Gestern hatte ich ein langes Gespräch mit einer Freundin, dass mir seitdem noch durch den Kopf geht und mich würde mal euer Blick darauf interessieren.
Zu den Eckdaten: ich bin lange verheiratet, habe eher größere) Kinder und einen Mann, der neuerdings aus Karrieregründen einen Job in einer anderen Stadt begonnen hat und nur noch alle 14 Tage zu Hause ist. Aber darum soll es hier gar nicht gehen, sondern nur ein wenig die Hintergründe erläutern. Beruflich war er allerdings schon immer sehr eingespannt, so dass ich Kinder, Haushalt, Job im Alltag weitgehend alleine organisiert habe.
Irgendwann habe ich dann mal über eins meiner Kinder einen Mann kennengelernt und da war sofort eine Verbindung zwischen uns, die ich so bis dahin nicht kannte. Da wir aber beide vergeben sind, blieb es beim gelegentlichen Ratschen, das irgendwann zu Kaffee-Treffen mit den Kindern, gelegentlich auch ohne wurde. Wir verstanden uns unglaublich gut und auch wenn es komisch klingt und ich dem Ganzen anfangs kaum Bedeutung beigemessen habe, aber bei Ihm hatte ich direkt das Gefühl so sein zu können, wie ich bin. Es war und ist alles sehr leicht, während mein Mann und ich, schon durch unsere unterschiedlichen Lebensrealitäten oft aus verschiedenen Blickwinkeln aufs Leben schauen.
Die jeweiligen Partner kannten wir aber auch, da ja die Kinder ein Hobby teilten und auch da verstand man sich eigentlich gut.
Irgendwann tauschten wir uns auch über WhatsApp aus, blieben also regelmäßig in Kontakt und trafen uns immer wieder (auch zu Viert)
Das es bei mir gefühlsmäßig mehr als reine Freundschaft war, merkte ich irgendwann, weil ich mich halt sehr auf die Nachrichten von ihm freute, bzw. ihn vermisste, wenn wir uns mal länger nicht sahen, ich ein Ziehen im Bauch vor jedem Treffen hatte und mich einfach so unglaublich wohl fühlte, sobald er in der Nähe war.
Bei ihm ist es wahrscheinlich ähnlich, auch wenn wir noch nie darüber gesprochen haben: Sein Verhalten, gerade wenn wir uns treffen, ist allerdings ziemlich eindeutig.
Meine Freundin, die ja auch schon öfter mal dabei war, meint jetzt, dass unser Verhalten zu weit geht, dass es unfair den Partnern gegenüber ist und dass es sich - auch wenn es nicht körperlich ist - dennoch um Betrug handelt und wir doch unbedingt mal miteinander sprechen sollten. Sie meint, dass wir so nur alle unglücklich manchen würden; in erster Linie uns selber.
Vor so einer Aussprache graut es mir aber so sehr, da ich einerseits nicht seine oder auch meine Familie zerstören möchte, gleichzeitig aber auch befürchte, dass die Sache dann komisch zwischen uns wird und ich die Freundschaft zu ihm ganz verlieren würde.
Das meine Freundin das Wort "Betrug" in den Mund genommen hat, drückt mir jetzt auf der Brust und ich würde gerne mal eure Meinungen dazu hören, bzw. dazu, wie ihr die Situation einschätzt. Wäre euch das als Partner zu viel an Kontakt zu einem anderen Mann/Frau oder fängt bei euch Betrug tatsächlich erst bei körperlichen Zärtlichkeiten an?
Wo fängt Betrug für euch an?
Nein, für mich wäre das so noch kein Betrug. Allerdings frage ich mich schon wo es hinführen soll, wenn du dich immer wieder mit diesem Mann triffst von dem du weißt, dass da Gefühle da sind, die du aber nicht ausleben kannst/willst. Denkst du, dass euch das wirklich gut tut?
Und obwohl ich wirklich nicht zu Eifersucht neige, wäre ich als Partner schon etwas misstrauisch, und das wäre ja auch gerechtfertigt, denn wo schon Gefühle sind ist der Schritt zum tatsächlichen Betrug nicht mehr weit weg…
Puh, eine gute Frage. Du merkst ja selber schon, dass es kritisch wird, dass du Gefühle entwickeltst. Ich würde es nicht als Betrug klassifizieren, aber ich würde sagen: Du begibst dich in Gefahr, dass es bald einer ist. Der Moment wird kommen, wo das Kopfkino beginnt, und spätestens da ist eine Grenze überschritten.
Mir käme es als Partner nicht auf die Menge des Kontakts an, sondern auf die Intensität. Darauf, ob mein Mann Gefühle entwickelt, die über eine reine Freundschaft hinausgehen. Ob er mir gegenüber stellenweise ein schlechtes Gewissen hat. Ob er Treffen verheimlicht. Ob er in Gedanken weiter geht (das muss nicht Sex sein, sondern kann auch nur die wiederholte Vorstellung eines gemeinsamen Lebens sein). Sowas in der Art.
Aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass Abwesenheit diese Art von emotionalen Abwegen sehr begünstigt. Mein Mann ist teilweise mehrere Woche am Stück weg, und das ist hart. Es ist verlockend, wenn jemand auftaucht, der diese Lücke füllen kann, der verfügbar ist, mit dem es vermeintlich einfacher ist - das ist es am Anfang immer. Ich halte es für relativ normal, dass man im Laufe des verheirateten Lebens irgendwann mal damit konfrontiert wird, dass jemand auftaucht, der große Gefühle auslöst, bei dem es kribbelt, mit dem es schön ist. Die Frage ist, was man daraus macht. Gibt man sich dem hin? Dann wird es in der Regel nicht sehr gut enden, irgendeiner leidet am Ende immer - im schlimmsten Fall drei Menschen. Oder zieht man sich bewusst zurück, auch wenn das Verzicht bedeutet und schwer ist, weil man dieses Risiko nicht eingehen will?
Ich kann das total verstehen, wirklich. Aber du begibst dich in Gefahr, wenn du weitermachst, obwohl du merkst, dass er mehr will und du es mehr genießt, als du wahrscheinlich solltest. An deiner Stelle würde ich die Reißleine ziehen und auch der Einschätzung meiner Freundin Glauben schenken. Ob es sinnvoll ist, mit deinem Mann zu reden, musst du überlegen - ich würde das tun, weil es der Sache viel von ihrer Macht nimmt, aber natürlich kommt das auch auf deinen Mann an.
Ich sehe das hier nicht als Betrug.
Aber jede/r empfindet anders und vermutlich merkt man Euch Eure Gefühle schon an.
Eine sehr unangenehme Situation. Denn ich glaube, die Klärung wird schwierig.
Wenn Ihr es abstreitet, wird der Kontakt zukünftig sehr angespannt verlaufen um bloß nichts mehr an Gefühlen preiszugeben.
Zugeben..... da muss man wohl nicht viel erklären.
Vielleicht solltet Ihr den Kontakt einschränken auf die nötigsten Termine. Z. B. wenn es um die Kinder geht (Schule). Das wird sich nicht vermeiden lassen.
Klärt auch, was Euch in Eurer Beziehung fehlt.
Von aussen kann nur jemand ran, wenn etwas nicht stimmt. Das zu klären, wird Euch auch helfen.
Hallo,
wie lange dauert denn deine Schwärmerei bereits?
Finde das auch nicht ungewöhnlich, dass man immer wieder jemanden trifft, zu dem man passt und manchmal fühlt man sich innerlich so verbunden, dass entsprechende Hormone dazu führen, dass sexuelle Gedanken auftreten.
Ich bin bisexuell und habe das manchmal auch bei neuen Freundinnen schon erlebt, aber niemals würde ich dem nachgehen, geschweigedenn darüber reden.
Irgendwann ging es immer vorbei. Es dauerte manchmal Jahre, manchmal Monate, aber ich habe versucht das Verlangen nach sexueller Intimität zu ignorieren, seit ich verheiratet bin.
Klar ist mein Mann auch oft lange beruflich eingespannt gewesen, ich fühlte mich einsam etc., aber das sind Phasen.
Ich habe mich immer mehr auf meinen Ehepartner angefangen zu fokussieren, gemeinsame Erinnerungen aufleben lassen, das macht es besser den Partner nicht aus dem Fokus zu verlieren.
Verlieben kann man sich immer, aber die versprochene Liebe in guten wie in schlechten Zeiten erhalten ist das, was zählt.
Wie kämst du dir vor, wenn dein Mann an deiner Stelle wäre und er eine Schwärmerei um sich herum aufbauen würde.
Klar, wenn man sexuell offen ist und so weiter... aber das sind am Ende die wenigsten.
Warum treffen sich die Kinder nicht auch alleine? Hier im Umfeld ist es üblich, dass ab 4 Jahren die Kinder sich alleine gegenseitig besuchen, manchmal kommen die Eltern beim ersten Besuch mit um sich ein bisschen kennen zu lernen, wem man die Aufsicht so übergibt.
Wir haben auch eine Befreundete Familie, da treffen wir uns öfter alle. Die Anziehung wird langsam weniger, war auch schon mal kurz wieder aufgeflammt meinereits. Wir treffen uns öfter zu Ausflügen. Je nach dem ob Mutter oder Vater mich gerade mehr körperlich anziehen, suche ich das Gespräch mehr mit dem anderen. Wir interagieren aber auch viel mit den Kindern. Dadurch gebe ich keinen Raum zu diesen Gefühlen. Es ist meine Entscheidung.
Bei Dunkelheit würde ich instinktiv mich auch irgendwo verstecken vor Angst, wie die Urmenschen, aber ich bin mir selbst bewusst und kann mich anders entscheiden.
Diese Verliebtheit ist nur ein Instinkt, dafür meine Ehe brechen, würde ich nicht. Mit dem Nachgeben der Gefühle fängt es an und wird immer schwerer rauszukommen. Daher kann man es schon bereits als Betrug werten. Meine Einstellung.
Alles Gute.
Bei mir fängt Betrug an, wenn’s heimlich wird.
Super. Ein direkter kurzer Satz. Er stimmt und dem ist nichts mehr hinzuzufügen
Hallo besterfreund,
bei mir ist es so, meine emotionale Beziehung zu meiner "besten Freundin" ist zur Zeit tiefer als die zu meiner Frau, weil sich hier zwei wesensverwandte Menschen gefunden haben. Genau so wie du freue ich mich auf jede WA-Nachricht von ihr.
Wir tauschen uns fast täglich über unsere tiefsten Gefühle, unsere Spiritualität, unsere Lektüre, Freizeit, eigentlich über alles aus, was uns bewegt. Ohne irgendwelche Hemmungen oder Schwellen.
Allein das Volumen unseres Schriftwechsels sprengt den üblichen Rahmen ganz erheblich.
Ich fühle mich, wenn ich darüber nachdenke, schon etwas schuldig meiner Frau gegenüber. Warum kann ich meine Gefühle mit meiner besten Freundin in einer Intensität teilen, wie mir das bei meiner Frau nicht möglich ist? Warum gibt mir meine beste Freundin etwas, was mir meine Frau nicht geben kann?
Aber weder meine beste Freundin noch ich denken an eine Affäre, meine Freundin ist fest in ihrer Großfamilie verhaftet. Bei der tiefreichenden Natur unseres Austausches etwa auch über unsere Kindheitsverletzungen kam bei mir irgendwann aber der Gedanke auf, wie hätte mein Leben zusammen mit meiner besten Freundin ausgesehen?
Solche Gedanken sind an sich für mich nichts Verwerfliches und bei einer intensiven seelischen Freundschaft kaum zu vermeiden.
Ich würde mir an deiner Stelle keine Vorwürfe machen und machen lassen, sofern ihr beide nicht den einen Schritt weiter geht...
Ich mag Deine Antworten, das weißt Du, aber hier bin ich anderer Ansicht. Ich glaube, dass Frauen hier einfach viel gefühlsbetonter sind. Man verliebt sich bis hin zu Bauchschmerzen, der Mann geht einem nicht mehr aus dem Kopf und man will mehr, rationales Denken schaltet sich nach und nach ab......man liebt, fertig.
Eigene Erfahrung! Ich liebe selber einen Mann, wo die urbia-Gemeinde ganz sicher vollkommen anderes raten würde, wie ich lebe.
Aber gut, er ist nicht gebunden, ich auch nicht, es ist was anderes.
Ich genieße die intensiven Stunden, die ich mit ihm habe, mein Leben hat sich durch ihn vollkommen positiv gedreht, er war/ist ein pures Geschenk des Schicksals - alles andere (z.B. ach so logische Argumente🙄) blende ich aus.....meistens jedenfalls 😎
Wenn der TE noch etwas an ihrem Mann liegt, sollte sie die Notbremse ziehen. Eine tiefe emotionale Beziehung neben der Ehe könnte ich nie führen, das würde mich kaputtmachen.
LG Moni
Hallo Christoph61,
hast du denn versucht deiner Frau deine Gefühle und Gedanken mitzuteilen? Auch zu schreiben? Woher weißt du, dass deine Frau dir das Gleiche nicht geben kann, hast du es ernsthaft über einen längeren Zeitraum versucht? Vielleicht würde das deine Ehe auf eine neue Stufe heben.
Vielleicht könnte deine Frau deine beste Freudin sein, du schreibst aber einer anderen Frau, objektiv betrachtet: nur weil ihr ähnliche Kindheiten hattet. Ist deine Frau so unempathisch, dass du dich ihr nicht anvertrauen kannst oder glaubst du das bloß?
Schreib doch mal deiner Frau, statt Freundin. Du hast vielleicht auch nur einen starken Beschützerinstinkt deiner Freundin gegenüber, weshalb du das nicht kannst und nicht deine Frau dir das nicht geben kann, was du glaubst zu brauchen. Es klingt nämlich so, als hättest du das nie ernsthaft versucht.
Die meisten Frauen warten nur darauf, dass ihre Männer sich ihnen öffnen und ihre Gedanken teilen. Vielleicht kann sie zu deinen Kindheitserfahrungen nicht viel beitragen, aber ihr lebt doch jetzt. Wie lange arbeitst du deine Kindheit auf? Die gehört einfach zu einem dazu, hat mich zu dem gemacht was ich bin, aber ich gestalte mein Leben jetzt selbst, ändern kann ich daran nichts, aber mein Leben jetzt positiv gestalten mit meiner Frau und mit ihr mein Inneres teilen.
Davon abgesehen, kommt es nun drauf an ob man sich Freundschaftlich ohne Verknalltheit und sexuelle Komponente versteht oder solche Gefühle mitschwingen. Bei der TE geht es schon in die falsche Richtung.
Alles Gute.
Ich würde das jetzt nicht als Betrug werten. Aber schon als Zeichen nehmen, dass dir vielleicht was fehlt im Leben.
Bist du denn noch glücklich in deiner Partnerschaft und mit deinem Leben wie es so ist?
Deinen Schilderungen nach habt ihr ja eigentlich immer eher nebeneinander her gelebt was sich jetzt natürlich potenziert mit der Abwesenheit.
Aber das sind natürlich alles Fragen die du dir selber beantworten oder mit deinem Mann klären musst.
Hi,
wenn mein Mann so einen regelmäßigen Kontakt mit einer Frau pflegen würde, die ihm Schmetterlinge in den Bauch bereitet, und nicht mit mir darüber sprechen würde, ja, da würde ich mich tatsächlich betrogen fühlen.
Dass man jemanden trifft, der einem besser gefällt als er tun sollte, das kann passieren, aber da muss man entsprechend handeln. Wenn deiner Freundin schon auffällt, dass ihr da eine Grenze überschreitet, dann wird da schon etwas dran sein.
Ich denke wie deine Freundin, da muss jetzt eine Konsequenz her.
vlg tina