Guter Freund "spielt" mit Selbstmordgedanken

Ich schreib hier, um umerkannt bleiben zu können.

Ich, männlich, an die 40, hab einen guten Freund aus Studienzeiten, um den ich mir einige Sorgen mache. Er ist immer schon eher unglücklich im Umgang mit anderen Menschen, findet schwer Freunde und Partnerinnen. Zur Zeit bin ich eigentlich fast der einzige Freund, und eine Partnerin gab's auch seit gut zehn Jahren nicht mehr.

Dementsprechend klammert er. Selbst ein Treffen in der Woche reicht ihm nicht, er will zwei, drei, vier... Nur bin ich eben verheiratet, hab eine Tochter, hab einen Sportverein, in dem ich aktiv bin, hab dort und anderswo viele Freunde...

Zeit für ihn hab ich meist einmal in der Woche, mit Ausnahmen. Sagen wir dreimal im Monat. Mehr geht nicht. Mehr will ich auch nicht, er ist zwar ein netter Kerl, aber eben auch anstrengend.

Nun kommt es eben manchmal vor, dass man keine Zeit hat. Wenn wir im Urlaub sind. Wenn mal wer krank ist. Jedes Mal rastet er dann aus. Ebenso neulich, als er mit mir ein paar Tage nach Prag fliegen wollte und ich Mühe hatte, einen Termin zu finden. Ich hab entweder keinen Urlaub bekommen oder war in Sachen Familie gebunden und es wäre wohl eher Herbst als Frühjahr 2018 geworden.

Das Problem: Immer häufiger baut er Druck auf. "Wenn du jetzt auch noch mir den Rücken kehrst, dann kann ich auch gleich Schlaftabletten und Rotwein nehmen." "Wenn ich erstmal unter der Erde bin, dann wirst du dich fragen, was du mehr hättet tun können."

Ich hab ich schon mal darauf angesprochen, dass ich das alles andere als gesund finde, da war er dann tagelang beleidigt - nur um danach dann mit sechs Terminvorschlägen zu kommen. Z.B. taucht er auch einfach auf, wenn ich ihm erzähle, dass ich mit Frau und Tochter in die Sauna gehe, dann kam es schon vor, dass er "zufällig" dann auch da war.

Ich bin ratlos.

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1. Klar abgrenzen. Freundschaft ist auf Dauer nicht einseitig. Ihr trefft euch dann, wenn es auch für dich entspannend und schön ist, etwas mit ihm zu machen.

2. Für seine Gefühle und sein Leben ist er ausschließlich selbst verantwortlich.

3. Du kannst ihm anbieten, ihn zu einer psychotherapeutischen Beratung zu begleiten.

4. Wenn er konkret Selbstmord andeutet, dann frag ihn, ob ihm das ernst ist. Wenn ja, sagst du, dass du dann die Polizei einschalten musst. Dann wird er abgeholt in die Psychiatrie.

5. Du könntest ihm auch anbieten, in in einen Verein zu begleiten, wo er dann Anschluß finden kann.

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Sehr gute Ideen, danke!

Leider hab ich einiges davon schon versucht. Er lehnt jede Form von Beratung/Therapie ab und spricht auch abwertend darüber. Das hab ich versucht, es ist gescheitert.

Das Nachfragen, wenn er das nächste Mal den Suizid ins Spiel bringt und ankündigen, gegebenenfalls die Polizei zu rufen, ist etwas, das mir gut gefällt. Vielleicht begreift er dann, dass das nicht geht.

Das Mitnehmen zu Vereinen und andere haben meine Frau und ich zigmal versucht. Er behandelt andere Menschen komisch, etwas von oben herab, findet nirgendwo Anschluss. Er hängt dann den ganzen Abend an mir, und steht dann (ich weiß es nicht anders auszudrücken) auch ständig in meinem Schatten.

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Das klingt für mich stark nach einer narzisstischen Persönlichkeit. Dazu passt auch die die Art der "Selbstmordankündigung".
Mit der Polizie könntest Du ihm drohen. Leider wird da aber niemand kommen. Hatte das Gespräch neulich gerade mit einem Polizisten, da ich mir auch Sorgen um eine Freundin gemacht habe. Solange due Selbstmordankündigung nicht durch die betroffene Person selbst eingeht, passiert nichts.

LG

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Das klingt alles andere als gesund. Werder für ihn, noch für dich.
Das was er von sich gibt sind ja schon Drohungen. Wenn Du nicht springst, dann hat das ernst Konsequenzen? Entschuldige, aber da musst Du ihn mal gehörig auf den Pott setzen und ihm klar machen, dass so ein Verhalten gar nicht geht.
Sag ihm ganz klar, dass sein Geklammer dich eher dazu bringt, auf Abstand zu gehen.
Und ich würde ihm auch mal anbieten, gemeinsam einen Psychiologen für ihn aufzusuchen.
Mir scheint es, als wenn der Herr auch ziemlich eifersüchtig ist. Wie ist er denn sonst so?

LG und alles Gute

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Kann es sein, daß er in Dich verliebt ist?

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Den Gedanken hatte ich auch. Habs mir aber erstmal verkniffen.

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Jetzt hast du mich zum Nachdenken gebracht.

Ich kenn ihn seit grob geschätzt knapp 20 Jahren. In der Zeit hatte er zwei bis drei Freundinnen, also Frauen. Deshalb halte ich ihn nicht für schwul.

Ich hab mehrere schwule Freunde, von denen er auch weiß. Hätte er dann nicht irgendwann mal gesagt, dass er schwul ist? Ich bin da keiner, bei dem man da mit irgendwelchen abwertenden Reaktionen rechnen müsste.

Aber denkbar wäre das. Aber was kann er sich allen Ernstes erwarten? Ich bin seit 13 Jahren verheiratet und seit 11 Jahren Vater und nicht schwul und nicht bi.

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Hallo,

Das Problem: Immer häufiger baut er Druck auf. "Wenn du jetzt auch noch mir den Rücken kehrst, dann kann ich auch gleich Schlaftabletten und Rotwein nehmen." "Wenn ich erstmal unter der Erde bin, dann wirst du dich fragen, was du mehr hättet tun können."

Und, funktioniert der Druck? Dann hat er doch sein Ziel erreicht... wie schon beschrieben ist das eine Form der Manipulation und emotionalen Erpressung, die dich belastet und von der du dich abgrenzen darfst und auch solltest, weil du ihm indirekt auch NICHT hilfst, wenn du dem nachgibst. Er muss sich dann auch nicht in Richtung einer Veränderung bewegen, wenn du springst, sobald er dir mit dieser Nummer kommt. Wie schon vorgeschlagen, biete ihm an einen Therapeuten mitzusuchen und erkläre ihm deutlich, dass du seine nächste Selbstmordankündigung zum Anlass nehmen wirst, um entsprechend tätig werden zu müssen.

LG

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Hallo,
wende dich doch mal an den Sozialpsychiatrischen Dienst. Die können eher einschätzen wie ernst es deinem Freund ist und dir sagen wie du dich verhalten kannst.
Gruß Katja

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Dein Freund klingt einsam und psychisch angeschlagen. Er findet keinen Weg zu anderen Menschen auf der einen Seite, will aber Kontakt auf der anderen Seite. Da empfindet er wahrscheinlich das Treffen als Tropfen auf den heißen Stein. Dabei ist es objektiv ziemlich viel.

Da hilft eigentlich nur deutliches Abgrenzen. Überleg dir was du an Kontakt möchtest und halte dich daran. Also auch wenn er "zufällig" irgendwo auftaucht, sagen das es jetzt nicht passt.

Da ist die eine Seite, die andere ist dein Gefühl. Die Erpressung scheint ja zu wirken. Du rechtfertigst dich weil du "so wenig" Zeit für ihn aufbringst und davon das du wütend geworden bist weil er dich erpresst lese ich auch nichts. Kann es sein, das du irgendwie ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber hast?
Falls ja das brauchst du nicht. Du bist ihm ein sehr guter Freund und du musst nicht mehr leisten.

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Die Selbstmordandrohung ist eine klare emotionae Erpressung und der Rest geht schon in Richtung Stalking. Das ist alles sehr ungesund und einseitig auf deine Kosten. Ich würde mich langsam aber sicher distanzieren.

lg thyme

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Ich würde deutlich mit ihm reden. Dass du gerne mit ihm befreundet bist und wenn er das bleiben möchte, muss diese emotionale Erpressung und dieses fordernde unter Druck setzen aufhören.

Meiner Meinung nach kündigen die, die sich ernsthaft das Leben nehmen wollen, das nicht so salbungsvoll an.

Ich würde ihm auch sagen, dass dich sowas sauer macht und auch abstößt. Du hilfst ihm als Freund gerne, aber bist nicht für sein Seelenheik verantwortlich.

LG

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Hallo,
ein "guter" Freund droht dir nicht mit Selbstmord - du bist ihm sicher ein guter Freund, aber er dir nicht!
Jemand, der dich erpresst, dich unter Druck setzt, dir mit so einer Ansage Angst machen und seinen Willen durchsetzen will, ist alles andere als ein guter Freund, egal, wie gerne du ihn hast und wie lange du ihn schon kennst.

Ich habe in meiner Bekanntschaft mit 4 solchen toxischen Personen Kontakt gehabt, selbst "betroffen" war ich nur von einer, die anderen 3 betrafen Freunde /Bekannte (also sie waren nicht diejenige , die mit Selbstmord drohten, sondern die Empfänger solcher Drohungen).
Das ging bis zur dramatischen Sms spätabends, man habe nun Tabletten genommen, da man ja niemandem etwas bedeutet... (jo, waren auch dramatische 3 Paracetamol).
Bezeichnend:
Je deutlicher die Leute sich schützen/distanzieren wollten, desto heftiger die Ankündigungen und der Druck...bis man dann ein neues Opfer gefunden hatte.

Ein Freund sieht dich und deine Umstände/Bedürfnisse!
Ein Freund würde dir sowas nicht antun!
Ein Freund mit echten Depressionen und Suizidtendenzen würde dich vielleicht um Hilfe bitten, wenn er nicht weiter weiß- aber nicht einen Urlaub rauspressen und sich nicht behandeln lassen.
Mich regt sowas sehr auf!
Ich habe einen geliebten ganz Menschen durch Selbstmord verloren, er hat sich nie etwas im Vorfeld anmerken lassen, geschweige denn mich erpresst. Er hat das Leben nicht ertragen - und mit diesem Hintergrundwissen hat mich dann so ein Gefühlsvampir erpresst.
Das hat mich eines gelehrt:
Wer immer droht und erpresst, macht es nicht.
Der will ja noch was vom Leben.
Gefährdet sind die, die nichts sagen, weil sie nicht mehr wollen, die haben nämlich schon innerlich abgeschlossen mit allem unď wollen einen zu nichts zwingen, sie wollen nur nicht mehr da sein.

Bitte such dir Unterstützung, der sozialpsychiatrische Dienst wurde ja bereits erwähnt.

Ich wünsche dir alles Gute!

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Entschuldige die Rechtschreibung, ich war gerade blind vor Aufregung.

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Danke dir, das hilft mir wirklich weiter.

Wir treffen uns am kommenden Samstag und ich werde sehr klar sein.

Ich spüre, dass die ganze Sache immer kranker wird. Ich hab mittlerweile ein schlechtes Gewissen, weil ich glücklich bin. Wir sprechen eh immer nur über ihn, auch, weil er sich von mir nichts anhören kann und will, weil er dann immer - wie er sagt - mein Lebensglück ertragen muss. Er, der er ja nie Glück hat.

Ich werde ihm anbieten, ihn bei der Suche nach professioneller Hilfe zu unterstützen. Wenn er sich darauf nicht einlässt, werde ich die Sache beenden. Ich weiß, was dann von ihm kommen wird. Wenn er ernsthaft mit Suizid droht, werde ich die Polizei rufen. Ich denke, dann werd ich ein paar unruhige Nächte haben, aber besser ein Ende mit Schrecken...

Mittlerweile hab ich von dieser "Freundschaft" gar nichts mehr. Ich halte es für selbstverständlich, in schweren Zeiten zu Freunden zu stehen und dann auch mal sich selbst zurückzunehmen. Ich tu das aber seit Jahren, ohne dass ein Ende absehbar wäre.

Und natürlich gibt's auch bei mir mal Sachen, die schiefgehen - dann ist er nicht da, das Gespräch wechselt nach einem Satz wieder zu ihm.

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