Angst vor Zukunft

Mein Partner und ich sind 8 Jahre zusammen und haben schon sehr viele Tiefs durch. Wir haben bereits eine 7 jährige Tochter und einen 5 Monate alten Sohn der unsere Familie komplett machen sollte. Zu dem Zeitpunkt lief unsere Beziehung richtig gut. Doch bereits in der Schwangerschaft fing es an zu kriseln. Dazu zogen wir für seine Firma 500 km mit einem Neugeborenen um. Das machte es nicht besser. Zu dem Zeitpunkt habe ich geglaubt es ist nur eine Phase wegen Hormonen und Stress. Was soll ich sagen es geblieben. Während er hier jede Menge Freunde hat, habe ich hier nur eine naja werdende Freundin. Ich brauche etwas um richtig Bindung mit fremden aufzubauen. Er lebt sein Leben und wenn er fertig ist mit arbeiten oder müde legt er sich hin und schaut Fern. Ich mache den Haushalt, koche essen und kümmere mich um die Kids. Er kümmert sich fast nie um die Kids. Ich habe schon oft überlegt die Beziehung zu beenden. Ich weiß nicht mal mehr ob es überhaupt noch liebe oder eher Freundschaft ist.
Heute kam der Hammer. Unsere Kind hatte einen arzttermin und den sollte er wahrnehmen. Nun war er ja sooo krank das er das nicht konnte. 1 Stunde bevor der Termin war. So musste ich doch wieder los. Ich glaub auch wenn wir getrennt wären würde er sich wohl nicht kümmern. Aber ich möchte ihm die Kids nicht wegnehmen. Aber alleinerziehend ohne Familie und Unterstützung. Davor habe ich echt Angst. Für den Umzug habe ich meinen festen Job aufgeben müssen 😞. Ich möchte auch nicht in Armut enden aber mit meinem Mini Elterngeld weil ich zwei Jahre genommen habe werde ich das sicher.

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Heyyyyyy,

Aaalso, als erstes will ich sagen, dass das hier mein erstes Forum ist und ich manchmal entsetzt bin, wie schnell hier zur Trennung geraten wird.

Für mich wäre Fremdgehen, Gewalt (physisch wie psychisch), verliebt in jemand anderen etc. wirklich Gründe, wo ich sage: Ja, da ist Trennung der bessere Weg.

Aber jede Beziehung, und gerade wenn Kinder da sind, geht durch Höhen und Tiefen. Ich verstehe nicht, warum viele dann gleich die Trennungskeule schwingen.

Ich sehe da jetzt mal ganz neutral drauf:
Du bist sehr introvertiert und momentan mit dem Baby daheim. Für seine Arbeit umgezogen.
Ihm fällt es leichter, Freunde zu finden und er ist viel außer Haus, da er arbeitet.

Da du schreibst, du hättest im Falle der Trennung nur ein kleines Elterngeld, warst du vor dem Baby auch viel daheim? Nicht gearbeitet oder Aushilfsjob?

Versuche dich in seine Lage zu versetzen: Er ist der Ernährer der Family, quasi der Außen- und du der Innenminister.
Manche Frauen sind damit glücklich.
Ich war es auch nicht und deshalb kann ich dich verstehen.

Bevor du aber euer komplettes Projekt Familie über den Haufen wirfst: Kannst du nicht erst überlegen, was es ist, was dich glücklich machen würde?
Was sind denn deine Ziele im Leben?
Und sind die nicht vielleicht mit der Familie vereinbar?
Sobald das Baby 12 Monate als ist, spätestens aber mit 3 kannst du darüber nachdenken, selbst auch arbeiten zu gehen.
Oder eine Ausbildung zu machen.
Eine Schulausbildung draufzusetzen.
Was auch immer.

Sobald du selbst Kollegen hast, werden sich von ganz alleine Freundschaften finden. Ich verstehe dich, mit den Leuten, die er kennt, da bist du immer die Frau von und er kennt sie immer viel besser als du. Er hat den vielen Kontakt, du bist isoliert zu Hause.

Geh in dich und versuche mal, zu finden, was DU gerne noch machen willst.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Trennen dann vielleicht nicht der beste Weg ist. Ich habe das durch und später wieder mit meinem Mann zusammengefunden. Aber es ist Zeit, die wir verloren haben als Paar. Ich habe in der Trennungszeit mein Studium angefangen. Aber es war hart mit 2 Kids. Geld war wirklich immer ein Problem. Ich hatte vor den Kids nämlich auch nie einen Job, bei dem viel hängen geblieben wäre.
Und im Nachhinein hätte ich mein Studium viel besser und schneller absolvieren können und ohne Wut und mir selbst wehtun, wenn ich nebenbei bei meinem Mann geblieben wäre. Er hätte mich unterstützt.

Das will ich dir mitgeben.

Vielleicht kannst du für dich selbst einen Zukunftsplan entwickeln. Deinen Mann mit involvieren. Es muss nicht immer gleich Trennung sein. Schon gar nicht, weil man selbst mit sich und der eigenen Situation unzufrieden ist (Mann schaut zu wenig nach den Kids, ich fühle mich allein).

Ich fände es schade, wenn ihr euch trennt. Vor allem, wenn du und er im Grunde noch Gefühle habt füreinander.

Wünsche dir alles Gute 💗

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Exzellenter Beitrag! Muss man nichts hinzufügen.

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Hallo.

Absolut toll geschrieben. 😃👍

An die TE als klitzekleine Ergänzung zu der tollen Antwort von Gigabytes:
Ich finde, mit Kindern kann man auch auf den Spielplatz gehen - gerade jetzt, wenn das Wetter besser wird - und da eventuell erstmal Smalltalk halten. Vielleicht entwickeln sich auch Freundschaften über die Kinder.
Oder Gruppen wie Krabbelgruppe, Baby-/Kinderschwimmen oder auch Angebote von der Kirche vor Ort (wenn man nicht ganz abgeneigt ist).

Wünsche dir auch alles Gute und Zeit, um dich zu finden und anzukommen.

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Setz dich mit ihm zusammen und führe ein ernsthaftes Gespräch! So kann es NICHT weiter gehen.

Vllt braucht er die Holzhammer-Methode. Gib ihm den Kleinen und dann meldest du dich einfach mal ab! „Hier ist unser Kind, ich gehe jetzt schwimmen und komme in 3-4 Stunden wieder!“. Oder mach eben das, was dir gefällt.

Er leert den Müll nicht? Dann bleibt er voll. Er ist zu krank für den Termin? Dann soll er anrufen, absagen und einen neuen Termin vereinbaren, den ER dann wahrnimmt.

Er muss sich ja nur minimal quer stellen und du übernimmst sofort. Klar lebt es sich für ihn so leichter, mir wäre das aber zu blöd 😅

Mein Mann neigt manchmal in Bezug zu Motte etwas zu Übertreibungen. Sie hat mit trockener Haut öfter mal zu kämpfen. Mein Mann meint ganz oft „ich glaub, da müsste mal der Kinderarzt drauf schauen!“ ich grinse da inzwischen nur noch. Denn zu Beginn hat mein Mann erwartet, dass ich bei sowas kindkrank nehme und es abklären lasse. Aber ganz ehrlich - es ist ihm wichtig, auch er hat kindkrank und kann mit ihr zum Arzt. Er weiß ebenso, wie man ein Telefon bedient und einen Termin vereinbart. Und ganz schnell war die Idee dann vom Tisch (plus, wir hatten eigtl ne „Anleitung“ vom Arzt, da Motte das Problem öfter hat).

Also hier ist es eben NICHT selbstverständlich, dass ich alles regle und organisiere. Obwohl ich das schon größtenteils mache, aber ich erwarte, dass zumindest besprochen wird, wer jetzt Zeit und Kapazität dafür hat und nicht automatisch die Annahme gilt „Mutti macht das schon!“.

Also: ehrliches Gespräch führen, kommuniziere deine Erwartungen (nichts als Vorwurf. Statt „nie bringst du den Müll raus“ „ich erwarte, dass du dich am Haushalt beteiligst, der Müll ist nun deine Aufgabe. Wenn du ihn nicht leerst, bleibt er voll!“) und dann auch konsequent handeln.

Alles Gute euch!

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Grundsätzlich hast du Recht, aber da es mir in jedem
(nicht nur von dir) Beitrag aufstößt, möchte ich es hier Mal deutlich sagen: Keine (gute) Mutter auf dieser Welt gibt ihr Baby jemandem, der nicht drauf aufpassen will und geht dann einfach weg. Hoffe ich zumindest. Ich bin wahrlich keine Übermutter aber niemals nie würde ich mein Kind jemandem überlassen, der keinen Bock darauf hat und auch womöglich nicht weiß, was er tut.

Das sagt sich immer so leicht "drück ihm das Kind in die Hand und geh weg", aber das macht doch echt niemand, der einigermaßen Muttergefühle und einen Beschützerinstinkt hat.

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Aber es ist doch nicht jemand! Es ist der Vater? Also wenn ich dieser Person, das Kind nicht anvertrauen kann, wieso dann noch eine Beziehung führen?

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Du schriebst ihr hattet schon viele Tiefs, in 8 Jahren, wir hatten in 40 Jahren 1 Tief
Wie lang leif eure Beziehung denn gut, als Ihr euch für ein 2. Kind entschieden habt.
Hat er sich um Kind 1 gekümmert? wenn nicht, wieso ein 2.?
Wieso hat er Freunde und du nicht?
Bleibst du bei ihm, weil du nicht in Armut enden willst, ich finde wenige Geld nicht so Tragisch wie keine Lebensfreude

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40 Jahre ein Tief?
Bewundernswert!!!

Wobei ich glaube, dass ihr da die positive Ausnahme seid :-) !

Ein zweites Kind und ein Umzug können schon mal die Paarbeziehung aus der Bahn werfen, oder?

Sie hatte ja geschrieben, dass es gut lief, als sie sich gemeinsam für das zweite Kind entschieden haben.
Irgendwo muss es ja positiv gewesen sein, sonst bekommt man doch nicht bewusst ein (weiteres) Kind.

Wir denken über ein weiteres Kind nach, wäre ein Nachzügler. Und ich zögere noch, da ich weiß, dass das dann nicht einfach werden würde, für ein paar Jahre. Schlafentzug, Freizeit hinten anstellen, alles, was dazu gehört. Jedes Kind ist auch eine Belastungsprobe für jede Beziehung.
Ich habe da schon Verständnis.

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Bei Kind 1 hat er sich super gekümmert. Seine Ausrede ist das ich bei Kind 2 voll stille. Mal spazieren gehen oder ihn etwas bespaßen ist ja nicht so schwer. Er soll ihn ja nicht den ganzen Tag nehmen.
Tja leider war es oft schwer bei uns. Aber eher weil sich andere dazwischen gedrängt haben. Was er zu spät gemerkt hat oder noch rechtzeitig. Ich hätte auf die Zeit gern verzichtet. Aber eigentlich waren wir sonst ein Team. Es lief schon einige Zeit wieder gut. Vorher hätte ich einen zweitem Kind nie zugestimmt. Ich bin selbst Trennungskind und weiß was das bedeutet. Vielleicht war es schon ein schlechtes Zeichen das wir zweimal heiraten wollten und erst haben wir es abgesagt und dann Corona 😪