchschmerzen bereitet", wenn ein Gericht dem stattgeben sollte!? Hat es dir Bauchschmerzen bereitet, als du euer Kind mit dem KM gezeugt hast? Wahrscheinlich nicht.

"Er pocht eben extrem auf sein Recht sein Kind zu gleichen Teilen zu haben wie ich. Ich finde nur dies entspricht nicht so ganz dem Kindeswohl."

Ja natürlich. Ist doch sein gutes Recht. Stell dir vor, dass du an seiner Stelle wärst. Würdest du nicht auch deine vollumfänglichen Rechte einfordern und dafür einstehen? Warum sollte er sich zurücknehmen? Nur weil DU der Meinung bist, dass es nicht dem Kindeswohl dient?! Wenn es danach ginge, könnte der KV genau die gleichen Argumente ins Feld führen.

Weißt, dann sag doch einfach, dass DU das gar nicht möchtest, denn DAS wäre zumindest ehrlich. Aber nimm doch nicht euer Kind als Argument, weshalb das WM nicht gut für EUER Kind sei.

Frag mal deinen Ex, welche Bauchmerzen er zu ertragen hat, wenn er Euer Kind nicht zu gleichen Teilen sehen darfst! Und immer schön daran denken, wie du dich im umgekehrten Fall fühlen würdest.

Ich bin ja nach wie vor dafür, dass der Unterhalt anders geregelt wird. In der Zeit, wie das Kind beim UET ist, bekommt der BET eben keinen Unterhalt, da ja auch kein Kind betreut werden muss. Wie macht ihr das mit dem Unterhalt?

6

Ich kann mich Emmi1980 anschließen: 50:50 mit geregeltem Wechsel ist auch eine Struktur. Es ist eben wichtig dass eure Tochter weiß, wo sie morgen abend hingeht, wo sie morgen ist, wer sie vom KiGa abholt und solche Sachen.
Versuche die Situation von außen zu betrachten. Die Eltern haben sich getrennt, die Tochter ist unter Stress und wurde auffällig. Aber wer sagt, dass der Vater der Hauptverursacher dieses Stresses ist? Vielleicht ist es die überforderte Mutter? Wahrscheinlich sind die Eltern gleichermaßen am Problem beteiligt. Warum sollte jemand sich das Gericht oder sonst jemand auf eine der Seiten stellen? Da bräuchte man schon sehr gute Argumente...