Warum bin ich nicht liebenswert genug?

Guten Morgen

diese Frage zieht sich durch mein ganzes Leben. Fangen wir vorne an. Schon in Schulzeiten habe ich nicht wirklich Freundschaften schließen können, obwohl mir als kleineres Kind durchaus daran gelegen war. Schwieriger wurde es als Teenie. Zwar hatte ich mit niemandem Ärger so ab der 8. Klasse. Aber da war keine Mädels-Freundschaft mit Ausgehen, Kino, übernachten, Partys. Im Grunde habe ich bis heute eine Freundin mit der der Kontakt sich auf WhatsApp und vielleicht zwei jährliche Treffen beschränkt, was nicht an mir liegt. Damit kann ich noch leben.

Es war auch so, dass sich in der Schule kein Junge für mich interessierte. Keiner. Und an meinem Aussehen lag es nicht, falls die Vermutung aufkommt.

Erst so mit 18 als ich ein Auto hatte kam erstes spürbares Interesse. Und das kam so:

Kandidat 1 war erst ganz vernarrt in mich, es folgten einige Treffen. Ich war 19, er 28. Recht schnell bekam ich jedoch heraus, dass er auf Datingseiten unterwegs war. Das kränkte mich sehr und es war aus.

Mit 23 war mein Leben perfekt. Ausbildung und Job vorhanden und ich lernte über Internet einen 7 Jahre älteren Mann kennen . Er war selbstständig, erfolgreich und alles schien perfekt. Die glücklichste Zeit meines Lebens. Es treibt mir heute noch die Tränen in die Augen. Wir hatten niemals Streit, alles lief toll. Doch 1 Jahr später suchte er sich heimlich eine andere (über Internet) und verließ mich. Bis heute habe ich nicht verkraftet, wie ein Stück Dreck weggeworfen worden zu sein. Ab da ging es den Bach runter.

Ich hatte einige Affären und ich wusste, über Internet kann ich täglich einen Neuen haben. Teilweise hatte ich bestimmt 10 Bekanntschaften an der Angel und verlor langsam den Überblick. Vom geschiedenen Mann mit Kind, Banker etc. war alles dabei.

Es war immer so, dass es sich entweder nicht intensivierte oder diese Männer weiterhin auf der Suche blieben.

Letztlich landete ich vor 15 Jahren bei meinem Mann (das ganze Geflirte dauerte also ein Jahr). Und dann wollte ich ein Kind . Mit 26. Keine Ahnung, warum. Ich war überzeugt, jetzt muss es sein und wenn ich mir etwas in den Kopf setze, bekomme ich es meistens. Turbulente Jahre sind nun in einer Ehe gestrandet zwischen zwei sehr impulsiven Menschen und einem Mann, dem nun eingefallen ist, eigentlich gar keine Kinder gewollt zu haben. Ich bin mega ambitioniert, was die Kinder angeht, aber leider noch finanziell abhängig von meinem Mann. Die Ehe ist nur noch Zweckgemeinschaft.

Und nun bin ich 40 und frage mich, was aus dem netten, schüchternen, zurückhaltenden lieben Mädchen von damals geworden ist. Weil meine große Liebe mich enttäuschte. Ich vor der Wahl stand: anderer Mann oder immer alleine bleiben.

Ständig plagen mich Selbstzweifel. Warum war ich bei keinem Mann liebenswert genug? Warum schaffen das andere Frauen? Warum haben sie liebe, nette Männer, die sie auf Händen tragen? Ich hätte das so gerne gewollt. Andere schaffen das doch auch.
Mittlerweile bin ich ein frecher Besen geworden, die ihren Mann anbrüllt, wenn mir was nicht passt und ihm regelmäßig sagt, er kann gehen und Unterhalt zahlen, wenn es ihm nicht passt. Während ich sehe was andere Frauen haben.
Dabei hätte ich früher alles getan, war immer nett und lieb. Heute bin ich so enttäuscht darüber, dass mich kein Mann so toll fand. Und vor allem, dass mich der eine entsorgt hat einfach so. Damit komme ich niemals klar. Warum passiert das den einen Frauen und den anderen nicht?

Inzwischen lebe ich für meine Kinder, mein Mann läuft so nebenher und ich kann mir ein Leben später allein vorstellen.

Und alles nur, weil es vor 16 Jahren schief ging. Und ja: zu demjenigen besteht noch Kontakt. Und daher weiß ich, wie es hätte werden können. Leider wurde es für eine andere und nicht für mich.

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Liebenswert hat nix mit schüchtern oder grosser Klappe zu tun. Liebenswerte Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich selbst nicht immer in den Mittelpunkt stellen, andere respektieren, zuhören können, sich in andere hineinversetzen können.
Und besonders viel davon liest man aus Deinem Thread leider nicht: 'wenn ich mir etwas in den Kopf setze, bekomme ich es meistens', 'die ihren Mann anbrüllt, wenn mir was nicht passt'. Das hört sich ganz und gar nicht liebenswert an.
Die Schuld dafür einzig und alleine jemandem zu geben, der Dich vor zig Jahren verlassen hat, ist zwar bequem, aber falsch. Ich denke, es gibt kaum einen Menschen, der nicht schonmal bitter enttäuscht wurde. Und trotzdem mutieren die meisten Menschen deswegen nicht zu aufbrausenden Egoisten.
Die Entscheidung ein A***h zu sein oder ein netter Mensch trifft man selber.

Grüsse
BiDi

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„Liebenswerte Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich selbst nicht immer in den Mittelpunkt stellen, andere respektieren, zuhören können, sich in andere hineinversetzen können.“

Ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass dies eine völlig falsche Annahme ist. Du beschreibst genau diejenigen, die niemand als liebenswert empfindet, sondern die bei der ersten Gelegenheit ausgenutzt und direkt danach im Regen stehengelassen werden, weil sie keinerlei Selbstbewusstsein haben und nur Ja und Amen sagen können. Von Freunden, Partnern und Familie.

Ich habe ich das oft genug miterlebt, als dritte und auch als die von dir beschriebene Person.

Bearbeitet von Demistnichtso
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"Du beschreibst genau diejenigen, die niemand als liebenswert empfindet, sondern die bei der ersten Gelegenheit ausgenutzt und direkt danach im Regen stehengelassen werden, weil sie keinerlei Selbstbewusstsein haben und nur Ja und Amen sagen können"

Und ich wiederum kenne viele Menschen mit einem eher schwach ausgeprägten Selbstbewusstsein, eigentlich hat die halbe Welt damit zu kämpfen, und glaube mir, auch diese Menschen werden geliebt und nicht nur "benutzt".

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Nicht erfüllter Liebe nachzutrauern hielt ich schon immer für eine völlig unsinnige Idee. Was nicht ist hat nicht sollen sein, Haken dran.

Wäre es möglich, dass die Ehe mit Deinem Mann nichts Erfüllendes werden konnte, weil er Deinem Traummann-Ideal einfach nie gerecht werden könnte? Vielleicht fällt es Dir schwer, ihn so zu akzeptieren, wie er ist. Und vielleicht trifft das auch auf andere Menschen zu, einschließlich Dir selbst.

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Hmm das es als Teenie schwierig ist usw. Das finde ich jetzt nicht außergewöhnlich.

Aber warum ist es so wichtig, dass Männer dich liebenswert finden? Es klingt als müsste deine gesamte Selbstbestätigung von außen kommen. Von irgendwelchen Männern die dich gut finden.

Solange du selbst dich nicht gut findest wird sich nichts ändern. Du musst mit dir zufrieden sein. Du bist dafür verantwortlich dich glücklich zu machen. Kein Außenstehender, kein Mann nur du selber.

Also Frage dich lieber warum du dich selbst nicht so richtig leiden kannst anstatt auf andere oder irgendwelche Männer zu schauen.

Warum hast du überhaupt noch Kontakt zu dem Mann der dich so verletzt hat? Du baust dir da eine Traumwelt auf die so der Realität doch ohnehin nicht standgehalten hätte. Keiner kann sagen das es jetzt die Traumbeziehung wäre wenn ihr jetzt noch zusammen wärt. Wahrscheinlich wäre es trotzdem nix geworden.

Mir tut dein Mann irgendwie leid und auch deine Kinder die sicher die schlechte Stimmung mitkriegen. Wäre es vielleicht Mal eine Möglichkeit zu einer Paarberatung zu gehen um der Beziehung noch eine Chance zu geben?

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Du klingst sehr unglücklich und auch verbittert. Dass dein Leben nicht so verlief, wie du es dir vorgestellt hast, kann ich nachvollziehen, ich glaube, das hat auch was mit dem Alter zu tun, man fängt ein bisschen an in diesem Alter, Bilanz zu ziehen und muss sich von einigen Träumen, die man noch in jungen Jahren hatte, wohl auch ein Stück weit für immer verabschieden. Das tut weh. Manchmal unerträglich weh.

Allerdings ist es doch nicht zu spät für dich, noch neue Träume zu entwickeln und dir zu überlegen, wie du dein Leben in Zukunft gestalten kannst. Es warten doch noch viele, viele gute Jahre auf dich, Zeiten, in denen du unbeschwert und glücklich sein darfst. Dafür musst du aber meiner Ansicht nach aus diesem unglücklichen und auch verbitterten Zustand raus. Gerade letzteres ist sehr gefährlich, weil es dir den Blick auf die Welt als einen Ort versperrt, der dir neben allem denkbaren Ungemach auch sehr viel Schönes zu bieten hat, Chancen und Abenteuer.

Ich denke nach dem Lesen deiner Zeilen, vielleicht könnte dir auch eine Unterstützung durch eine Psychotherapie guttun, in der du deine Ressourcen entdeckst und vor allem, dass du natürlich auf deine Weise liebenswert bist, so wie (fast) jeder andere Mensch auf diesem Planeten (Serienkiller u.ä. ausgenommen). Und die dir auch dabei helfen könnte, den Schmerz über diesen Mann endlich mal zu bewältigen, der sich nicht für dich entschieden hat. Vielleicht würde dir dann bewusstwerden, dass das nichts mit dir zu tun hatte, sondern mit ihm und er nicht so engagiert in eure Geschichte gewesen ist, was aber nicht an dir gelegen hat, sondern ihm und er für sich andere Dinge suchte und auch fand.

P.S.: Ich habe auch so jemanden in meinem Leben, der sich niemals für mich entscheiden wird, was aber für mich in Ordnung ist und diesen Mann letztlich auch auszeichnet. Ich bin okay damit, weil ich mir auch ganz rational sagen kann, im Prinzip hätte es mit uns nicht gepasst. Er ist ebenfalls verheiratet, lebt immer noch in dem Ort, in dem er aufgewachsen ist, er hat drei Kinder - und ich bin die Frau, die es selten länger an einem Ort aushält, die was erleben will, die zwar Kinder über alles liebt, aber sich niemals hätte vorstellen können, irgendwo mit einer Kinderschar im Dorf festzusitzen. Es kam einfach zwischen uns, wie es kommen musste. Aber unabhängig davon sehe ich diesen Mann nach wie vor bezogen auf Typ/Charakter als jemanden, mit dem ich gern eine Beziehung eingehen würde, würde mir jemand über den Weg laufen, der sich so ähnlich verhält und ist. Sozusagen meinen Anspruch an einen Mann und an Beziehung und wie man sie lebt verkörpert. Nur, dass ich mir halt jemanden wünsche, der mit mir zu Fuß die ganze Welt durchquert. Und vielleicht verkörpert dein ehemaliger Freund für dich auch eher deine unerfüllten Bedürfnisse, aber vor allem deine nach wie vor vorhandenen Träume und Visionen. Wieso diese begraben? Es ist noch nicht zu spät.

P.P.S./Edit: Noch ein Aspekt zu "liebenswert" - dein Mann scheint dich übrigens zu lieben, denn er steht seit Jahren loyal an deiner Seite, auch, wenn eure Beziehung keine für dich Schöne zu sein scheint, dein Mann ist da. Und da er vermutlich nicht, so wie du, finanziell abhängig ist, hätte er keinen einzigen Grund, bei dir zu bleiben, außer, dass da doch Liebe für dich bei ihm vorhanden ist.
Auch wenn du ihn nicht liebst. Er scheint es zu tun.

Bearbeitet von readyplayerone
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♥️ ich mag deine Beiträge immer, aber das ist eine besonders bemerkenswerte und ganz wunderbare Antwort!

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Danke für das nette Feedback. :-)

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Mmh, ich würde wetten, wenn man hier eine Umfrsge starten würde mit der Frage: Wurdest du schonmal verlassen oder warst einseitig verliebt und hattest deshalb Liebeskummer? Würden die wenigstens 80 Prozent mit Ja antworten. Die wenigsten führen ihr verkorksten Leben darauf zurück.

Ich finde die Aussage: Ich musste mich mit 25 entscheiden, ob dieser Mann oder für immer allein bleiben - ein bisschen melodramatisch.

Weißt du, man hst immer eine Wahl. Du hast dich mal für deinen Mann entschieden, du hast dich für Kinder entschieden, du hast dich entschieden, deinen Mann schlecht zu behandeln.

Du könntest dich auch für eine Trennung entscheiden (auch mit finanziellen Konsequenzen, aber so ist es halt meistens) oder fürs freundlich sein, oder für eine Paartherapie.

Vielleicht versuchst du dich nicht als Opfer zu sehen, sondern als Gestalter deines Lebens. Du triffst Entscheidungen und lebst mit der Konsequenz.

Und so zun weiter denken - kann es sein, dass du dich sehr um dich selbst kreist?

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Ich würde dir raten, eine Therapie zu machen. Du hast das Erlebnis damals überhaupt nicht verkraftet und schleppst die Folgen durch dein ganzes Leben.

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Sorry wenn sich das jetzt schlimm anhört …
Aber du musst dich mal selbst lieben und zufrieden sein … mir kommt vor du suchst dies nur von außen

Ein professionelles Gespräch/ Therapie würde da bestimmt helfen und dir vl ein positiveren Blickwinkel geben. Vermutlich können die irgendwas hervorbringen, was dir gar nicht so bewusst ist? Mit dem du dann arbeiten kannst.

Ich hoffe auch, dass du anschließend mit deinem Mann zufriedener wirst und nicht einer alten und vergebenen Liebe nachtrauerst. 😢
Sowas bringt einem nichts … und macht nur das kaputt was man hat
alles gute dir

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Und du glaubst wirklich das alles was heute bei dir so läuft, so ist weil du damals Verlassen wurdest?
Und soetwas nur dir passiert?

Ich kann dir sagen das bestimmt jeder 40 Jährige Erwachsene Mensch irgendwann in seinem Leben schon mal abserviert wurde und da sind mit Sicherheit Storys bei die weitaus Schlimmer sind als deine.

Du machst ganz schön viel an dieser einen Story fest.

Du klingt sehr Verbittert und Verbissen, vielleicht ist es das was dich nach aussen auch unattraktiv bzw. weniger "Liebenswert" wirken lässt. Wenn dich also diese Story vor X-Jahren so hat werden lassen, dann solltest du dir Therapeutische Hilfe holen.

Bearbeitet von rittmeisters
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Jede*r ist schon mal verlassen worden. Das ist kein Grund sich in Selbstmitleid zu suhlen und zu einem Ekelpaket zu mutieren, das seinen Mann besch***en behandelt.

Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie die Antworten hier ausfallen würden wenn die Rollen vertauscht wären!

Übernimm Verantwortung für dein Leben und höre auf, diese Trennung für alles, was bei dir schiefläuft verantwortlich zu machen. Du klingst extrem verbittert, neidisch und, ja, gemein. Daran solltest du arbeiten. Deine Ehe läuft nicht gut und du liebst deinen Mann nicht? Dann trenn dich und mach eine Therapie. Lebe mit den finanziellen Nachteilen und lerne mit dir selbst zufrieden zu sein.