Umziehen?

Liebe Community,

ich lebe seit 13 Jahren in einer Partnerschaft, seit 7 Jahren verheiratet.
Wir haben zwei Söhne in kurzem Altersabstand (4, 2,5 Jahre) und leben gemeinsam nach verschiedenen Umzügen seit ca 5 Jahren in meiner Heimatstadt.
Die ersten drei Jahre nach der ersten Geburt habe ich als herausfordernd erlebt. Die Umstellung aufs Mama-Sein, der permanente Fokus auf die Kinder, null Paarzeit, die Neuorientierung in meiner Rolle, Coronaisolation... Seit ca einem Jahr habe ich das Gefühl, ich habe eine gesunde Entwicklung durchgemacht, bin besser angekommen, kann meinen Blick auch wieder anders ausrichten.
Ich habe beruflich einen Sprung gemacht, was aber natürlich auch wieder viel Energie und Aufmerksamkeit verlangte.
Wir haben versucht, mittels Paartherapie Konflikte besser zu verstehen, zu bewältigen und uns wieder näher zu kommen. In meiner Partnerschaft wurde auf verschiedenen Ebenen viel Unzufriedenheit kommuniziert (mit mir, unserem Haushalt, unserer Wohnsituation, meiner beruflichen Situation, Anzahl unserer sozialen Kontakte usw.) Ich erlebe die formulierte Kritik wenig konstruktiv im Gespräch, sondern eher durch "Aufhängen in kleineren Alltagssituationen", durch Abwertung und/oder schlechte Stimmung, Rückzug. Ehrlicherweise bemühen wir uns beide mehr oder weniger, wieder ins Miteinander zu kommen, aber häufig erlebe ich es eher als Nebeneinander. Manchmal bin ich einfach ratlos. Nun hatten wir gestern ein Gespräch und mir wurde gesagt, dass in dieser Stadt zu leben nicht mehr möglich sei. Die Umgebung mache krank, es gäbe keine Zwischenlösung und keine Perspektive hier. Es sei nur durch einen Umzug zurück in die Heimat meines Partners aufzulösen, gern mit, notfalls aber auch ohne mich.
Ich kann diesen Blick aufs Stadtleben schon verstehen und auch, dass es nicht jedermanns Sache ist. Auch erlebe ich keinerlei Offenheit (mehr), sich die Unzufriedenheiten (Beziehung, beruflich, sozial) mal anzuschauen und ggf. weniger krasse Zwischenlösungen zu finden.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Ziehe ich jetzt mit? Vielleicht wird unser Miteinander besser, weil nicht mehr so viel Unzufriedenheit im Weg steht, auch der Groll sich abbaut und wir uns zusammen etwas neues aufbauen.
Oder geben wir auf? Weil unsere Beziehung sich verändert hat, wir nicht mehr an einem Strang ziehen und uns auseinander entwickelt haben? Was, wenn wir umziehen und dann genau das feststellen? Dann sind die Kinder schon einmal aus allem herausgerissen worden und haben einen anderen Wohnsitz. Ich kann sie dann ja nicht "einfach" wieder mitnehmen. Ein Zurückziehen ohne die Kinder im Falle eines Scheiterns kann ich mir einfach nicht vorstellen. Aber es gar nicht erst versuchen?
Vielleicht habt ihr Anregungen, was mir beim Weiterdenken hilft? Danke schon mal

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Ich würde dem Partner vorschlagen, dass er zunächst allein in seine Heimatstadt zieht und ihr dann nachkommt, wenn er es tatsächlich so viel besser findet/Du eine Veränderung wahrnimmst. Dann vermeidest du dass du in einem Jahr an genau der gleichen Stelle stehst, nur an einem anderen Ort wohnst.

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Danke für die Anregung. Ich werde das mal weiterdenken.

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Schwierig. Ist das denn objektiv wirklich so? Dass es derart krass am Wohnort hängt? Es ist schon eine große Nummer, wenn man notfalls auch ohne den Partner umziehen würde.

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Diese Frage stelle ich mir ja auch. Ich erlebe eben nur keine Offenheit mehr, dies infrage zu stellen und (gemeinsam) abzuwägen. Der Leidensdruck ist offenbar wirklich hoch und keine Energien mehr, andere "kleinere" Lösungen auszuprobieren.

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Ihm passt ja nicht nur die Wohnsituation nicht sondern irgendwie alles drumrum. "Die Umgebung macht krank", "keine Perspektive".

Also die Unzufriedenheit scheint eher aus ihm heraus zu kommen. Selbst ein Umzug wird daran doch nichts ändern.

Wie sähe es denn beruflich für dich aus an seinem Heimatort? Was ist wenn der worst case eintritt und du umziehst und ihr euch dort trennt? Kannst du dort arbeiten, gibt es Unterstützung usw? Weil ja dann kommst du dort mit den Kindern wohl nicht mehr weg.

Liebt er dich denn noch?

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Letzteres ist glaube ich aktuell schwer zu beantworten. Es scheint so viel Belastung da zu sein, dass das nicht erfühlbar ist. Ich finde es ziemlich normal und erlebe es auch bei mir selbst, das Gefühle Schwankungen unterliegen. Die Frage (die ich mir ja auch stelle) ist natürlich, ob sie grundsätzlich weg sind/nicht mehr ausreichen oder ob sie wieder spürbarer sind, wenn die Belastung (seiner Meinung nach durch Umzug) sinkt.
Auch wenn es etwas kitschig klingt, sagt man doch "in guten, wie in schlechten Zeiten". Vielleicht ist es eben gerade eine schlechte und danach kommt eine gute? Aber vielleicht eben auch nicht...
Aktuell kann ich mir nicht vorstellen, im Falle einer Trennung dort "festzusitzen". Andererseits weiß ich ja aber noch gar nicht, wie es sich dort tatsächlich anfühlen würde.
Ich danke dir für deine Gedanken!

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Was würde er sich konkret am Heimatort vorstellen, wo er eine bessere Perspektive und Aussicht sieht?

- habt ihr dort Aussicht auf gute Jobs?
- gibt es dort (für alle!) mehr soziale Kontakte? Oder müssten diese auch erst geknüpft werden?
- wie sieht die Kinderbetreuung aus? Kita/Schule+Betreuung?
- fühlst du dich dort wohl? Bzw könntest es dir vorstellen? Oder habt ihr dann die umgekehrte Situation und du bist unglücklich?
- wäre ein „neutraler“ Ort (weder deine, noch seine „Heimat“, vielleicht ne kleinere Stadt z.B.) möglich?

Dass sich mit einem Umzug alle eure Probleme in Luft auflösen, glaube ich nicht.

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Hallo,

"Es sei nur durch einen Umzug zurück in die Heimat meines Partners aufzulösen, gern mit, notfalls aber auch ohne mich."

Sagt das nicht eigentlich alles?

Er will nur noch weg, zurück in die Heimat. Er fühlt sich so dermaßen unwohl, dort wo er jetzt ist, warum auch immer, dass er alles hinter sich lassen würde. Auch Dich. Auch Eure Kinder in gewisser Hinsicht.

Mitunter entwickeln sich die Dinge auseinander, niemand hat Schuld, es soll einfach nicht sein.

Findet einen würdevollen Weg der Trennung. Auch wenn es sehr schmerzt.

VG

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Für mich wäre es alles zu wenig konkret um mitzuziehen.
Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass eine " Flucht" aus der jetzigen Wohnsituation alle Probleme löst.
Ich denke, es wäre sicher erstmal besser -- und dann steht man in 1 Jahr wieder da.
Denn die Probleme nimmt man ja mit, wenn man sie nicht löst.

Umziehen macht ja bspw dann Sinn, wenn man es für die körperliche Gesundheit machen soll--dann kann man ja was aktiv verändern -- weniger Hitze, weniger Pollen, weniger Tierhaare etc. und dann weiß man, dass es nützt.


Ich würde glaube ich es dann erstmal vorziehen eine WE Beziehung zu führen ...
Und abwarten, wie es sich entwickelt...

Es gibt genug Ehepaare, die das jahrelang machen, weil es die beste Option ist.
Wenn der Job dort ist, wo man als Familie aber nicht wohnen will bspw.
Wenn man erstmal testet, ob der neue Job die Probezeit übersteht und auch dann noch toll ist...