Zweifel, Angst, Wut... was soll ich nur tun

Hallo,

ich muss mal etwas loswerden und kann mit niemandem in meinem Umfeld darüber sprechen.

Ich bin Mitte 40, habe sehr früh geheiratet (22) nach 18 Jahren Ehe habe ich mich scheiden lassen. Wir haben 2 Kinder die zum Zeitpunkt der Scheidung 12 und 15 waren. Die Ehe war furchtbar. Mein Ex-Mann hat sich um gar nichts gekümmert, weder um die Kinder noch um den Haushalt noch um mich. Er war immer aggressiv und ich habe es irgendwann nicht mehr ausgehalten. Ich habe 3 Jahre nach der Scheidung mit den Kindern alleine gelebt. Super harmonisch, wir sind ein tolles Team. Mein Großer Sohn hat kaum noch Kontakt zum Vater, der kleine ist jedes zweite Wochenende bei ihm.
Dann habe ich meinen jetzigen Freund kennengelernt. Er ist super aufmerksam, kümmert sich um meine Kinder als wären es sein, ist super lieb, wir lachen viel und harmonieren wirklich in allem. Urlaub, Freizeit, Familie. Auch die Arbeit zu Hause wird immer geteilt. Wir sind dann nach 2 Jahren zusammengezogen. Er hat auch 2 Kinder. Der eine ist 19 der andere 8. Der Große lebt dauerhaft bei uns und der Kleine ist jedes zweite Wochenende bei uns. Die Jungs verstehen sich untereinander sehr gut. Beide Jungs sind jeweils von einer anderen Frau.
So jetzt zum Thema: Der Kleine wird in den Himmel gehoben, darf alles, für ihn reißt sich mein Freund jedes Bein aus. Der Große muss alles alleine schaffen, bekommt wenn überhaupt nur Unterstützung von mir. Ich habe meinen Freund schon sehr oft darauf angesprochen, dass ich es überhaupt nicht gut finde, dass er die Kinder so unterschiedlich behandelt. Nun ist es so, dass natürlich unter den Kinder extreme Missstimmung entstanden ist. Zudem gibt es mittlerweile fast täglich Streit zwischen meinem Freund und seinem Sohn. Jedes Mal wenn sie sich streiten schmeißt mein Freund ihn raus.
Ich bin ein sehr harmonischer Mensch und habe eine komplett andere Erziehung und auch ein ganz anderes Verhältnis zu meinen Kindern. Es macht mich so verdammt traurig dass mit anzusehen und ich komme auch langsam an meine Grenzen. Beim letzten Streit hat er seine Sachen vor die Tür geschmissen und ihm den Schlüssel weggenommen. Er hat sich so in seine Wut gesteigert, dass kein vernünftiges Gespräch mehr möglich war. Als sein Sohn dann weg war hat er seine ganze Wut verbal an mir ausgelassen. Ich hätte verwöhnte Gören, ich würde meine Kinder nicht erziehen... bla bla bla. Ich hab geweint und gesagt er soll aufhören seine Wut wegen seinem Sohn an mir auszulassen, aber er hat weitergemacht.
Ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen. Am nächsten Morgen kam er zu mir und meinte er könne sich nicht mehr an alles erinnern, ihm fehlt ein Stück... das war das wo er mich so angeschrien hat.
Ich hab ihm gesagt das ich das nicht mehr mitmache und mit so einer aggressiven Art nicht umgehen kann. Er hat geweint und sich entschuldigt.
Ich bin so traurig und enttäuscht. Ich liebe ihn von ganzem Herzen, wir haben uns immer so gut verstanden, aber wenn es um seinen großen Sohn geht hat er so viel Wut und Aggression in sich. Ich komm damit nicht klar.

Ich weiß nicht was ich jetzt tun soll.... ich wünsche mir im Moment einfach wieder meine kleine harmonische Familie zurück. Meine Kinder hatten eine schwere Zeit mir ihrem Vater und die Trennung und jetzt müssen sie wieder so viel Aggression mitbekommen auch wenn es nicht gegen sie ist. ... Sein großer Sohn ist jetzt ausgezogen und es ist wieder ruhig, aber ich weiß nicht ob das irgendwann wieder durch was anderes ausgelöst wird. Ich denke manchmal es wäre besser gewesen nicht zusammen zu ziehen oder zu warten bis die Großen aus dem Haus sind. Ich möchte diese Beziehung nicht wegschmeißen fühle mich aber so schlecht im Moment....

Ich musste das einfach mal loswerden. Ich weiß das mir keiner helfen kann, aber vielleicht war schon mal jemand in einer ähnlichen Lage?! Sorry für den langen Text..

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Hallo,

die 1. Frage, die ich mir stellen würde: wo lebt der erwachsene Sohn nun und kommt er dort klar? Vielleicht hat er schon eine abgeschlossene Ausbildung und muss seinen Weg nun alleine gehen - keiner kann das wissen.
Das ist aber auch der Grund, warum es nur verständlich ist, dass ein erwachsener, 19-jähriger junger Mann auf jeden Fall anders behandelt werden sollte und muss, als ein 8-jähriger Grundschüler.
Die 2. Frage, die du dir stellen solltest: wenn dein Freund mit seinem eigenen Sohn so umgeht, wie geht er dann mit deinen Kindern um, wenn es da mal Probleme gibt?
Die 3. Frage, die ich mir stellen würde, was ist bei deinem Partner los, wenn er Gedächtnisverlust erleidet. Das evtl mal ärztlich abklären lassen.
Du hast deinen Partner scheinbar in euren 2 Jahren Kennenlernen anders mit seinen Söhnen erlebt, als es in den letzten Wochen und Monaten war. Was spricht dagegen, ein Gespräch zu führen über euer gemeinsames Leben mit Kindern und dass du das in den 2 Jahren nicht erkennen konntest, welches Gewaltpotential da mitspielt und du mit deinen Kindern daher lieber wieder alleine wohnen möchtest, ihr euch aber weiterhin sehen könnt. Es hat ja 2 Jahre geklappt.

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Danke für Deine Antwort.
Zu Deinen Fragen:
1. er ist erstmal zu seiner Oma gezogen, sucht sich jetzt eine eigene Wohnung. Die Ausbildung hat er noch nicht abgeschlossen. Die Streitigkeiten die mein Freund mit seinem Sohn hat kann ich nachvollziehen, da würde mir auch irgendwann der Kragen platzen, aber die Art und Weise mit so viel Aggression und Beleidigungen - damit komme ich nicht klar.
Zu Deiner 2. Frage: Genau das frage ich mich ständig. Bis jetzt ist er sehr gut mit ihnen umgegangen aber genau davor habe ich Angst, dass wenn mal größere Schwierigkeiten aufkommen, er so ein Verhalten auch bei ihnen an den Tag legen könnte.
Zu 3. Er hat schon einen Termin beim Arzt gemacht. Er hatte eine ähnliche Situation vor Jahren nach seiner Trennung gehabt. Er glaubt dass es alles in den letzten Wochen mit Jobwechsel und den Problemen seines Sohnes zu viel war..

Die Probleme waren in den ersten 2 Jahren nicht da, zumindest habe ich sie nicht mitbekommen, wenn wir zusammen waren. Ich hab bereits mit ihm darüber gesprochen, dass ich mit Gewalt und Aggression nicht umgehen kann, dass war bereits in meiner ersten Beziehung der Auslöser für die Trennung und das weiß er.

Ja, ich spiele mit dem Gedanken, dass ich ihn bitte auszuziehen, es ist nur gerade so schwer sich einzugestehen wieder gescheitert zu sein. Vielleicht tut es unsere Beziehung gut, wenn jeder wieder seine Räumlichkeiten hat und wenn nicht, dann sollte es wohl wieder nicht sein. Bin so enttäuscht von mir selbst, dass man es nicht früher mitbekommen hat ;-(

Bearbeitet von Verzweifelt1900
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Hallo du,

das ist sehr unschön und es tut mir leid, dass du, dass ihr das erleben müsst.

Welche Gründe bringt denn dein Partner vor, wenn du ihn fragst, warum er seinen älteren Sohn so behandelt? Warum und worüber streiten die beiden denn eigentlich? Hat er nie gelernt, Konflikte konstruktiv zu lösen?

Täglich Streit, ständig den eigenen Sohn vor die Tür setzen, seine blinde Wut auf dich abwälzen - damit ist die rote Linie sowas von überschritten, und das würde ich ihm auch unmissverständlich klar machen. Geben ihm die Vorfälle nicht zu denken - und was gedenkt er selbst, gegen seine Wut zu unternehmen? Tränen, Ausflüchte (er könne sich nicht daran erinnern - sag mal, da muss es doch mal "Klick" machen bei dem guten Mann!) und warme Worte der Entschuldigung sind jedenfalls nicht ausreichend. Das Verhalten deines Partners ist absolut ungesund und für mich wäre eine nicht verhandelbare Bedingung für die Fortsetzung der Partnerschaft, dass er an seiner Wut, idealerweise unter professioneller Anleitung, arbeitet.

Liebe Grüße,
DieKati

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Vielen Dank für deine Antwort. Was bringt sie zum Streiten. Sein großer Sohn ist mit der Mutter aufgewachsen, als er 12 war konnte sie mit ihm nicht mehr umgehen und hat ihn zu seinem Vater geschickt. Er hat ihn natürlich aufgenommen, aber er war auch Anfang der Pupertät. Mutter will ihn nicht mehr, Vater hatte gerade die Trennung von seiner zweiten Frau hinter sich und im Wechselmodell mit dem zweiten Sohn alleine gelebt was eine harte Zeit war. Er wollte für seinen großen Sohn auch nur das Beste, aber der hat jegliche schlechte Wege mitgenommen und rebelliert. Er hat ein gutes Herz aber keinen Sinn für Realität. Das Resultat sind Geldprobleme, Schlägereien, Lügen, Drogen, Alkohol. Mein Freund hat viel Gutes versucht aber ihn nicht in den Griff bekommen.
Als wir uns kennenlernten hab ich den Sohn als hilfsbereit und liebevoll kennengelernt, ich konnte manchmal gar nicht glauben was mein Freund mir für Geschichten von ihm erzählt hat. Er tat mir Leid, wegen dem was er als Kind durch machen musste. Dachte wenn er jetzt eine liebevolle Familie hat das er sehen würde wie schön es sein kann, aber er hat auf alles geschissen. Lange Geschichte will auch gar nicht zu viel ausholen. Ich denke dass mein Freund eine Therapie braucht um all seine Vergangenheit aufzuarbeiten. Mir fehlt nur manchmal die Kraft wieder nur Probleme zu wälzen und immer nur zu kämpfen. Ich hab auch viel Scheiße hinter mir und bin einfach gerade müde immer zu versuchen alle zu retten. Er hat bereits einen Termin beim Therapeuten, ich liebe ihn und weiß wie es ist wenn die Probleme nicht da sind. Ich möchte mit ihm zusammen sein, habe aber Angst das ich selbst irgendwann kaputt gehe, weil ich einfach nicht mehr kann.

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Das ist eine extrem schwierige Situation.

Ich lese heraus, dass du dir echt viel Mühe gibst, es allen schön und recht machen willst, einfach ein harmonisches Miteinander wünschst.

In der Konstellation wird das aber sicher nicht funktionieren. Der Sohn hatte/hat seine Baustellen, für die er eigentlich ebenfalls professionelle Hilfe bräuchte, der Vater ist offenbar selbst nicht stabil genug, um da den nötigen Halt zu bieten und mit Besonnenheit zu agieren - stattdessen reagiert er nur, und das leider sehr kopflos. Und du stehst mitten im Schlamassel und wirst mit in etwas reingezogen, wofür du nicht verantwortlich bist.

Zu deinem eigenen Schutz kann ich dir nur raten, klare Grenzen festzulegen und diese dann auch strikt einzuhalten. Ich könnte mir das Zusammenleben jedenfalls so auch nicht vorstellen und würde eine Trennung in Erwägung ziehen, falls sich nicht nachhaltig etwas an der Situation verbessert.

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Ich glaube, ich würde versuchen, heraus zu bekommen, ob dein Freund nur ausnahmsweise sich von dieser Seite gezeigt hat, oder ob das ein Charakterzug von ihm ist, der in entsprechenden Situationen immer wieder zum Vorschein kommen wird. Davon würde ich es abhängig machen, ob ich mich trenne oder nicht. Hast du die Möglichkeit, mit Menschen zu sprechen, die ihn schon lange kennen?

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Wir sind jetzt 3 Jahre zusammen und haben einiges erlebt. Sehr schöne Zeiten aber auch schlechte Zeiten. Ich habe ihn in 3 Jahren 2 mal so erlebt, es waren immer Extremsituationen. Ich weiß das seine Nerven blank liegen und er berechtigt ausflippt, aber er darf es nicht auf andere übertragen. Ich hab so viel gekämpft in meinem Leben und möchte einfach mal ein paar Jahre glücklich sein.... Mir geht die Kraft einfach aus immer zu helfen und andere zu unterstützen..

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Das klingt wirklich schlimm. Vom Regen in die Traufe…

Ich würde mich trennen. Dein Freund rastet vollkommen aus und das macht mit ALLEN in dem Gefüge etwas (auch mit „nicht-betroffenen“, deine Kinder erleben erneut, wie du der Prellball von jemandem bist und das scheinbar „ok“ ist).

Dein Freund kann sich nicht erinnern? Glaub ich ihm nicht ein Stück! Der hat schiss, dass du gehst und drückt auf die Tränendrüse und hat plötzlich Amnesie.

Würde er wirklich Reue empfinden, würde er sich Hilfe suchen, um seine Aggressionsprobleme in den Griff zu kriegen. So ist es für mich nur Geschwafel und ich würde schnellstmöglich die Reißleine ziehen!

Pass auf dich (und deine Kinder!) auf!

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Ich danke dir für deine ehrliche Meinung. Das meine Kinder das wieder mitbekommen ist das schlimmste für mich. Wir sind nach der Trennung vom Vater ein unheimlich tolles Team geworden und ich werde das nicht aufs Spiel setzen. Mein Großer hat den Abend mitbekommen und mich getröstet, wir haben noch mehrfach darüber gesprochen. Mir ist wichtig dass nicht nur sie ehrlich zu mir sind sondern ich auch zu ihnen. Er ist jetzt 18 und hat viel Verständnis und seine eigene Meinung die mir sehr wichtig ist. Er mag meinen Freund, hat aber natürlich auch von den ganzen Problemen mit seinem Sohn mitbekommen. Am Anfang haben die beiden Jungs (mein Großer und sein Großer) sehr viel gemacht, bis sich mein Sohn nach Monaten wieder von ihm zurück gezogen hat. Er hat mir auch erzählt dass er sehr viel Mist draußen baut und er das nicht mag. Ich muss wieder eine Entscheidung treffen die so verdammt weh tut. :-( Aber ich hab es einmal geschafft und werde es nochmal schaffen, aber dann ist Schluss für mich. Ich bleibe lieber alleine als das immer wieder mitzumachen. Ich danke Dir für deine Antwort! LG

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Ehrlicherweise sind ja nicht alle Männer so!

Aber du wirst deinen Weg gehen und bist da stark! Super!!

Und dann gehst du einfach einen Schritt nach dem Anderen! ✊

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Er lässt jetzt schon seine Wutanfälle (Folge der fehlenden Impulskontrolle?) die durch andere Menschen verursacht wurden ungebremst an dir aus. Er hat seine Familie schon zweimal an die Wand gefahren und da waren immer leibliche Kinder involviert!

Für mich liest sich das eher nach Schlechte Ehe 2.0. Er verliert vor dir bereits den Respekt bzw. hat ihn schon verloren. Willst du warten und herausfinden, ob der den Respekt zuerst vor deinen Kindern oder seinem eigenen kleinen Sohn verliert?

Ich hab Männer kennengelernt (mit 2 Kindern von 2 Frauen!), die schnell eine weitere Beziehung wollten, weil ja Unterhalt teuer ist und weil das Wechselmodell angestrebt wurde und eine Betreuung her musste und im allgemeinen gemeinsame Kasseund jemand der auch für den Haushalt verantwortlich ist ja sowieso viel schöner ist.

Denk mal drüber nach.