Sinkende Hoffnung auf Glück zu zweit

Hallo zusammen,
ich war bisher eher stille Mitleserin, muss mir aber glaube ich jetzt doch mal etwas von der Seele schreiben.
Mein Partner und ich sind seit 6 Jahren zusammen. 4 Jahre davon haben wir als Fernbeziehung verbracht (Portugal-Deutschland). Vor zwei Jahren ist er dann zu mir nach Deutschland gezogen. Insbesondere das erste Jahr war von heftigen Streitereien begleitet, die v.a. auf unseren Unterschiedlichkeiten basierten. Wir sind sowohl von unseren Charakterzügen als auch von unseren Interessen her sehr unterschiedlich, sehen die Welt mit anderen Augen und haben unterschiedliche Bedürfnisse in fast allen Bereichen.
Während unserer Fernbeziehung ist das nie so deutlich geworden, wir haben immer viel unternommen, er hat damals noch alles was mich interessiert hat (wandern, spazieren, an den Strand gehen) mitgemacht. All das hat sich komplett verändert. Gefühlt leben wir in einer Wohngemeinschaft. Wir haben komplett andere Tagesrhythmen (er arbeitet im 3-Schicht-System, ist dadurch ständig müde), haben ein unterschiedliches Aktivitätslevel (ich bin gern unterwegs, er gern zuhause) und wenn ich darüber rede, was mir fehlt und nach Lösungen suche, sagt er meist "da kann ich nichts machen", zieht sich also komplett aus der Verantwortung.
Es frustriert mich sehr, weil ich alles ausschöpfen, was ich kann (teile mich und meine Wünsche mit, mache Vorschläge, suche nach Lösungen und bereit alles zu machen, worauf er Lust hat,..), weil ich auch einfach unglücklich bin.
Seit Anfang diesen Jahres machen wir eine Paarberatung, allerdings kam es bisher nur zu wenigen Terminen, weil er nur recht spät weiß, wann er in der Folgewoche arbeitet... und natürlich kümmer auch ICH mich um die Termine. Nach dem ersten Termin ging es für ein paar Monate viel besser, die Grundstimmung war anders und ich hab gemerkt, dass er sich wieder mehr Mühe gibt, etwas gemeinsam zu unternehmen. In der Zeit bin ich dann auch schwanger geworden (aktuell im zweiten Trimester).... das macht das ganze jetzt natürlich nicht einfacher.
Ich merke, dass ich gerade meine Grenzen mehr spüre und nicht mehr so viel Energie habe wie zuvor, das Ruder unserer Beziehung in die Hand zu nehmen und gefühlt immer wieder gegen eine Wand zu reden. Manchmal weiß ich allerdings aucz nicht, wie viel von meinem Gefühl jetzt den Hormonen geschuldet ist, inwiefern ich Dinge ZU ernst nehme oder aber meine eigenen Bedürfnisse zu sehr verdränge.
Vielleicht geht/ging es ja jemandem von euch ähnlich oder kann mir einfach ein paar Impulse/Denkanstöße geben?
🙏

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Es tut mir leid, aber ich denke, ihr passt einfach nicht zusammen. Nichts von den Dingen, die wichtig sind, passt bei euch.
Das ist schmerzhaft, kacke und, leider, unveränderbar. Bzw würde es ja bedeuten, dass sich immer je einer von euch verbiegen müssste. Kompromisse gehören in jede Beziehung, aber dazu muss ja ein Gros der Stützpfeiler erstmal passen.
Das ist bei euch nicht der Fall und fliegt euch jetzt, im erlebten Alltag, um die Ohren.

Mmn bleibt da nur die Trennung, so hart es ist :(

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Vielleicht besteht die Möglichkeit dass er einen anderen Job findet. Dauer Müdigkeit ist schon wirklich sehr mühsam. Dann kann man besser einschätzen, ob er einfach ein Stubenhocker ist oder einfach alles zu viel.

Vielleicht findet ihr Anschluss an die portugiesische Community. Das kann auch sehr helfen. Oder andere gemischte Paare. Sprecht ihr Deutsch miteinander? Oft ist es nicht leicht permanent in einer anderen Sprache zu sprechen auch wenn man sie gut kann.

Ganz viel reden hilft auch. Mein Exfreund war auch aus Portugal und von den Werten und Lebensgewohnheiten fand ich jetzt keinen so großen Unterschied.

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Hallo lavendel!
Ich war zwar nie in einer ähnlichen Situation, aber vielleicht gerade deswegen hilft dir ein Impuls von "außen".

Fakt ist doch, das sagst du selbst, dass ihr unterschiedliche Bedürfnisse habt. Das wird zwar im Laufe eures Lebens mit den Gegegenheiten, die ihr vorfindet, immer wieder ein wenig variieren, doch die grundlegende Dinge werden dieselben bleiben.
Du bist aktiv, er eher passiv. Du bist der handelnde Part, er eher der abwartende. Du bist unternehmungslustig, er eher ein Couchpotato.

Ok, du hast das während der Jahre der Fernbeziehung vielleicht nicht so deutlich gesehen oder auch gespürt, klar, weil jedes Treffen irgendwie dann etwas besonderes ist und man versucht, die Zeit so gut wie möglich zu nützen.

Aber jetzt merkst du es umso deutlicher und so sehr ich euch auch wünschen würde, dass ihr gemeinsam glücklich werdet, so fürchte ich, dass das bei so unterschiedlichen Interessen und Einstellungen nicht - oder nur mit Hängen und Würgen - funktionieren wird.

Ja, man kann sich anpassen und "zusammenreißen", aber auch das funktioniert immer nur eine Weile, ist ja auch klar, weil man dann ja nicht 100% sich selbst sein kann, sondern sich für den anderen immer ein wenig verbiegen muss.

Es gibt da einen Spruch: "Ggegensätze ziehen sich an." Ja, das mag reizvoll sein, solange man sich den Alltag nicht teilen muss. Im Alltag funktioniert dann eher: "Gleich und gleich gesellt sich gern."
Klingt zwar abgedroschen, ist aber eigentlich logisch.

Deshalb würde ich zwar an deiner Stelle jetzt nix vom Zaun brechen, aber dich schon mal damit beschäftigen, wie du ggf mit Kind deinen Alltag auch ohne deinen Partner gestalten kannst.

Alles Gute für die restliche Schwangerschaft!

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Wenn man so unterschiedlich ist, ist es schon schwer.

Ein befreundetes Paar hat sich letztes Jahr völlig überraschend getrennt. Sie waren in Augen aller sehr unterschied, aber auch schon über 9 Jahre zusammen. Er immer auf Achse, sie lieber daheim. Er hatte viele Freunde, gerne Besuch usw, sie lieber nicht. Er war extrem hilfsbereit, sie wollte lieber ihre Ruhe 😅

Kinder gab es zum Glück keine und obwohl wir uns alle fragten, was sie wohl aneinander finden, aber ja scheinbar glücklich miteinander sind, waren wir dann überrascht, als es auseinander ging.

Das muss natürlich nicht so laufen und es gibt auch sicher Paare, die ihre Unterschiede einfach akzeptieren. Wo man vllt doch viel „nebeneinander her“ lebt und es trotzdem reicht.

Ob das bei euch so ist, müsst ihr entscheiden, aber du klingst ja sehr unglücklich und irgendwie reicht es dir nicht. Dass sich dauerhaft einer verbiegt, wird aber auch keinen glücklich machen!

Redet ehrlich miteinander, inwieweit ihr mit welchen Kompromissen leben könntet und ob das dann reicht oder leider nicht!

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Ganz realistisch betrachtet, passt es zwischen euch überhaupt nicht. Du sagst ja selbst, während der vier Jahre Fernbeziehung hat sich das noch nicht so deutlich gezeigt, aber gleich beim Zusammenziehen gingen die Streitereien los. das ist für mich so offensichtlich ein Kampf gegen Windmühlen. Eigentlich müsstet ihr doch jetzt superglücklich sein, zusammen sein zu können, das ist aber nicht der Fall.
Auch eure Paartherapie, das läuft einfach nicht leichtfüßig und miteinander, sondern du kämpfst irgendwie alleine. Für mich wäre das nichts, dafür ist mir meine Lebenszeit zu schade.