Sind alle Fremdgeher charakterlos

Hallo zusammen, anlehnend an meinen Beitrag unten"Betrug wegen Fetisch " habe ich mir Gedanken gemacht und im Internet einiges recherchiert. Es gibt viele Beiträge, Studien, Ratgeber zum Thema Fremdgehen. Von der emotionalen Affäre bis zum langjährigen Doppelleben gibt es zu allem massenhaft zu lesen. Oft werden Fremdgehee in der Luft zerissen, als charakterlose Schweine hingestellt und es wird zur Trennung geraten. Andersherum wird von Paartherapeuten zur aufarbeiten geraten, zum verzeihen. Zu dem Thema was meiner Freundin passiert ist (Ehemann ging nach langer Ehe käuflich fremd um seinen Fetisch auszuleben) liest man von täglich Millionen Sexkäufern, davon 80% in Beziehungen, dazu kommen Affären, Seitensprünge...also keine Einzelfälle.
Nun kreisen die Gedanken meiner Freundin darum: Ist er ein charakterloser Betrüger oder gebe ich ihm eine Chance? Macht er es wieder oder hat er aus Fehlern gelernt. So wie ich es verstanden habe ist er nach dem Auffliegen zwischenzeitlich fast depressiv geworden vor Scham und Schuldgefühlen. Hinzu kam die Konfrontation damit alles zu verlieren. Andersherum sagt sie das er sich in der Zeit des Betrugs verändert hat, manchmal kalt und gemein wirkte, als hätte er zwei Gesichter....Deshalb ist sie auch hellhörig geworden, sie hat gemerkt das etwas nicht stimmt.
Wie sind eure Meinungen, kann jeder zum Fremdgeher werden? Wenn alle Fremdgeher, Seitenspringer, Sexkäufer Charkterschweine sind, gibt es viele unter uns.
Der Mann meiner Freundin war eher der, der sich in der Ehe bemüht hat, Komplimente verteilt hat, mal Blumen mitgebracht hat, aufmerksam war...kann so ein Mann zum Arsch werden?

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Für mich gibt es bei dem Thema kein Schwarz und Weiß. Wer fremd geht ist charakterlos.

Hat man Probleme in der Partnerschaft, muss man versuchen diese zu lösen. Kann man das nicht, dann eben trennen.

Aber seinen Partner (für mich bedeutet eine Partnerschaft Liebe) bewusst hintergehen ist für mich charakterlos.

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Ich denke, jeder Mensch hat gewisse Charakterzüge, die fremdgehen potenziell interessant machen. Bei manchen ist es der Stolz und die Eitelkeit, der gefüttert werden will und der Partner reicht nicht aus. Bei manchen ist es Unsicherheit und wenig Eigenliebe, die dazu führen, dass man nach Bestätigung und Anerkennung sucht. Natürlich gibt es auch die reinen Egoisten, denen es nur um sich selbst geht und die keinen Grund sehen überhaupt treu zu sein oder Wert auf die Gefühle des Partners legen.

Ich bin aber der Meinung, dass jedes Fremdgehen eine bewusste Entscheidung ist und der Mensch kein Tier sondern ein höheres Wesen mit funktionalem Gehirn. Bis es zum Fremdgehen kommt, werden zig bewusste Schritte gesetzt und man hätte bei jedem dieser Schritte noch Zeit "Stop" zu sagen.

Für mich ist es extrem unattraktiv, wenn ein Mensch diese Fähigkeit zu denken verliert und sich nicht mehr kontrollieren kann oder möchte. Selbst bei Reue, Schuldgefühle und 1000 Entschuldigungen, könnte ich das nicht vergessen. Ich brauche einen Partner zu dem ich aufsehen kann, den ich respektieren kann und könnte es nicht mehr. Es würde keinen Unterschied machen wieso er fremd gegangen ist.

Also ja, jeder kann zum Fremdgeher werden, aber keiner wird dazu gezwungen.

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Ich denke, dass die Kommunikation über die eigenen Grenzen wichtig ist, besonders wenn sie sich verschieben. Das ist in meinen Augen der erste Schritt zum Fremdgehen. Es fängt meist mit Heimlichkeiten an. Und diesen Charakterzug zu verändern, ist aus meiner Perspektive ebenso wichtig. Denn er packt das Übel an der Wurzel.

Außerdem muss man die eigenen Bedürfnisse nicht nur wahrnehmen, sondern auch kommunizieren können. Auch das ist nicht leicht und muss gelernt werden.
Jeder Fremdgehende zieht aus dem Fremden etwas, wie oben schon geschrieben. Bestätigung, Ego ... Und daran zu arbeiten ist ebenfalls schwierig und langwierig.
Im Fall deiner Freundin "Fetisch". "Hey, ich kann ohne diese Praxis nicht glücklich leben" ist zwar hart, aber wäre der einzige Weg gewesen, einen Weg überhaupt zu finden!

Zusammengefasst: Ich glaube nicht, dass jeder, der fremdgegangen ist, dies wieder tut, sofern er an den Ursachen und an sich arbeitet.
Da aber einige dazu nicht in der Lage / bereit sind, sehe ich da schon Wiederholungsgefahr.

Ich hatte eine Beziehung mit einem Fremdgänger, der es lange Zeit immer wieder getan hat. Ob er das jetzt noch tut, weiß ich nicht.
Meine erste richtige Beziehung war geprägt von einer Umwelt, die im suggeriert hat, dass das, was ich nicht wisse, nicht passiert wäre. Ich denke schon, dass da Dinge vorgefallen sind, die mir zu weit gegangen sind. Dass es sexuelle Kontakte gab, denke ich nicht. Auseinandergegangen ist es nicht nur deswegen, aber es war auch mit ein Grund. Wir waren beide jung und ich sehr prüde. Vieles, womit ich heute leben könnte, ging mir damals zu weit.

Wenn mein Mann mir jetzt fremdgehen würde, würde ich vermutlich nicht alles hinwerfen wollen. Elf Jahre sind eine lange Zeit. Wir haben uns beide weiterentwickelt und an uns gearbeitet. Ich bin viel sicherer geworden. Würde mein Mann in einen Strippclub gehen, wäre das für mich mittlerweile kein Problem mehr. Würde er es mir verheimlichen, schon. Ich habe ein massives Problem mit Heimlichkeiten in dieser Richtung. Ich glaube nämlich nicht, dass das weiße Lügen sind, also Lügen, die mich schützen sollen. Sondern ich denke, dass solche Geheimnisse gefährliche sind.

Ja, ich glaube, dass man sich verändern kann. Ich denke allerdings, dass das ein harter Weg ist. Bislang bin ich sehr gut damit gefahren, andere Frauen dieses neue Vertrauen ausprobieren zu lassen und hätte mich in beiden Fällen wieder getrennt. Im ersten Fall sogar beim ersten Ereignis dieser Art. Ich und die Beziehung waren zu jung, um mich für dumm verkaufen zu lassen.
In meiner jetztigen Ehe sehe ich das kritisch. Es ist ein Kind involviert, wir sind ein Team geworden. Ich kann es nicht sagen. Aber ich arbeite mit meinem Mann daran, dass es gar nicht so weit kommt und dass jeder das bekommt, was er braucht.

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Wird man automatisch zum Arsch, wenn man sich verliebt? Aus welchen Gründen auch immer? Ich habe hier schon so oft gelesen, dass Frauen wie Männer einen Seelenverwandten gefunden haben, während sie in ihrer Ehe emotional buchstäblich verhungert sind. Nicht jeder schmeißt eine Ehe gleich hin. Ich kenne auch eine "Außenbeziehung", bei der Sex sicher keine Rolle spielt, aber die Frau dem Mann einfach sehr viel Wärme und Verständnis vermittelt. Für seine eigene Frau ist eher mehr der Versorger, sie lebt irgendwie ihr eigenes Leben, wo er keine große Rolle mehr spielt, er würde sie aus seiner Geradlinigkeit raus auch kaum verlassen in dem Alter.
Soll man diesen Mann nun als Arsch titulieren? Würde ich nie tun, dafür kenne ich ihn zu lange und zu gut.
Sicher gibt es notorische Fremdgänger, die eher Trophäenjäger sind oder wirklich unterleibsgesteuert, aber es gibt ganz sicher Fälle, bei denen man vor einem Urteil erstmal nachdenken sollte.
LG Moni

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Wenn es die tolle Seelenverwandtschaft ist, dann soll man/frau aber auch den Arsch in der Hose haben klar Schiff mit dem Partner zu machen bevor man zweigleisig fährt.

Auch wenn der Partner laut deines Bekannten keine Rolle mehr spielt und sie ihr eigenes Leben lebt, sollte es in ihrer Hand liegen ob sie sagt "Ok passt, das du eine andere Außenbeziehung führst" oder eben sagt "Nein, darauf habe ich keinen Bock, lassen wir uns lieber scheiden".

Diese Entscheidung dem Partner nicht zu gönnen, ist einfach ein Arsch-Aktion. Wenn er es mit ihr vorher besprochen hat, ist ja alles fein, aber hinter dem Rücken macht ihm zum Arsch :-)

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Ich bin zu 90% sicher, dass sie es weiß. Mit fast 60 schmeißt Du Dein Leben nicht mehr so einfach über den Haufen, sie stünde vor dem Nichts, das Haus gehört seiner Familie in 3. Generation, sie arbeitete nur in Minijobs, weil sie es eben so wollte....usw. Ihr geht es gut, sie geht in ihrem Garten auf und "hat alles". Solche "lang gedienten" Gewihnheits-Ehen gibt es mehr, als Du denkst, man hat sich arrangiert. Was ich so beurteilen kann, streiten sie auch nicht, wird eben eher eine WG sein......
Kann ein junger Mensch nicht nachvollziehen.
"Arsch in der Hose, Frau verlassen, neues Leben beginnen" ist recht und schön, wenn auch die Frau die Chance hat auf ein künftiges gutes Leben.

Ich habe vor 20 Jahren auch über vieles ganz anders gedacht als heute....hätte ich nie geglaubt.

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Ich bin der Meinung, dass jedes Fremdgehen eine bewusste Entscheidung ist. Bis zum Fremdgehen hat diese Person mehrere Schritte vor sich, wo er inne halten und es beenden kann. Tut er/sie es nicht, ist diese Person in meinen Augen prinzipienlos.
Und ja, die meisten schämen sich danach. Aber nicht, weil es dazu gekommen ist (dazu hat man sich ja mind. einmal bewusst zu entschieden und hätte es vorher beenden können), sondern eher, weil es aufgeflogen ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten weitermachen würden, sofern es nicht auffliegt.

Für mich ist Fremdgehen ein No Go. Wir bringen unseren Kindern, Nichten, Neffen Ehrlichkeit nahe, zeigen ihnen, dass sie ihre Gefühle kommunizieren und bei Bedarf "Stopp" sagen sollen. Aber wir Erwachsenen können das selbst nicht? Paradox. Und dann sich beispielsweise hinter Alkohol verstecken? Da würd ich den letzten Respekt verlieren.

Bearbeitet von arsekil
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Hm, ich persönlich glaube gar nicht an die ewige Treue.

Das liegt einfach nicht in der Natur des Menschen, wurde uns aber durch die Kirche über einen sehr langen Zeitraum eingetrichtert....ganz grob umrissen, ist aber eigentlich ein sehr komplexes Thema...wo ich zugebenermaßen nicht ganz tief abgetaucht bin...steht auf meiner ToDo-Liste fürs Alter.

Betrügen kann man ja nur, wenn man dem Partner Treue verspricht und sein Verprechen bricht. Treue ist für mich keine Selbstverständlichkeit, sondern eine bewußte Entscheidung und ja, auch manchmal die Erkenntnis, das man sich mit dieser Entscheidung übernommen hat.

Charakterlos wird es für mich erst, wenn man die betrogene Person anlügt, weil man einfach nicht den Ar*** ind er Hose hat, offen auszusprechen, was die Spatzen schon längst von den Dächern pfeifen. Charakterlos ist es für mich, wenn man für sich nicht einstehen kann. Charakterlos sind für mich die Tränen, die Reue, das schlechte Gewissen, die Blumen und weitere Versprechen, wenn man längst weiß, das man sie auch wieder brechen wird.

Für mich ist nicht der Betrug, sondern der Umgang damit, welcher es zu einem charakterlosem Schauspiel macht. Und eben dann kann man berechtigterweise von einem Charakterschwein reden.

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Warum denkst du, dass ewige Treue unmöglich ist? Ich bin absolut treu, wenn ich einen Partner habe, interessieren mich keine anderen. Das ist bei mir einfach so. 🤷🏻‍♀️ mit dem Lügen-Teil gebe ich dir 100 % recht.
Selbst WENN ich plötzlich Interesse an jemand anderem hätte obwohl ich vergeben bin, dann wird das ehrlich kommuniziert. Ganz einfach. Weil es für mich 0,0000 Unterschied macht, ob ich es verheimliche oder nicht. Das Interesse ist ja DA. Da kann ich’s sagen auch gleich. Ich begreife den Sinn von verheimlichen irgendwie nie. 😅 hier ticken Menschen aber unterschiedlich! Mein Mann meint, solange er es nicht erfährt und es ihm gut geht, passt es. Ich ticke da völlig anders bzw sehe es anders. Ich tue ihm bereits weh, auch wenn ers nicht weiß. Ich empfinde lügen als das übelste vom Übelsten, das man einem Menschen nur antun kann.
DAS wiederum empfindet nicht jeder so. 🤷🏻‍♀️

Bearbeitet von Inaktiv
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Ich habe geschrieben, das ich persönlich nicht an die ewige Treue glaube, nicht das sie unmöglich ist....das ist ein großer Unterschied.

Ich schließe doch gar nicht aus, das es treue Seelen gibt, aber leider sprechen die Zahlen eine andere Sprache, die Dunkelziffer ist vermutlich noch höher.

Wir haben ja heute die Möglichkeit unsere Beziehungen so zu gestalten, das wir darin glücklich sind. Von daher, ja...die Lügen drumherum sind doch das eigentliche Problem. Und da stellt sich mir die Frage, warum überhaupt gelogen werden muß.

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Das was ICH charakterlos und unentschuldbar finde ist das Lügen. Man kann über ALLES ehrlich sprechen. ….und mit dem Partner Lösungen finden!

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Für mich ja. Da gibt es kein wenn und aber. Man entscheidet sich bewusst den Partner zu hintergehen, zu belügen, zu betrügen. Das ist charakterlos. Zumindest in einer Ehe die auf Treue und Exkkusivität basiert.

Man kann nein sagen, man kann und muss sich hinterfragen. Hat man um die Ehe/Beziehung gekämpft und sieht keine Hoffnung mehr, dann sollte man sich trennen. Dann kann man durch die Betten hüpfen wie man möchte.

Für mich gibt es keinen Grund meinen Partner, den ich über alles Liebe zu verletzen. Für mich gibt es niemanden der ihm das Wasser reichen kann. Sollte es soweit kommen, muss man sich hinterfragen,…Aber fremdgehen ist keine Lösung, sondern maximal charakterlos. Man muss es nicht tun. Die Entscheidung fällt bewusst.

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Ich finde das Wort "charakterlos" immer total bescheuert 😄 Jeder hat einen Charakter, manche eben einen schlechteren als andere. Aber jeder von uns hat dunkle Seiten, egoistische Wünsche und destruktive Züge, die wir dank Erziehung, Sozialisierung und Konventionen eben unter Kontrolle halten. Grundsätzlich ist jeder zu fast allem fähig, das darf man nicht vergessen.

Letztlich bleibt aber: Wir sind alle in 99% der Fälle für unser Verhalten selber verantwortlich. Wir haben eine Wahl. Und wenn man einen Fehler macht, egal welchen, ist es am wichtigsten, wie man damit umgeht. Dann zu lügen, zu vertuschen oder gar weiterzumachen, ist eine bewusste Entscheidung. Das on top zum Fehler an sich macht Verzeihen sehr, sehr schwer bis unmöglich.

Und meiner Erfahrung nach missverstehen auch viele das Wort "verzeihen" oder "vergeben" - es bedeutet nicht, dass die Beziehung dadurch gerettet wird. Man kann verzeihen, allein schon um seiner selbst Willen - Verzeihen zu wollen und können ist in erster Linie für einen selbst wichtig - , und trotzdem alles beenden.

Um deine Frage zu beantworten: Jeder von uns kann ein Arsch sein und werden. Der eine schneller, der andere langsamer. Aber man entscheidet sich dafür.

Bearbeitet von roseately