Wie viel Zeit mit dem Partner verbringen? Mir ist die Nähe zuviel...

Hallo zusammen,

ich weiß, jeder Mensch hat andere Bedürfnisse. Wie macht ihr es, wenn es mit dem Partner nicht so gut zusammenpasst?

Mein Partner und ich sind schon 15 Jahre zusammen, haben zwei Kinder. Bevor wir zusammen gewohnt haben, fehlte es mir ab und an an Leidenschaft und dem Wunsch seinerseits, mich oft sehen zu wollen. Obwohl wir nur 20 Minuten voneinander entfernt gewohnt haben, haben wir uns oft nur 2 x in der Woche gesehen.

Später sind wir zwar zusammengezogen, er hat dann aber den Job gewechselt und kam nur Do-So heim. Inzwischen fand ich das eigentlich ganz gut, hatte auch davor meine Singlezeit genossen und kann sehr gut mit mir allein sein. Genauer: ich brauche es.

Inzwischen haben wir keine Fernbeziehung mehr und seit einigen Jahren will er plötzlich ganz viel Nähe. Jeden Tag neben den ausführlichen Frühstücks- Abendbrot- und Zwischendurch-Gesprächen (auch durchaus mit Tiefgang) soll ich möglichst jeden Abend so 2 Stunden neben ihm sitzen (wir schauen kein Fernsehen, ggf. jeder für sich mal was aus der Mediathek). Natürlich gern mit Berührungen, auch gern mit Sex. Vermutlich wäre ihm täglicher Sex zu viel, aber alle zwei Tage ... da würde er nicht nein sagen.

Mir ist das aber alles zu viel. Ich widme meinen Tag der Familie und dem Job. Wenn dann ab 20.30/21 Uhr die Kinder endlich schlafen, will ich einfach nur für mich sein. Ein Buch lesen oder einfach nur surfen, irgendwas. Jeden zweiten Tag setze ich mich auch zu ihm hin und wir haben wirklich schöne Gespräche.

Das reicht ihm aber nicht. Es muss immer mehr sein, nie ist es genug. Ich ertrage es aber nicht, empfinde das nicht-mal-für-sich-sein-dürfen als Mangel. Wenn ich direkt nach dem Kinderprogramm Zeit mit ihm verbringe und dann ins Bett gehe, fehlt mir meine Zeit und ich werde unzufrieden.

Meine Frage geht nicht an die Leute, die es genießen, wenn der Partner immer in Griffweite ist und die noch frisch zusammen sind. Gibt es auch Menschen, die gern mal allein sind? Ich liebe meinen Partner, aber von mir aus würden maximal 2 Abende die Woche reichen. Den Rest der Zeit würde ich gern für mich sein.

Wenn ich mich nicht ab sofort zusammen reiße, dann ist die Trennung unausweichlich. Für meinen Partner scheint nur noch eine Frau in Frage zu kommen, die ihn den ganzen Tag verliebt anhimmelt, ihn ganz oft streichelt und das alles in permanenter Harmonie. Ich schaff das nicht. Dabei war er in den ersten Jahren doch ganz anders??? Ich versteh es nicht. Vielleicht braucht er plötzlich die Bestätigung (ich soll ihn auch für alles loben, ich bekomme da eher keine Wertschätzung)?

Wir stehen uns da jetzt mit einer Unvereinbarkeit der Vorstellungen und Wünsche gegenüber - was tun? Ich komme ihm schon entgegen, wenn ich alle zwei Tage auf meine Zeit verzichte. Das sieht er aber nicht sondern mosert nur rum. Am liebsten mag ich die Vorwürfe wegen zu wenig Sex, da will man sich doch gleich ausziehen und los gehts ... :-p

Grüße

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Ich habe mich aus diesem Grund nach 22 Jahren von meinen Mann getrennt. Es ging mir wie Dir, genau so. Ich habe Beziehung in getrennten Wohnungen vorgeschlagen, das wollte er aber nicht. Also habe ich mich letztendlich ganz getrennt. Ich habe mich verändert, er auch, leider in entgegengesetzte Richtungen.

Er sucht nun wieder ein Weibli, das ihm 24/7 den Rücken krault, und ich suche gar nichts, sondern bin froh, meine liebe Ruh zu haben. Geht mir genau wie Dir. Abends bissl TV, bissl Surfen, bissl Lesen, aber bitte nicht ständig der vorwurfsvolle Dackelblick aus der Ecke mit dem stummen "kümmer Dich um mich". Ich denke, gerade als Mütter die wir sind, haben wir den ganzen Tag genug, worum wir uns kümmern, ein Mann, der dann fordernd ist wie das 3. Kind, das geht sich einfach nicht aus, jeder braucht doch auch mal Zeit nur für sich, sonst dreht man doch durch.

Also, ich verstehe Dich sehr gut. Habt Ihr mal über Paartherapie nachgedacht? Ansonsten mal wieder meine Buchempfehlung für Deinen Mann "Die fünf Sprachen der Liebe". Seine ist die der Zweisamkeit, Deine Sprache ist offenbar eine Andere.

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Eine echte Lösung für dein Problem habe ich auch nicht, aber ich wollte dir mein Verständnis signalisieren. Mein Mann und ich hatten fast 7 Jahre eine Fernbeziehung (sind seit 11 Jahren ein Paar) und ohne Kinder (haben eine 7monatige Tochter) wäre die Fernbeziehung ein ideales Lebensmodell für mich: viel Zeit für mich und meine Hobbys und mit dem Partner echte Quality time ohne Alltag. Ich liebe meinen Mann wirklich, aber auch ich finde Zeit für mich wichtig. Noch habe ich die, wenn meine Tochter schläft und mein Partner zeitiger ins Bett geht als ich, da er arbeitet und ich in Elternzeit bin. Wie das wird, wenn ich auch wieder arbeiten muss, weiß ich noch nicht.

In deinem Fall finde ich es bemerkenswert, dass er nach so langer Zeit mehr Nähe einfordert. Auf mich wirkt das verunsichert, also als wäre er sich deiner Liebe nicht sicher. Oder er hat eine Krise im Job oder so, dass er das mit "übertriebener" Zuwendung in der Partnerschaft kompensieren will. Vielleicht kannst du ihn klarmachen, dass du ihn, wenn du ihm nicht ständig auf der Pelle hängst, mehr liebst und nicht weniger. Vielleicht könnt ihr richtige Dates verabreden (auch mal auswärts mit Babysitter oder so), sodass die Zeit für euch alleine auch für ihn weniger schlimm ist. Ich möchte das mit dem Ausgehen auf jeden Fall mindestens 1x monatlich hinkriegen, wenn unsere Tochter alt genug ist.


Beste Grüße

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Für meinen Partner scheint nur noch eine Frau in Frage zu kommen, die ihn den ganzen Tag verliebt anhimmelt, ihn ganz oft streichelt und das alles in permanenter Harmonie.


Uuuaaah, das klingt ja furchtbar und ich kann mir gut vorstellen, wie eingeengt man sich da vorkommt. Ich war 35 Jahre verheiratet, aber ich habe auch die Zeiten genossen, in denen mein Mann aufgrund seines Nebenjobs als Tontechniker unterwegs war - im Sommer oft etliche Wochen. Diese Freiräume brauchte er aber auch. Umso schöner war es, wenn wir wieder zusammenkamen. Nach dem Winterhalbjahr war es dann auch wieder schön, wenn es wieder losging - auch wenn es sehr stressig war.
Gottseidank konnte er das bis 70 ausführen, da war er mit dem Hauptjob schon lange in Rente.
Es hilft nichts, Du musst ihm klarmachen, dass Du Dir vorkommst, als zöge sich um Deinen Hals eine Schlinge immer fester zu - das geht so nicht, Du wirst todunglücklich und irgendwann wirfst Du ihn dann sowieso raus.
Ich kenne übrigens mehrere Paare, die nicht zusammenwohnen, eines ist sogar verheiratet und jeder hat sein Haus behalten - und das ist bei denen auch gut so, sonst gäbe es manchmal Mord und Totschlag (okay ist ironisch).
Ich kann es ein bisschen nachfühlen, denn als mein Mann die letzten 2 Jahre seines Lebens immer schwächer wurde durch seine Krankheit, war er auch sehr klammernd, aber das war seinem Zustand geschuldet und ich nahm es ganz sicher nicht krumm. Wenn ich aufstand vom Sofa, fragte er sofort, wohin ich gehe, er hatte ständig Angst, alleine zu sein - deswegen kann ich Dich verstehen.
Dein Partner ist ja nicht krank sondern nur unwahrscheinlich besitzergreifend. Manche mögen das schön finden - ich möchte es auf keinen Fall.
Jeden Tag Tiefganggespräche - puh, da würde ich mich wohl auch ausklinken.
Wird ein offenes Wort nötig sein.
LG Moni

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Frag ihn doch einfach warum er früher anders war.
Mir persönlich wäre es auch too much.
Nach einem anstrengenden Tag bin ich auch einfach froh für mich allein zu sein.
Mein Mann aber auch.
Ihr seid so lange zusammen, da muss man doch auf einen gemeinsamen Nenner kommen.
Würde mein Mann sich auf einmal derart wenden, würde ich ihn darauf ansprechen. Irgendwas muss doch sein, warum er auf einmal soviel Nähe einfordert.

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Hallo,

ich hab ihn schon gefragt, er kann es nicht wirklich begründen. Er möchte halt mit mir zusammen sein, irgendwie stehe ich dann da, als würde ich kalt sein und keine Zeit mit ihm verbringen wollen.

Mir fehlt irgendwie auch völlig die Orientierung - was ist denn "normal"? Wie oft sitzen Paare am Abend zusammen? Täglich zusammen fernsehen? Meine Freundin und ihr Freund sitzen tatsächlich jeden Abend zusammen, die haben aber auch eine ultrakleine Wohnung und keine Hobbys. Da endet es automatisch immer gemeinsam im Wohnzimmer.

LG

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Hey,
Also wir gehören tatsächlich auch zu den Paaren die den Abend gemeinsam auf der Couch verbringen. Meistens schauen wir dann ein Film zusammen. Wir gehen auch zu 95% zusammen dann schlafen. Aber man muss sagen das mein Mann aktiv in der Feuerwehr ist und daher mindestens 1x die Woche wenn nicht sogar 2/3 mal, abends weg ist. Das genieße ich dann auch und liebe meine freien Abende. Ich selber hab keine fixen Hobbies aber bin auch regelmäßig abends mit Freundinnen weg. Sodass er auch mal einen freien Abend hat.
Aber das wir uns beide an den gemeinsamen Abend "unterhalten", ist auch nicht so. Aktuell bin ich schwanger und hocke definitiv mehr Zuhause und mach 3 Kreuzer wenn ich ENDLICH mal wieder rauskommen. Mir tun solche Abende mehr gut, als mitm Hand aufm Sofa meine Zeit zu genießen.
Evtl wäre das auch eine Option für dich? Einmal die Woche "raus"?

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Vollstes Verständnis. Ich brauche viel Zeit für mich, mehr als mein Partner für sich. Aber er akzeptiert es halt, wie ich bin.
Wir haben getrennte Schlafzimmer und 2-3 Abende die Woche verbringe ich dort den Abend lesend, Musik hörend, daddelnd. Mir ist auch ganz wichtig, dass ich dran tatsächlich alleine im Raum bin.
Sonst bin ich doch wieder mit der halben Aufmerksamkeit beim Partner oder nehme Rücksicht (Licht aus, weil er schlafen will, Ton leise, weil er lesen will etc.).

Ich brauche auch “Freigang“ und gehe alle 2-3 Wochen mal eine Abend mit einer Freundin essen oder allein ins Kino etc.. Man muss doch auch mal ein paar Schritte Abstand haben, um dann wieder auf den Partner zugehen zu können...

Sex muss nicht unbedingt drunter leiden...es muss ja nicht jeden Abend das Verwöhn-Programm sein... bei mir entsteht Begehren aber auch aus der Distanz, ein gluckender Partner wäre mich so attraktiv wie die ausgebeulte Lieblingsjogginghose. Man hat sie lieb, aber sexy isse nicht.

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Man hat sie lieb, aber sexy isse nicht.

#rofl#rofl der ist gut....

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Da stellt sich mir primär die Frage, wie Dein Mann die freien Abende verbringt. Genauer gesagt frage ich mich, ob er überhaupt Zeit mit Dir verbringen will, weil Du ihm so wichtig bist, oder ob ihm ohne Dich sonst schlicht stinklangweilig ist, weil er sonst keine Kontakte und Hobbies hat? Du scheinst ja genug zu tun zu haben, auch ohne ihn.

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Wahrscheinlich merkt dein Mann unbewusst, dass er Dir auf die Nerven geht und ist deshalb so anhänglich. Das ist eine der häufigsten psychologischen Dynamiken... einer zieht sich zurück und der andere fängt an zu klammern.
Ausweg? Tja schwierig... entweder du nimmst dir einfach ab und an mehr Freiheiten und er kommt damit klar, ohne Panik zu bekommen, dass du ihm wegläufst- oder du läufst ihm tatsächlich bald weg.

Liebst du ihn noch?

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Frühchenomi schrieb ja grade von ihrem kranken Mann... bist Du Dir ganz sicher, dass Deiner gesund ist? Der Mann einer Freundin hat ihr seinen wieder aufgeflammten Krebs verschwiegen, mein Papa hat auch jeden über seinen gesundheitlichen Zustand im Unklaren gelassen, bis er dran gestorben ist...
Und natürlich hatten sich beide in ihrem Wesen verändert. Bei meinem Papa wusste ich recht gut, dass es ihm nicht gut geht, wir hatten schon immer eine besondere Verbindung zu einander...

Was meinen Mann und mich angeht: Wir verbringen viel Zeit zusammen, sehr viel mehr als die meisten Paare. Wir haben aber auch schon zusammen gearbeitet und so oft 24/7 zusammen gegluckt. Mein Mann könnte mich immer um sich haben, ich bin da auch eher mal so, dass ich Freiraum brauche, aber auch, weil ich gerne Dinge mache, die ihn dann nerven - er hingegen kann sich "wegtunneln" d.h. auch wenn ich da bin, kann er sich voll auf das fokussieren, was er grade tut.

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Ich hatte auch mal ein Partner der zu viel Nähe brauchte/wollte.

In meiner Ausbildung und meiner eigenen Wohnung war das kein Thema.

Aber ich hatte danach einen job im Restaurant und war täglich von 11- ca 1.30 Uhr auf Arbeit. Vollkommen kaputt. Und er wollte dann kuscheln, reden und am besten noch jeden Tag sex. Er hatte nen Job als IT Informatiker. Also bessere Arbeitszeiten.

Es wurde mir zuviel. Er konnte/wollte nicht akzeptieren das mir das alles über nen Kopf wächst. Bis ich letztlich gegangen bin.

Mein Vorteil war das keine Ehe und Kinder im Spiel waren.