Der Ex-Freund ist gestorben.

Hallo,

ich weiß gar nicht, ob sowas hier her gehört, aber ich probiere es trotzdem einmal.
Mit einer Beziehung hat das schon zu tun, aber etwas anders.

Vor 5 Jahren habe ich mich von meinem Ex-Freund getrennt, meiner Jugendliebe.
5 1/2 Jahre waren wir ein Paar und haben alle wichtigen Momente der Jugend zusammen erlebt (z.B. 18. Geburtstag, Abibälle, erster Ausbildungsvertrag, erstes Auto etc. und viele andere Ereignisse auch z.B. die Hochzeiten seiner Geschwister, Silberhochzeit der Eltern usw. ...)

Ich wurde sehr eng in den Familienclan integriert, ich gehörte halt dazu.
Nach der Trennung war das alles vorbei.
Wir sind nicht unbedingt als Freunde auseinander gegangen, stritten viel und irgendwann brauchte ich einfach Abstand.
Ich blockte komplett und wollte mit ihm nichts zu mehr zu tun haben, auch um die Trennung endlich für mich abschließen zu können.
Obwohl ich mich getrennt hatte, viel es mir trotzdem nicht leicht.
Ich verlor die Familie mit, weil sie natürlich auf seiner Seite standen - ist ja auch verständlich.

Ab und zu trafen wir uns noch zufällig, aber mehr als Smalltalk ließ ich nicht zu, er hätte sich das immer anders gewünscht.

Mittlerweile bin ich in einer neuen Beziehung, wir haben ein gemeinsames Kind und sind sehr glücklich.

Nun habe ich erfahren, dass mein Ex-Freund bei einem Autounfall ums Leben kam und trotz der vielen Zeit, die zwischen uns lag, fühle ich mich ganz komisch und weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll.
Ich habe ihm manchmal schon Schlechtes gewünscht (es war damals viel vorgefallen, was mich sehr verletzte...), aber den Tod ganz sicher nicht.

Jetzt überlege ich, ob ich an seiner Beerdigung teilnehmen soll oder nicht, weil ich nicht weiß, wie seine Familie auf mich reagieren könnte. Ich habe seine Eltern seit der Trennung nicht wiedergesehen, seinen Bruder traf ich selten und wenn, dann auch nur zufällig.
Immerhin haben mein Ex-Freund und ich auch sehr viel zusammen erlebt, auf der anderen Seite habe ich aber auch mit dem Kapitel total abgeschlossen.
Ich habe Angst, mir könnte das vor Ort negativ ausgelegt werden, so nach dem Motto:

"Du wolltest doch sowieso nichts mehr mit ihm zu tun haben, also was willst Du jetzt hier?"

Und ich könnte das auch voll verstehen.
Vielleicht sollte ich das auch lassen und nur eine Beileidskarte schicken... ich fühle mich total unwohl, so richtig trauern kann ich gar nicht, habe ein sehr schlechtes Gewissen deswegen.

Was würdet ihr mir raten?

Vielen Dank für's Zuhören und LG

(ach so ich bin übrigens jetzt 26J., falls es jemanden interessiert)

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Hallo du!

Das ist eine blöde Situation...
Also wenn mein Exfreund sterben würde würde ich auf jeden Fall zur Beerdigung gehen. Die Situation wäre so ähnlich wie bei dir (Jugendliebe, eng in Familienleben eingebunden), allerdings habe ich auch seit der Trennung noch Kontakt mit ihm bzw. gelegentlich auch mit seiner Familie und ich bin sicher, dass seine Familie auch wollen würde dass ich komme.

Hast du dich mit seiner Familie irgendwann gestritten oder ist der Kontakt einfach abgebrochen?
Wenn ihr zerstritten wart würde ich sagen, geh nicht zur Beerdigung sondern besuche sein Grab wenn sie vorbei ist - dann kannst du dich ja so von ihm verabschieden.
Ansonsten geh hin - du kannst dich ja im Hintergrund halten. Dann wirst du ohnehin sehen, wie sie reagieren. Aber ich kann mir nicht vorstellen dass es sie stört wenn du hingehst...

Alles Gute
Sandra

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Vielen Dank für Deine Antwort.

Nein, direkt mit seiner Familie habe ich mich nicht gestritten. Ich habe mich damals halt total zurückgezogen, weil ich das nicht ausgehalten hätte, mit ihnen noch am "Tisch zu sitzen".

Ich wurde von seinem Bruder ja auch noch nach der Trennung zu Haus eingeladen, aber ich mag solche Situationen nicht.
Ich kann damit nicht umgehen und fühlte mich nicht wohl, denn das "Trennungsthema" kam ja doch auf den Tisch.

Vor ca. 1 1/2 Jahren Jahren traf ich meinen Ex noch in der Disco, er umarmte mich gleich, wollte unbedingt mit mir quatschen.
Das taten wir auch ganz locker, aber ein richtiger Kontakt kam nicht mehr zustande.
Ich habe nicht danach gesucht und er hatte sicher keine Lust mir hinterher zu rennen (damals kämpfte er noch ein halbes Jahr nach der Trennung sehr hartnäckig um mich, da musste ich ihn deutlich abweisen...)

LG

3

hallo, ich rate dir, geh zu der beerdigung von deinem ex. damit du abschied nehmen kannst.

die ex von meinem damaligen verlobten kam auch zur beerdigung. auch wenn ich sie nie recht leiden konnte, weil sie immer so getan hat, als kenne sie ihn viel besser als ich und meinte, sie müsse mir seine schlechten seiten aufs brot schmieren, fand ich das sehr nett von ihr, dass sie da war.

lg, steffi

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Erst mal, es tut mir sehr leid um deinen Freund, ich kann dir nur raten, wenn du gehen willst dann geh. Du kannst dich auch abseits stellen wenn du glaubst du wärst nicht willkommen. Es ist wichtig auf das eigene Gefühl zu achten um damit zurecht zu kommen. Du hast nur diese Gelegenheit, nutze sie wenn du dich danach fühlst. Nutze es für Dich und lass die anderen außenvor. Du wirst später nicht darüber wegkommen wenn du gegen deine Gefühle handelst.

liebe grüße
Micha

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Ich kann das jetzt so nicht beurteilen, denn ich verstehe mich mit meinen Exfreunden noch sehr gut. Und mit der Familie meines ersten festen, langjährigen Freundes verstehe ich mich auch noch sehr gut. Der Vater ist vor 2 Jahren verstorben und es war für mich klar, das ich zur Beerdigung gehe.

Auf der Beerdigung selbst werden die Eltern sehr mit sich beschäftigt sein, über jede Beileidsbekundung dankbar sein und werden Dir bestimmt keine Vorwürfe machen.

Es ist bei uns aber auch so, dass man an der Beerdigung teilnimmt aber nicht unbedingt der Familie persönlich Beileid wünscht, sondern sich in ein Kondolenzbuch einträgt und eine Karte abgibt. Am Grab wollen die engsten Familienmitglieder meistens doch unter sich bleiben. Wäre das eine Möglichkeit? Dann sehen sie später, Du warst da.

Wenn Du persönlich Abschied nehmen möchtest, könntest Du ein paar Tage später zum Friedhof fahren... manchmal kommt man mit sich selbst dann am besten ins Klare.

6

Hallo,

also ich würde hingehen zur Beerdigung.

Ich denke mal nicht, dass seine Familie komisch reagieren würde, auch wenn du damals die Beziehung beendet hast. Das ist schließlich auch schon lange her.

Du warst ein Teil seines Lebens, und da würde ich es schon seltsam finden, wenn irgendjemand etwas dagegen sagen würde, wenn du dort erscheinst.

Es geht ja auch nicht um irgendetwas, sondern um den "letzten Weg".

Und für dich ist es sicher auch besser, wenn du auf diese Art Abschied nehmen kannst von ihm.

LG und alles Gute!

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hi
ich würd auch auf jeden fall hingehen. mit meinem ersten freund war ich fast 7 jahre zusammen, von 18-24. seine mutter starb letztes jahr und ich bin auch zur beerdigung obwohl wir eigentlich gar nichts mehr miteinander zu tun hatten.
er hatte sich dann sehr gefreut daß ich auch gekommen bin. ich denk die familie von deinem ex wird sich auch sehr freuen. war auch schön mal wieder mit dem rest seiner verwandtschaft zu reden.

lg tweety

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Also es kommt drauf an, ob Du Dich auch mit denen gestritten hast und ob da vielleicht irgendwelche GEfühle hoch kommen, Missmut, oder "Du hast ihm das Herz gebrochen" usw. Keine Ahnung, aber so schlimm kann es doch nicht sein. Warst ein TEil seines Lebens und nun würd ich gehen. Herzliches Beileid. Wie schlimm!!! Der war ja sicher noch sehr jung.#heul find ich immer so schrecklich!
chikiloo

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Hallo,

ich habe zwar keinen Ex-Freund verloren, aber letzes Jahr einen guten Freund. Ich kann Dir nur sagen, dass auf seiner Beerdigung auch viele seiner Ex-Freundinnen dort gewesen sind! Von seiner Familie und auch von seinen Freunden wurden sie nicht irgendwie doof angeschaut oder so!

Mach das, was Dir Dein Herz sagt!!! Trauere doch ruhig um ihn, ihr habt so viel miteinander erlebt - da ist das doch total in Ordnung...

Lieben Gruß #liebdrueck