Erfahrungsbericht über das Leben mit einem impotenten Mann

Ich glaube es ist an der Zeit, hier meinen Erfahrungsbericht niederzuschreiben, denn in Kürze stehen in meinem Leben viele Veränderungen an, die es ohne den "Betreff" dieses Posts nicht geben würde. Viel zu oft lese ich hier Beiträge, die sich um das gleiche Problem drehen. Hier nun meine Erfahrungen mit einem solchen Mann und deren Konsequenzen.

Angefangen hat meine Beziehung eher zufällig. Ich hatte mich gerade von meinem damaligen Freund getrennt und litt noch sehr unter dem Trennungsschmerz, als "er" mir über den Weg lief. Anfangs war ich wenig interessiert und nach einigen Begegnungen war ich so egoistisch, mich auf einen ONS einzulassen, um den Trennungsschmerz besser bewältigen zu können. Er wusste das auch und hatte kein Problem damit. Am Morgen "danach" trennte man sich ganz normal und er sagte: "Wir telefonieren..." Von mir kam nur ein "Ja, warum nicht..." und die Sache schien für mich zu diesem Zeitpunkt erledigt. Ich hatte nicht vor, mich nochmal zu melden und ging auch nicht davon aus, dass "er" es tun würde. Warum auch, es war alles soweit klar.

Es kam, wie es kommen musste und er rief dann doch abends an. Nein, nicht 1x, sondern gleich 3x. Gut, schaden kanns nicht und ich ließ es zu. Zu verlieren hatte ich eigentlich nichts und ein wenig Abwechslung konnte nicht so verhängnisvoll sein. Es entwickelte sich natürlich mehr daraus, was aber seiner Initiative zu verdanken war. Ich wies ihn fairerweise mehrfach darauf hin, dass ich mich gerade erst von meinem Freund getrennt hatte und emotional noch sehr an dieser Beziehung hänge, was er billigend in Kauf nahm. Er bemühte sich wirklich sehr um mich und erweichte schließlich nach einigen Wochen mein Herz soweit, dass ich mich nun doch auf eine Beziehung mit ihm einließ. Wir unternahmen viel, verbrachten jede freie Minute miteinander und genossen die Zeit zusammen. Auch mein Sohn mochte ihn sehr, denn die Beiden kamen gut klar miteinander.

Nach einigen Monaten, ich hatte mich gerade neu eingerichtet in meiner neuen Wohnung, äußerte er den Wunsch, dass mein Sohn und ich doch zu ihm ziehen sollten. Er hatte ein eigenes Haus mit schönem Garten usw. Ich weigerte mich, wollte weiter mein Leben mit Sohn alleine bestreiten, von niemandem abhängig sein, mich so schnell nicht wieder an jemanden binden. Was meine Gefühle anging, half er mir nicht nur über meine Trennung hinweg, sondern eroberte darüber hinaus auch mein Herz. Ganz langsam, aber umso sicherer. Trotzdem mochte ich nicht so schnell wieder mit einem Mann zusammenleben und lehnte weiterhin ein Zusammenziehen ab. Es lag ihm schwer auf der Seele und nach einigen Wochen war er schließlich soweit, das Haus verkaufen zu wollen, weil ich dort nicht einziehen wollte. Diesen Schuh wiederum wollte ich mir nicht anziehen, denn ich wollte nicht die Schuld daran tragen, dass er sein Lebenswerk aufgibt. Ich verkaufte schweren Herzens meine neuen Möbel, verschenkte meine halbe Einrichtung, verschrottete meinen Wagen und wir zogen bei ihm ein. Er war glücklich und sah all seine Träume erfüllt. Ich zu diesem Zeitpunkt dann auch und so lebten wir noch einige Monate glücklich zusammen und fuhren auch miteinander in den Urlaub. Alles schien perfekt, bis zu diesem Morgen im Herbst.

Die Leserschaft sollte wissen, dass er bis dahin wenig spontan war, was Sexualität anging. Quickies jeglicher Art waren im nahezu fremd, ebenso Morgensex. Was für mich normal und erfüllend war, war für ihn nicht unbedingt das Gleiche. Unser Sexualleben konnte man zwar durchaus als recht normal bezeichnen, wenn alle 2 Tage Sex haben normal sein sollte, auch in der Kennenlernphase. Wie dem auch sei, es war an einem Morgen im Herbst. Er machte sich morgens für die Arbeit fertig und ich lag noch gemütlich im Bett. Es waren Herbstferien und Sohni musste auch nicht zur Schule, also konnte ich ausschlafen. Die Tür ging auf und mein Partner kam ins Bett und wollte vor der Arbeit nochmal "ran". Er hatte wohl Gefallen an Morgensex gefunden, den er vor mir mit keiner Frau praktiziert hatte. Er schaute unentwegt auf die Uhr, weil er Bedenken hatte, zu spät zur Arbeit zu kommen... - ...und versagte...

Ich dachte mir nichts dabei und munterte ihn auf, dass wir das abends nachholen könnten. Nichtsahnend entließ ich ihn zur Arbeit und ging meinen täglichen Pflichten nach. Schon bald sollte ich merken, dass daran alles scheitern würde, was meine Zukunft mit ihm betraf. Wir "versuchten" einen Tag später, das Versäumte nachzuholen und wieder versagte er. Wir redeten darüber und ich bestätigte ihm, dass er sich das "kleine Missgeschick" doch bitte nicht so zu Herzen nehmen sollte. Das passiere vielen Männern mal und das sei nicht tragisch. Bei ihm hatte es jedoch schlimme Folgen. Er nahm das zu persönlich, igelte sich ein, schämte sich, ließ sich diese Scham auch nicht nehmen. Ich versuchte, ihm mit Geduld und Verständnis zu begegnen, was mir in den ersten Monaten danach auch gelang. Doch er ging in die Defensive und unternahm nichts.

Monate vergingen und unsere Bemühungen um ein normales Sexualleben scheiterten immer und immer wieder schon beim Vorspiel. Da Frau ja auch nicht auf den Kopf gefallen ist, dachte ich mir natürlich Möglichkeiten aus, ihm zu helfen und vollführte einen waren Affentanz, um ihm seine Blockade zu nehmen - erfolglos... Sobald sein Kopf ins Spiel kam und es darum ging, dass er seinen Mann stehen musste, machte er schlapp - im wahrsten Sinne des Wortes. Es war mehr als frustrierend und ich hatte immer mehr Mühe, mit meiner erzwungenen Enthaltsamkeit klarzukommen. Nach Monaten bat ich ihn, zum Arzt zu gehen. Ich versuchte ihm nahezulegen, dass ich und auch unsere eigentlich so gute Beziehung zu jung für ein Leben ohne Sex seien, was er - zumindest verbal - auch voll und ganz verstand. Man mag denken, dass er dann zu Arzt gegangen sei... Nein, er tat nichts. Er ging weder zum Arzt noch unternahm er sonstwas gegen sein Problem und ich machte sein Versagen immer mehr zu meinem Problem. Ein Fehler, denn nicht ich versagte, sondern er. Natürlich war ich jederzeit bereit, ihm Unterstützung zu leisten und immer für ihn dazusein, doch mein aktives Helfen veranlasste ihn nur immer mehr dazu, selbst nichts tun zu müssen.

Er schwieg das Thema tot, es war zum Heulen. Mehr und mehr machte sich Unzufriedenheit und Frust in mir breit. Und er saß immer nur da und zuckte mit den Schultern. Ich drängte ihn 2 Jahre lang (!!!) endlich zum Arzt zu gehen, um organische Ursachen ausschließen zu können und nach 2 1/2 Jahren ging er nach langem Betteln endlich hin. Natürlich war mir schon damals klar, dass er ein psychisches Problem hat - seine Versagensangst. Doch wollte ich ganz sicher sein, dass er zumindest körperlich gesund ist. Ich legte all meine Hoffnung in diesen Arztbesuch und beobachtete mit Freude, wie er all die Tests über sich ergehen ließ. Der Arzt schenkte ihm sogar eine Packung jener blauen Pillen, die jeder kennt. Ich verbarg meine Vorfreude, um ihn nicht unter Druck zu setzen und wartete ab. Wieder verstrichen die Monate und nichts geschah. Er dachte ernsthaft, er hätte seine Pflicht und Schuldigkeit getan und ruhte sich auf seiner einmaligen Bemühung um unsere Beziehung und unser Schlafzimmerleben aus. Ich war erschüttert, denn damit hatte ich nicht gerechnet.

Mehr und mehr Aggressionen stauten sich in mir auf und nach 3 Jahren verlor ich endgültig die Fassung. Ich hielt ihm vor Augen, wieviele Männer unter solchen Problemen leiden, aber darum kämpfen, dass es besser wird und was tat er? NICHTS... Er beteuerte immer wieder, mich zu lieben und stachelte damit immer wieder meinen Kampfgeist an. Ein letztes Mal bäumte sich alles in mir auf. Rein zwischenmenschlich gesehen harmonierten wir einfach perfekt. Es gab verschwindend wenig Streit, wir verstanden uns hervorragend und wir ließen keine Gelegenheit aus, uns die gemeinsamen Stunden einfach nur schön zu machen. All das reichte aber offenbar nicht aus, um seinen eigenen Kampfgeist zu wecken. Er schämte sich nach wie vor, umging dieses Thema und erwartete wohl, dass ich das stillschweigend ertrage, doch meine Geduld und auch mein Verständnis waren aufgebraucht. Letztes Jahr im Sommer eröffnete ich ihm dann, dass ich mich trennen werde. Er war schockiert, aber ich erklärte ihm, dass meine Gefühle unter dem Entzug jeglicher körperlicher Nähe einfach zu sehr gelitten hätten.

Spätestens jetzt wäre wohl jeder andere Mann aufgewacht. Nicht so er... Er bedauerte das alles zutiefst und ich zog entmutigt ins Gästezimmer, wo ich jetzt noch genau 2 Monate verbringen muss. Mein Mietvertrag ist bereits unterzeichnet. Alles Hoffen und Helfen nützte nichts. Er gehört zu den Männern, die lieber ihre Beziehung riskieren, als sich die Blöße zu geben, einem Arzt ihr Problem zu schildern. Und er gehört auch zu den Männern, die es lieber gar nicht erst versuchen, weil sie ja versagen könnten. Ihr glaubt nicht, wie weh es tut, wenn man machtlos daneben steht und zusehen muss, wie die eigene Beziehung an solchen Sachen zerbricht. Man einer mag jetzt glauben, er hätte vielleicht nur darauf gewartet, dass ich irgendwann von alleine gehe, weil er zu feige sei, die Sache selbst zu beenden, aber dem ist nicht so. Seine Geschenke zu allen möglichen Anlässen wurden immer größer und teurer und ich gewann den Eindruck, er wolle mich kaufen, damit ich vergesse, was mir fehlt. Und genau das hab ich ihm auch gesagt.

Ich wies ihn darauf hin, dass er mich doch soweit kennen sollte, dass seine Geschenke niemals ausreichen, um mich das vergessen zu lassen, wonach ich mich im Grunde sehne. Er fühlte sich regelrecht ertappt und flehte mich an, dass er das doch gerne für mich tue und mich immernoch liebe. Ja, ich liebte ihn ja auch und gerade deshalb hatte ich ja auch soviel Geduld. Mir ist klar, dass es Frauen geben mag, die das wesentlich länger aushalten, aber es sei erwähnt, dass wir gerade mal 6 Monate zusammen waren, als "es" passierte. Und ich habe weitere 3 1/2 Jahre damit verbracht, auf diesen Mann zu warten.

Nun stehe ich am Scheidepunkt und ziehe Ende März schweren Herzens aus. Er hat auch in der Zwischenzeit noch immer dieses Problem und wie ich ihn kenne, wartet er auf das große Wunder, dass ja nun schon seit 3 1/2 Jahren auf sich warten lässt. Ich bin es leid, zu leben wie eine Nonne, trotz aller Liebe...

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Es tut mir leid, was du erleben mußtest.

Und es ist wieder einmal zu bewundern, wie leidensfähig Frauen sind.

Du hast sicher alles getan, ihn zu unterstützen und irgendwie kam mir während des Lesens der Vergleich zu Süchtigen in den Sinn.
Auch sie müssen erst meistens auf die Nase fallen, alleingelassen werden, bevor sie merken, das es so nicht geht.

Eventuell wird ihm helfen, wenn du nicht mehr da bist, das Problem anzugehen. Vielleicht - wenn er den Druck nicht mehr hat - wird er sich wieder mehr zutrauen.

Wie ist es denn bei dir? Ist es für dich endgültig vorbei oder erhoffst du dir etwas von deinem Auszug?

Würde es in dir etwas auslösen, wenn du merkst, das er doch beginnt an sich zu arbeiten?

In jedem Fall wünsche ich dir alles Liebe

Hezna #klee

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Danke für Deine Zeilen...

Selbst wenn er jetzt an sich arbeiten würde, es würde an meiner Entscheidung nichts mehr ändern können, denn dieser Umzug kostet mich das letzte Hemd. Ein zweites Mal kann und will ich nicht alles wieder aufgeben. Er hatte alle Zeit der Welt, etwas zu tun, was ihn nicht bewogen hat, aktiv zu werden. Ich kann nicht jedesmal ausziehen, mir neue Möbel kaufen und von vorne anfangen, bis dieser Mann in die Puschen kommt. Bei aller Liebe, er hatte wirklich jahrelang Zeit und niemand kann sagen, ich hätte keine Geduld gehabt.

Ich bin einfach am Ende mit meinem Latein und schaue nur noch nach vorn. Ich erhoffe mir einen kompletten Neuanfang und für die Zukunft vielleicht auch wieder eine funktionierende Beziehung m i t Sex. Im Endeffekt weiß er ja seit 8-9 Monaten, dass ich ausziehe, also hatte er auch noch genügend Zeit, eventuell jetzt die Initiative zu ergreifen, aber er saß in altgewohnter Manier in seinem Loch und bedauerte sich lieber selbst, statt zu beweisen, dass er genug Mumm in den Knochen hat, um das Übel an der Wurzel zu packen.

Letztendlich ist der Trennungsgrund für mich nicht die Tatsache, dass er "keinen mehr hochkriegt", sondern, dass er dagegen nichts tut. Wenn ich gesehen hätte, dass er bemüht ist, sein Problem in den Griff zu bekommen, hätte ich das auch noch 10 weitere Jahre mit ihm durchgestanden. Nicht aber mit einem solch untätigen Menschen, der nur eines in sich trägt - Selbstmitleid... Davon kann ich mir leider nix kaufen und dann muss er in Zukunft allein damit fertig werden.

Ich bin guter Hoffnung, dass mein Leben auch ohne ihn in eine Richtung geht, die mir behagt und mit etwas Glück findet sich auch der passende Mann dazu...

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Es gibt auch leidensfähige Männer, die im umgekehrten Rollenspiel auch bemerkenswertes an den Tag legen :-)

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Ich kann dich gut verstehen. Aber ... was wäre, wenn er eine Krankheit hätte, die ihm den Koitus versagen ließe? Würdest du dann auch gehen?

Man kann ein erfülltes Sexleben haben auch ohne wirklich zu "poppen".

Und andererseits ist es so: helfen wird ihm wahrscheinlich nur eine Sexualtherapie. Diesen Schritt zu gehen, das zu wagen ist mit Sicherheit unglaublich schwer für einen Mann in der heutigen Gesellschaft.
Habt ihr darüber gesprochen?

Hast du dich mal gefragt, ob du ihn wirklich liebst?
Sicher, du hast noch drei Jahre "ausgehalten", aber ...
Schuld und Druck sind absolute Killer in einer Beziehung, trotzdem ist es unglaublich schwer das zu umgehen. Er hat dich mit dem Haus unter Druck gesetzt .. und vielleicht hat er sich unbewusst da schon schuldig gefüllt.
Möglicherweise hast du ihm auch schon unterschwellig die Schuld gegeben dich so gebunden zu haben.

Ich les da viele ungelöste Probleme aus deinem Posting, mit Sex haben sie wenig zu tun, das steht am Ende der Kette.

Ihr hätte euch Hilfe suchen sollen. Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen.

Viel Glück mit deinem Neuanfang.

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Natürlich habe ich ihm nahegelegt, eine Therapie anzustreben, denn auch ich sah darin die einzige Möglichkeit, sein Problem in Angriff zu nehmen. Aber auf dieses Thema ging er nichtmal ansatzweise ein.Eine ernst zunehmende Krankheit hat er nicht, steht auch im Posting, dass ich ihn deswegen jahrelang überreden musste, dahingehend Untersuchungen machen zu lassen. Er ist kerngesund. Hätte sich herausgestellt, dass er wirklich krank ist, wäre ich selbstverständlich geblieben.

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Nu hab ich meinen Schwarznick verpennt... #augen

Auch Wurscht... Ist mir eh zu umständlich...

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Hallo Nyiri,

ich lese deine Zeilen mit einer Gänsehaut und verbeuge mich vor deinem Durchhaltevermögen und deinem Kampfgeist. Ich habe eine ähnliche Geschichte hinter mir (mein ExMann war Alkoholiker und ich habe 8 Jahre um unser Leben alleine gekämpft - ich weiß, wie es ist, alleine auf dem Schlachtfeld zu stehen...blutend, erschöpft...während er nicht mal die Fahne hochhält...) und kann so gut nachempfinden wie es ist, wenn man loslassen muß, obwohl es so sinnlos und unverständlich ist, weil die Liebe ja da ist....

Es tut mir so Leid für Euch - was Ihr jetzt bräuchtet wäre ein Wunder.

#liebdrueck
Bärenmutter

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Deine Zeilen sprechen mir direkt aus der Seele...

Aber der Blick zurück tut nur weh und deshalb gehe ich und weigere mich vehement jemals wieder zurückzusehen. Es war schön mit ihm, aber es ist eben vorbei - unweigerlich...

Ich weiß, dass ich ohne ihn wieder besser ich selbst sein kann. (frei nach Christina Stürmer)

Hör mal in das Lied von Christina Stürmer rein, das ist derzeit "mein" Lied, obwohl ich die Musik von Frau Stürmer sonst nicht so mag...

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Hallo
Ist eine packende Geschichte. Ich finde es ganz toll von dir, dass du diese Herausforderung angenommen hattest und dafür gekämpft hast. Wie schnell wird heute etwas ad acta gelegt, wenns nicht mehr so genehm ist. Ueber die Länge der Hilfe (oder des Wartens) gibts unterschiedliche Auffassungen. Wars zu lang, wars zu kurz. Ich glaube, da gibt es keinen Nenner, den man beiziehen könnte. Ich war mal in der gleichen Situation wie du und bei mir stelle sich oft die Frage nach dem "wie lange soll" ich. Also nicht die Frage nach "wie lange kann ich" warten. Ich hatte stets Angst davor, dass die lange Wartezeit vergebens sein könnte. Warten, vielleicht Jahre, und dann doch aufgeben müssen, ja davor grauste mir. Und wie bei dir, so kams auch bei mir. Ich musste mich zwingen, aufzugeben. Ich schaffte es fast nicht, weil ich damit eingestehen musste, dass Warten und Hoffen vergebens gewesen waren. Das war grausam hart. So harmonisch wie von dir geschildert, funktionierte meine Beziehung allerdings nicht. Es tat dennoch sehr weh, dem gegenüber sagen zu müssen, dass ich nicht in der Lage bin, auf Sexualität zu verzichten. Manche mögen jetzt sagen, es werde alles auf Sex reduziert. Das ist nicht so, denn es geht ja nicht um mehr oder weniger, sondern um das totale Fehlen, das nicht Vorhandensein eines Punktes. Meine Partnerin unternahm schon einige Dinge, doch irgendwann waren die Möglichkeiten ausgeschöpft und dann steht man am Berg.
Ich kann dich verstehen. Es tut mir sehr leid für dich und deinen Partner. Ich wünsche dir alles Gute ..... deinem Partner auch. C

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Wie oft habe ich mir während der letzten knapp 4 Jahre die Frage gestellt, ob ich ohne Sex leben kann... Ein Antwort darauf habe ich zwar jetzt, aber ich differenziere doch insoweit, dass es nicht das Wichtigste in einer Partnerschaft ist, jedoch unweigerlich dazu gehören sollte.Ich mache das außerdem vom Alter der betreffenden Menschen und auch der Zeit abhängig, in der es ohne Probleme funktionierte. In unserem Fall passierte es ja bereits am Anfang und ich bin mir sicher, dass das alles nach beispielsweise 10 Jahren Partnerschaft wesentlich leichter zu ertragen gewesen wäre - für mich zumindest...

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Hi Unbekannte! Ich habe deinen Bericht mit grossem Interesse gelesen, da auch ich in ähnlicher Weise betroffen bin. Mein Mann hat seit 7 Jahren Erektile Dysfunktionen, d.h. er kriegt spontan keine Erektion mehr ( auch nicht morgens ) und ist im Bett vollkommen passiv. Legt sich auf den Rücken und ich kann blasen und schaffen bis er einigermassen steht. Dann reite ich ihn und meißtens macht er dann auch noch schlapp. Er liegt auf dem Rücken und macht die Augen zu, fertig. Wenn ich ihn fessele und er weiss, dass er nichts tun KANN hat er eine wunderbare Erektion, die auch hält. Das erscheint auf den ersten Blick nicht tragisch, aber ich halte es für normal, dass ich mir Zärtlichkeit und Körperlichkeit beim Sex wünsche. Ich möchte angefasst werden und nicht nur eine Erektion zur Verfügung gestellt bekommen. Mein Mann weiss, wie ich darunter leide, ich habe 7 Jahre geredet, gebeten ( auch dass er zum Arzt geht, vielleicht abnimmt, da er sehr übergewichtig ist ) gefleht, diskutiert. Es war ihm egal. Er hat gesagt "Du hast ja Recht" und ist weiterhin immer träger und bequemer geworden. Wir haben auch andere Probleme miteinander, die mich sehr belasten, aber das setzt halt allem die Krone auf. Offensichtlich passen wir in sexueller Hinsicht nicht mehr zusammen, er ist devot und kann anders nicht. Auch wenn wir nicht miteinander schlafen ist meine Lust Nebensache. Ich laufe so mit. Ich muss dazu sagen, dass es 15 Jahre gut war; nicht oft, aber ich fand es erfüllend. Und auf einmal legt er einen Schalter um und will mich nicht mehr, so muss ich es wohl interpretieren.
Ich habe alles versucht was er wollte, hab mich piercen lassen, lange Haare wachsen lassen.. es hat nicht gewirkt.

ICH VERSTEHE DICH! Mach dir kein schlechtes Gewissen. Es gibt Menschen, für die Sex nicht so wichtig ist in der Beziehung; mit denen kann man über eine solche Situation nie reden. Für mich bedeutet der Sex mit dem geliebten Menschen, Nähe und Wärme und Verbundenheit...er gehört in die Ehe, er gehört zur Liebe. Sonst führe ich im besten Fall eine gute Wohngemeinschaft. Das Kribbeln und die Schmetterlinge vergehen, sicher...aber es ist normal dem Ehepartner von Zeit zu Zeit sexuell nah sein zu wollen und es ist NORMAL das zu brauchen.

Ich wünsche dir viel Glück.
Evtl. mache ich mich auch bald auf den Weg aus meiner Ehe, denn ich will nicht nochmal 7 Jahre oder länger so leben!

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Gewissermaßen sitzen wir in einem Boot, nur habe ich meinen Anker bereits geworfen - Gott sei dank...

Ich wünsche Dir viel Kraft und gutes Gelingen für Seinen weiteren Weg, denn ich weiß, wie schwer das alles ist...

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Also,ich weiß ehrlich gesagt nicht was Du jetzt willst.
ich habe diese erfahrung schon seid 20 Jahren,ich Lebe bereits seid 20 Jahren wie eine Nonne.
Ich bin der meinung dann liebst Du zu wenig.
Mein Mann hat auch das eine oder andere unternommen,aber vor 4 jahren stellte sich herraus warum nichts mehr ging.
Er hat MS.
Soll ich mich deshalb von ihm trennen?
Sorry,aber ich finde das nicht O.K. von Dir.Mein Mann und ich waren auch erst 5 jahre zusammen,als gar nichts mehr ging.
Darüber solltest Du mal nachdenken.
Ich will noch dazu sagen,das ich in diesen 20 jahren nicht ein einiges mal fremd gegangen bin.Ich habe mich mit der Krankheit und dem Leben ohne sex sehr gut arrangiert.was bleibt mir auch anderes übrig?

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Uns unterscheiden so einige Dinge und Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen:

- ich bin erst 35

- das alles begann, als wir erst 6 Monate (!!!) zusammen waren

- er ist k e r n g e s u n d

- er unternahm n i c h t s

- du kannst wohl kaum beurteilen, wie sehr ich ihn geliebt habe

- ich möchte (noch lange) nicht ohne Sex leben müssen

- ich möchte meinem Partner zumindest ein paar Jahre lang nahe sein dürfen, nicht nur 6 Monate lang

- auch ich war während der Jahre mit ihm treu

- ohne Sex gab es auch keine leidenschaftlichen Küsse



Darüber hinaus hatte ich bereits einer anderen Userin geantwortet, dass ich im Krankheitsfall bei ihm geblieben wäre. Aber dem ist nunmal nicht so. Er ist gesund, daran ändert auch Deine Haltung nichts. Fakt ist, dass er sich absolut defensiv verhält und lieber seine Beziehung opfert, statt seinen unangebrachten Stolz mir zuliebe zu überwinden und eine Therapie in Angriff nimmt. Also bitte such Dich Schuld nicht nur bei mir, denn ich hätte das mit Sicherheit getan, wenn ich an seiner Stelle wäre. Aber das bin ich nunmal leider nicht und ich musste zusehen, wie alles vor die Hunde geht.

Es ist leicht, alles zu verallgemeinern, wenn man in einer vollkommen anderen Situation lebt. Mein Ex-Partner hat weder eine Krankheit, die sein Problem rechtfertigt, noch wurde er in irgendeiner Hinsicht anderweitig aktiv. Vielmehr überließ er mir die gesamte Initiative und wartete auf das große Wunder. Und nein, er versuchte auch in keinster Weise, ohne herkömmlichen Sex auf jene menschlichen Bedürfnisse einzugehen, denn mir ist selbstverständlich klar, dass man auch ohne "reinstecken" ein erfülltes Liebesleben haben kann. Und als ob das alles nicht reicht, gehört er leider zu den Männern, die ohne Sex auch nicht Küssen. Und sorry, nur von Bussibussi einmal morgens und einmal abends kann und will ich nicht leben - weder jetzt noch in Zukunft. Das habe ich 3 1/2 Jahre getan und ich war todunglücklich und ich persönlich gehöre zu den Menschen, die ohne all diese Dinge emotional verkümmern und so möchte ich nicht alt werden.

Du glaubst, wir wären in der gleichen Situation? Das wiederum glaube ich nicht, denn Deine Situation ist eine vollkommen andere. Die einzige Gemeinsamkeit ist der fehlende Sex, auch aus völlig verschiedenen Gründen, ja aus völlig verschiedenen Ausgangspositionen. Und Du hattest wenigstens ein paar schöne Jahre mit Deinem Mann, richtig? Und genau das hatte ich leider nicht, mir blieben lächerliche 6 Monate.

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Hallo
Diese Fähigkeit, aus Sexualität verzichten zu können, besitzen schlicht nicht alle. Und es geht schlussendlich auch darum, ob man das auch will. Sich arrangieren heisst verzichten. Wer damit leben kann und das auch will, der hat gute Voraussetzungen, auch so glücklich zu werden. Aber es gibt eben auch die Anderen, welche Sexualität als Bestandteil von Frau und Mann anschauen. Natürlich, wenn da eine Kranheit auftritt, die das plötzlich verhindert oder unmöglich macht, ist das ganz schwierig. Es gibt dann vermutlich die einen, die möglichst lange nichts tun, aus welchen Gründen auch immer. Und die Anderen, die es abklären lassen. Was auch das Resulat ist, das Bedürfnis nach Sexualität können viele Menschen auch aufgrund einer Krankeit (Partner) nicht einfach so beerdigen. Ich kann mir vorstellen, dass das nur dort geht, wo eine ganz tolle Basis besteht, sonst praktisch alles stimmt. Ja, dort kann ich es mir vorstellen. Sind aber kaum Umarmungen, Küssen oder Zärtlichkeiten möglich, gehts def nicht --bei mir auf jeden Fall nicht. C