Streitereien wegen Kleinigkeiten

Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum und möchte gleich euren Rat.

Vorab zu mir:

Ich bin 30 Jahre Alt und vollberufstätig. Mein Mann und ich kennen uns schon seit 10 Jahren. Seit ca. 2 Jahren sind wir verheiratet. Wir haben noch keine Kinder, aber wünschen uns in Zukunft welche. Mein Mann ist momentan arbeitslos, aber möchte gerne bald anfangen zu arbeiten. Momentan ist er wegen seiner Depression zuhause.

Es geht hierbei um meinen Ehemann. Er leidet momentan an einer starken Depression. Er hatte es nie leicht im Leben. Er erzählt mir immer, wie schlecht seine Familie doch gewesen ist und wie sehr er seine Eltern hasst, dass sie ihm seine Kindheit und Jugend so zerstört haben. Es tut mir von Herzen leid, was er alles durchgemacht hat und durchmachen muss. Er ist momentan seit einigen Monaten wieder in einem Tief. Ich versuche so gut es geht für ihn da zu sein, ich kümmere mich um viele Dinge, damit er dadurch nicht noch mehr Lasten hat. Mittlerweile ist es aber so schlimm geworden, dass ich mich selbst kaum noch glücklich fühle. Er ist sehr reizbar und ständig genervt. Ich habe das Gefühl, dass er ständig Streitgründe sucht. Ich versuche immer ruhig zu bleiben und ihm nicht noch mehr Stress zu machen. Er findet dennoch immer Gründe zum Streiten und oft sind es Kleinigkeiten, die dann unnötig groß werden. Es gibt Phasen, wo er etwas ruhiger ist und sagt, wie sehr er mich liebt und wie dankbar er ist, dass ich für ihn da bin. Er entschuldigt sich auch ab und an dafür, dass er sich so verhält. Aber während des Streites sagt er so unschöne Dinge, wie "ich Liebe dich nicht, du machst mir nur Stress, du bist eine schlechte Frau", was mir sehr mitnimmt. Er sagt zwar später, dass er, wenn er impulsiv ist, nur dumme Dinge sagt und dass er mich über alles liebt und dass ich sein einziges Glück bin. Dennoch habe ich Angst, dass er es unterbewusst doch so meint. Mein größtes Problem ist seine Art, wenn wir Streiten. Er geht in den Abwehrmodus und redet Tagelang nicht mit mir. Er wird kalt und distanziert. Ich habe Angst, dass die Depression unsere Beziehung kaputt macht. Ich liebe ihn sehr und möchte ihn nicht verlieren. Was kann ich noch tun um ihm zu helfen? Hat einer von euch Erfahrungen mit depressiven Partnern? Wäre es vielleicht gut, wenn ich ihm etwas Freiraum lasse? Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, um ihm zu helfen.

Vielen Dank für eure Antworten!

Viele Grüße
Kalli

Bearbeitet von Kalli7
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Hallo,

"In guten wie in schlechten Zeiten" sollte irgendwann ein Ende haben ...

... und so leid einem Deinen Mann tun kann ...

... er ist mit dieser Krankheit (zur Zeit) weder Beziehungs- noch Vatermaterial ...

... Du musst ihn durchfüttern und durchschleppen ... und darfst auch noch mitleiden, weil er dafür sorgt, dass es Dir auch schlecht geht ...

... Dein Ich aus der Zukunft wird Deinem 30-Jährigen Ich nur eines sagen: Trenn Dich und leb Dein Leben ... Du verschwendest gerade Deine besten Jahre an etwas Hoffnungsloses ... Du musst Dich für niemanden opfern ... Liebe hin oder her (ist eh m. E. überbewertet und es wäre für viele Menschen sehr viel gesünder und besser, wenn sie "Liebe" nicht so romantisieren würden ... Liebe sollte nicht Leid bedeuten).

Und mein persönlicher Rat für den nächsten Mann:
Etwas genauer Hingucken ... Beziehungsmaterial ist nicht nur der Mann an sich ... sondern auch seine Vergangenheit, seine Sozialisierung, seine Erziehung und seine (psychische) Gesundheit.

LG und alles Gute

P. S. Mit 30 hätte ich mich wahrscheinlich auch noch für einen Mann aufgeopfert ... mit Anfang 50 weiß ich, dass es sich sehr viel besser lebt, wenn man sich in erster Linie um sich selbst kümmert ... Liebe, Leidenschaft und Partnerschaft sollten nur noch die Kirsche auf der Sahne sein.

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Wow, das ist echt kalt. Ich hoffe, dass du nicht mal eine depressive Phase oder Depressionen bekommst und dein Partner deinen Ratschlag befolgt.

Natürlich soll man sich nicht für eine schlechte Beziehung aufgeben und erst recht keine Kinder in die welt setzen (generell sollten während einer Depression keine wichtigen Entscheidungen getroffen werden, weil man nicht man selbst ist). Aber insgesamt ist das eine Krankheit, die behandelt werden kann, auch wenn die Therapien manchmal länger dauern. solange bemühungen in die Richtung gehen, lohnt es sich, zu warten. Und nicht einfach den psychisch kranken in die nächste Tonne zu kloppen, weil er unbrauchbar ist 🤦

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"Wow, das ist echt kalt."

Nope ... nicht kalt, sondern realistisch, vernünftig, lebenserfahren und sich selbst wertschätzen und mögen ...

"Ich hoffe, dass du nicht mal eine depressive Phase oder Depressionen bekommst und dein Partner deinen Ratschlag befolgt."

Ach, herrje ... die klassische Karma-Grütze ... und jemand mit anderer Meinung direkt was schlechtes wünschen ... aber weißte was ... ich hätte vollstes Verständnis für einen Partner, der mich derart angeschlagen nicht mit durchziehen würde ... ich bin nämlich nicht bigott oder doppelzüngig ... und gestehe meinen Gegenüber immer genau das zu, was ich mir selbst zugestehe ...

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Männer können bei Depressionen Symptome zeigen, die sich von dem üblichen Bild eines Depressiven unterscheiden. Krankhafte Reizbarkeit, Ärger, Streit, Wutanfälle, Neigung zu Süchten, all diese Verhaltensweisen können bei uns Männern das klassische Bild einer Depression verschleiern. Führt auch dazu, dass eine evtl. bestehende Suizidalität bei Männern nicht rechtzeitig erkannt wird.

Du schreibst, er sei nun bereits seit Monaten wieder in einem Tief.


Wird er denn ausreichend betreut von Professionellen?
War er bereits in stationärer Initialbehandlung?
Nimmt er die entsprechenden Medikamente oder ist er Verweigerer?
Macht er eine ambulante Therapie?
Geht er in Selbsthilfegruppen für Depressive?

Nach dem was du schilderst sehe ich dringenden Handlungsbedarf, alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Behandlung seiner Depression auszuschöpfen.

Das ist für mich der springende Punkt. Trotz seiner überbordenden Negativität muss er voll kooperativ sein, was die Behandlung anbelangt.
Sollte er in dieser Beziehung nicht kooperativ sein, dann würde ich mich von ihm trennen. Er wird dich sonst unweigerlich mit in seinen seelischen Abgrund reißen.

Bearbeitet von Christoph61
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Hallo Christoph, vielen Dank für die Antwort. Die Symptome, die du beschreibst, passen alle sehr gut auf ihn. Er ist auch sehr empfindlich geworden, was Probleme angeht. Kleinigkeiten sind momentan so groß für ihn, dass es ihn immer weiter ins Tief bringt.

Er hat einen Therapeuten, zu dem er wöchentlich geht. Die Termine mit ihm helfen ihm auch sehr, das merke ich. Er ist danach oft etwas entspannter. Er bekommt auch Antidepressiva, die er regelmäßig einnimmt. Er möchte aber dennoch selbst in eine Stationäre Behandlung gehen. Dafür hat er Unterlagen ausgefüllt und abgegeben, jedoch noch keine Rückmeldung bekommen. Wir hoffen, dass das bald geschieht, da wir von Verwandten positives gehört haben. Also Initiative zeigt er und er möchte das auch gerne ändern. Es fällt ihm aber oft schwer, den Tag zu durchstehen. Er verkriecht sich und macht den ganzen Tag nichts. Dadurch, dass er nichts macht, stresst er sich selbst noch mehr. Er sagt er hasst sich selbst. Aber er ändert es nicht, es ist ein Teufelskreis. Ich selbst war nie depressiv, deshalb kann ich ihn nicht verstehen. Ich versuche mein bestes, ihn emotional zu unterstützen, was nicht immer klappt. Ich bin einfach überfordert mit der Situation. Eine Trennung kommt momentan nicht in Frage, da ich sehe, dass er sich mühe gibt, die Depression zu behandeln. Wäre er nicht Willig sich behandeln zu lassen, würde ich anders denken. Ich möchte aber für ihn da sein, auch wenn er mich oft von sich weg stößt. Ich hoffe einfach, dass es mit der Zeit und dem stationären Aufenthalt besser wird. Er ist grad seit Knapp 2 Monaten in Therapie. Es geht ihm oft besser als am Anfang, aber dann gibt es Momente, wo es ihm schlechter geht. Das passiert, wenn andere Kleinigkeiten im Leben passieren. Ich weiß ich kann ihm da nicht raus helfen, daher versuche ich für ihn da zu sein, wenn er mich braucht.

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Hallo Kalli,

wenn dein Mann an Depressionen leidet kannst Du ihm nicht helfen , er muss sich behandeln lassen .

Macht er bereits eine Therapie ? Bekommt er Medikamente ?

Falls nicht , Versuche ihn zu einer Therapie zu bewegen . Auch bei Depressionen des Partners kann eine Art Co Depression entstehen (ähnlich wie die Co Abhängigkeit bei Suchtkranken ). Indem Du ihn schonst und gewähren lässt bestätigst Du ihn in seiner Depression und er sieht keinen Grund etwas dagegen zu tun .

Depressionen sind wirklich schlimm. Du solltest Dich daher klar abgrenzen um nicht selbst in eine solche Spirale zu geraten .

Liebe Grüße

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Hallo Felina,

danke für den Rat. Da hast du Recht, ich kann ihm beim besten Willen nicht helfen. Er macht momentan eine Therapie und bekommt Antidepressiva, was ihm etwas hilft. Er ist auch Willig, in eine stationäre Behandlung zu gehen. Das unterstütze ich sehr.

Mit der Co-Depression hast du schon recht, ich muss mich auch um mich kümmern. Das Problem ist, ich habe oft so ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihn alleine lasse, um spaß zu haben. Ich kann auch nicht richtig abschalten, wenn ich weiß, dass es ihm so schlecht geht und das nimmt mich sehr mit. Ich war schon am Überlegen, mal selbst mit einem Psychologen zu sprechen, da ich merke, wie es mich mitnimmt und ich nicht möchte, dass es schlimmer wird.

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Du solltest versuchen kein schlechtes Gewissen zu haben, da du nicht krank bist. Du musst schauen, dass es dir gut geht und du glücklich bist. Es hilft euch beiden nicht, wenn ihr beide unglücklich seid.
Das sollte er dir auch nicht zum Vorwurf machen. Wenn er das tun sollte, solltest du die Beziehung überdenken.
Und Kinder würde ich erst in Betracht ziehen, wenn er "geheilt" bzw. stabil ist, sonst leiden auch die Kinder darunter.

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Du bist kein Therapeut und kannst ihm nicht helfen.
Ist er in Therapie? Wenn nein, warum nicht?
Sollte er in Therapie sein, sprich mit seinem Therapeuten, was Du tun kannst.
Bitte momentan keine Kinder, da könnte er noch mehr absinken.
LG Moni

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Hallo Moni,

vielen Dank für deine Antwort. Er ist momentan in Therapie und erhält Medikamente. Das ist ein guter Tipp, mit seinem Therapeuten mal zu sprechen, das werde ich tun. Kinder sind momentan keine Frage für mich. Ich möchte gerne Kinder haben, aber auf keinen Fall jetzt. Er müsste aus der Depression raus und für mich da sein können und für unsere zukünftigen Kinder. Da warte ich lieber noch ein paar Jahre.

VG
Kalli

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Setz ihm die Pistole auf die Brust --> er soll eine Therapie machen. Ein Kind verschlechtert die Lage nur. Du musst ihn nicht tragen, dafür gibt's Fachkräfte

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Danke für die Antwort. Hilfe hat er. Er geht zur Therapie und bekommt Medikamente. Er ist auch willig sich helfen zu lassen. Kind ist momentan keine Option für uns. Das würde ich erst angehen, wenn es ihm wieder richtig gut geht. Das kann auch einige Jahre warten. Auch wenn er eine Therapie macht, gibt es Phasen, wo es ihm extrem schlecht geht (was bestimmt normal ist), wo er seine Wut an mir auslässt, was mich sehr mitnimmt. Das sage ich ihm auch oft, er möchte das auch ändern und entschuldigt sich, aber ändern tut er es nicht.

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Das mit der Wut an dir auslassen, sollte er definitiv nicht mehr tun. Überleg mal was das mit dir macht. Das würde ich mir an deiner Stelle nicht mehr lange gefallen lassen. Krank hin oder her. Dazu hat er nicht das Recht.