Objektive Meinung gesucht: Trennung oder Weiterkämpfen?

Ich suche unbedingt nach einer objektiven Meinung, die weder mich noch meinen Partner kennen. Wir sind seit über knapp 4 Jahren zusammen, beide 30 Jahre alt und hatten schon einige Höhen und Tiefen. Kommen aus ziemlich verschiedenen familiären Situationen und freundschaftlichen Kreisen, Beruf, Bildung etc. Also sehr unterschiedlich, aber Gegensätze ziehen sich ja manchmal an. & wohnen seit 2 Jahren zusammen...

Zu den Problemen, die mich immer wieder an einer langfristigen Partnerschaft zweifeln lassen:
- Er hat eine soziale Phobie: will zu keinen Treffen mit meinen Freunden (hat sie bisher nur 3 mal auf meinen Geburtstagsparties gezwungenermaßen getroffen), Familienfeiern überwindet er sich manchmal, aber man merkt, er hat keinen Bock drauf und ist dann auch total unsicher und zurückhhaltend. Teils wirkt er sogar total unsympathisch. Stellt zum Beispiel keine Rückfragen wie "Und, wie geht es dir?", auch alltägliche Dinge wie einkaufen, bürokratisches & co. scheinen für ihn eine Herausforderung zu sein. Also, sobald wir das Haus verlassen ist er total unsicher. Das wäre für mich kein Trennungsgrund an sich, insofern er daran arbeiten wollen würde, allerdings will oder kann er das nicht.
- Kommunikation: leider finden wir keine tiefgründigen Gesprächsebenen mehr, obwohl ich total gerne über solche Dinge spreche. Auch teilt er mir nicht mit, was los ist, wenn ich merke, dass irgendwas nicht passt - sei es auf persönlicher Ebene oder auch unsere Beziehung betreffend.
- Interessen gehen auch ziemlich auseinander :(

Warum ich mich so schwer von ihm lösen kann? Er ist einfach super lieb, es sind Gefühle da und ich wünsche mir einfach so sehr eine kleine Familie. Zudem frage ich mich immer wieder, ob man nicht einfach daran arbeiten sollte.

Hattet ihr schon ähnliche Fälle? Hat sich bei euch der "Kampf" bzw. die Arbeit gelohnt? Oder hattet ihr noch gar nicht so Basisprobleme gehabt?

Danke für eure Meinung :)

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Hallo,

ich finde, eine Beziehung muss "fließen", wenn es schon ums "Kämpfen" geht, kann es nichts werden.
Ein Partner sollte einen auf der mentalen, Herz- und Sexualebene berühren. Wenn eins davon nicht stimmt, kann es auf Dauer einfach nicht funktionieren. Das sind meine Erfahrungen.

Und wenn dein Partner (30 Jahre alt) nicht bereit an sich zu arbeiten oder keine Veranlassung sieht, vielleicht ist er auch damit zufrieden, wie es ist, dann wird er es auch nicht tun.

Spinn mal in Gedanken eure Beziehung / euer Leben weiter, wie sieht es in 10-20 Jahren aus?
Seid ihr noch zusammen, seid ihr auf der gleichen Wellenlänge/Augenhöhe?

Lieben Gruß

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Danke für deine Meinung. Ja, das mit dem Leben in 10-20 Jahren - genau das macht mir eben zu schaffen. Leider geht ohne Veränderung nichts und dann muss ich wohl einsehen, dass es keinen Zweck hat...

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Ich habe auch eine soziale Phobie. Auf dem Stand wie dein Freund war ich ungefähr bis zum 20. Lebensjahr. Jetzt bin ich 15 Jahre älter und habe viel an mir gearbeitet, die Sozialphobie ist für viele nicht mehr sichtbar weil ich fließende Gespräche führen kann, Menschen zum Lachen bringen kann und auch die Freunde meines Mannes nur noch ein wenig schwierig sind.. diese wissen jedoch bescheid und dementsprechend damit umzugehen. Die Phobie ist nie weg zu kriegen, aber ich bekomme meinen Alltag ohne Beschränkungen hin und im Prinzip weiß keiner mehr davon, dass ich Mal stumm und abweisend war wie dein Freund .

Was ich damit sagen will, man kann daran arbeiten. Es ist sehr hart und schwer aber es ist möglich. Aber in 1-2 Jahren tut sich da nix. Auf ein Jahrzehnt muss man da rechnen

Welche Entscheidung du treffen sollst, kann ich dir nicht sagen. Ich weiß aber mittlerweile, wie einschränkend es für den anderen ist, wenn man so seltsam ist und nicht raus gehen kann.

Was für mich gravierende Probleme wären, sind die Tatsachen, dass ihr keine tiefgehenden Gespräche führt. Er kann das nicht, daher kann er auch nicht an sich arbeiten. Er hat keinen Bezug zu seinem Inneren. Das macht für mich eine Beziehung unmöglich.

Und in 4 Jahren schon Höhen und Tiefen erlebt... Heißt für mich irgendwie immer, man hat schon extrem viel durch gemacht. Aber 4 Jahre sind nicht viel. Hält ihr das auch noch 18 Jahre aus?

Ich finde dein Wort "weiterkämpfen" auch interessant.
Warum willst DU kämpfen? Mit welchen Mitteln denn? Wie?
Dir fehlt ganz viel in der Beziehung. Das kann er dir aber so nicht geben. Da muss ganz viel passieren. Und bevor er nicht einsieht, dass er an deiner Phobie arbeiten kann, wird das eh nichts.

Bearbeitet von Leilachuchu
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Vielen Dank, dass du mit mir deine Erfahrung geteilt hast. Vor allem hilfreich ist für mich die Aussage mit den tiefgehenden Gesprächen, WEIL er ja auch keinen Bezug zu seinem Inneren hat. War mir noch gar nicht so bewusst, klingt aber total logisch...Auch mit dem Weiterkämpfen. Wahrscheinlich muss ich einfach akzeptieren, dass wenn er nichts ändern will, ich auch nichts ändern kann und wohl oder übel loslassen muss :( Auch wenn mir das sehr schwer fällt (aus Gründen, die wahrscheinlich jeder kennt/schonmal erlebt hat). Danke!

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Ja sowas ähnliches hatte ich auch…

Mein erster Freund war wirklich super liebevoll, er hat mich quasi echt auf Händen getragen. Aber er hatte quasi auch keine realen Freunde, er war eigentlich nur zu Hause.

Ausgehen (Kino oder so) war schon ok, aber andere Menschen treffen - nee. Wir haben ne Fernbeziehung geführt. Waren wir bei ihm, saßen wir eigentlich nur daheim rum oder unternahmen zwar was (Schwimmen, in die Stadt gehen…), aber eben immer nur wir 2. Ein einziges Mal war ich mit ihm auf einem Klassentreffen und das war richtig lustig, wir hatten einen echt netten Abend und ich hatte viel Spaß.

Waren wir bei mir und unternahmen was mit Freunden, hat er auch einfach nicht geredet. Also er hat dann halt gar nichts gesagt, auf Fragen kam vielleicht mal ne Antwort, aber selbst die hat er manchmal ignoriert. ICH wusste, dass er das nicht böse meint, trotzdem kommt sowas natürlich nicht gut an und mir war’s peinlich, genießen konnte ich die Abende kaum.

Ich bin dazu super kommunikativ und hab einfach wahnsinnig gerne Besuch oder besuche andere. Ich finde also jedes Wochenende nur zu 2. verbringen furchtbar. Klar, man muss nicht jedes Wochenende wen treffen, aber nie?

Letztlich war das mit einer der Gründe für die Trennung. Denn niemand von uns sollte sich verbiegen und seine Wochenenden so verbringen, wie er es eigentlich kaum erträgt.

Heute ist er übrigens wohl ganz anders und unternimmt viel 😅 er sagte mir mal, dass ich das ganze „angeleiert“ hab (ich nahm ihn mit auf ein Festival, ich hab sowas geliebt und auf Konzerte usw) und er sich das ohne mich nie getraut hätte - leider kam diese Erkenntnis einfach 5 Jahre zu spät 🙈 also als er mir das sagte, waren wir schon so lange getrennt und ich inzwischen mit meinen jetzigen Mann zusammen, wo es einfach viel besser passte 😅

Was kann ich dir nun raten? Trennen? Ich weiß es nicht. Könntest du damit leben, dass du „soziale Veranstaltungen“ eben dauerhaft eher alleine absolvierst und er da eher außen vor ist? Und ihr dann eben „nur“ zu 2. ne schöne Zeit habt? Wenn das für dich eine Variante wäre, spricht ja nichts gegen diese Beziehung. Ich kenne ein paar Paare, bei denen es so läuft, die damit fein sind.

Wenn du dir das nicht vorstellen kannst, wird es dauerhaft wohl nicht passen…

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Naja, das mit dem "allein zu Freunden gehen", damit käme ich wahrscheinlich zurecht. Zumal ich auch nicht der ultra-aktive und redselige Mensch bin. Was mir aber zu schaffen macht, ist der Ausblick auf die Zukunft, wenn man später mal Kinder hat. Wird er dann mit den Kindern zu Festen gehen, Elternsprechtage, KInder zum Arzt bringen? Oder bleibt alles an mir hängen? So wie ich das jetzt schon oft, auch ohne Kinder, das Gefühl habe. Da bin ich auch etwas geprägt von meiner Kindheit. Da musste meine Mutter alles übernehmen - Haushalt, Kindererziehung, bürokratisches, Termine, teils Finanzen etc.

Schade, dass die Einsicht bei deinem Ex erst so spät kam, aber freut mich, dass du jetzt einen Partner hast, der besser zu dir passt :)

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Das ist tatsächlich eine gute und reflektierte Überlegung. Soweit hatte ich damals tatsächlich noch nicht gedacht, war ja auch noch recht jung 😅

Meine Mutter übernahm auch alles, aber nur, weil mein Vater im Außendienst war und halt nur am WE daheim… 🙈

Aber ja, wenn das alles nicht verlockend für dich klingt, passt das halt wohl einfach nicht, so schade es ist.