Als ich meinen Mann kennenlernte... (eine kleine Geschichte)

(Vergangenheit)
...war meine Tochter noch sehr klein. Sie war 1 Jahr und 7 Monate jung. Mir fällt eine Situation ein: ich war arbeiten und mein Mann, damals natürlich noch Freund, passte auf die Kleine auf. Wir hatten neue Windeln gekauft. Mit dem Verschluss der Pampers hatte mein Mann zu kämpfen, die Windel wollte einfach nicht zubleiben. Selbst ist der Mann, er schnappte sich meine Tochter und suchte etwas brauchbares um das Kind sicher zu verpacken. Er entschied sich für Panzertape und verschloss die Pampers damit. Ich habe auf dem Boden gelegen vor Lachen, als ich zu Hause angekommen, mein Kind wickeln wollte und das Resultat sah.
Ein anderes Mal wollten wir auf den Spielplatz. Mein Mann versorgte mein Kind, ich zog mich an. Als wir loslaufen wollten fiel mir auf, dass der Hintern meiner Tochter enorme Ausmaße entwickelt hatte. Leicht irritiert frage ich meinen Mann, was er der Kleinen alles angezogen habe. Er hatte ihr drei Windeln übereinander gezogen, damit im Falle eines Sturzes auf den Popo, alles gut gepolstert ist.
Damals, als ich meinen Mann kennenlernte, hatte ich große Probleme mit meiner Mutter. Ich lebte, nachdem ich mich von meinem damaligen Partner und Erzeuger meiner Tochter getrennt hatte, alleine in dem Haus meiner Mutter. 120qm und ein riesen Garten. Dazu ging ich arbeiten seit mein Kind sieben Monate alt ist.
Ich beantragte beim Amt Hilfe zum Lebensunterhalt worauf ich sage und schreibe sieben Monte warten musste. Trotz regelmäßiger Besuche, rechtzeitigem einreichen der Papiere, schriftlichem Kontakt ließ sich das Amt Zeit und verschlampte immer wieder Unterlagen. Meine Tochter und ich lebten von 400 Euro im Monat. Trotzdem beharrte meine Mutter auf Miete. 630 Euro waren es. Monat für Monat. Meine Mutter hatte beim Finanzamt keine Angaben in Sachen Vermietung gemacht. Das hieß, die Miete wäre jeden Monat in ihre Geldbörse gewandert. Mein eigenes Kindergeld behielt sie auch ein...Nach den sieben Monaten täglichen Kampf mit dem Amt erhielt ich Geld und ich konnte meine Miete wieder zahlen, zwischenzeitlich lernte ich auch meinen Mann kennen. Meine Mutter stellte mir eine Rechnung von über 3000 Euro zusammen, was ich alles zu zahlen hätte. Dazu kam eine noch nicht beglichene Handrechnung meines Ex-Partners von 1600 Euro.
Für mich brach eine Welt zusammen. So wenig Rückhalt von der Familie, so ein Ausnutzen vom Ex. Und welcher junger Mann möchte schon eine Partnerin, die so hohe Schulden hat?-so meine Gedanken...Als mein Mann nach Hause kam konnte ich meine Tränen nicht unterdrücken und erzählte ihm von meiner Mutter. Mein Mann reagierte sehr lieb. Er setzte sich neben mich, schaute mir in die Augen und nahm mich ganz fest in den Arm. Er erzählte mir von den Schulden die er mal hatte und wie er dort wieder herausgekommen ist. Und zum ersten Mal erzählte er mir von seiner Familie-meine Probleme schienen nichtig im Gegensatz zu dem, was mein Mann erleben musste. Ich weinte nicht mehr wegen meiner Probleme, sondern ich war völlig aufgelöst von den Erzählungen meines Mannes...

(Gegenwart)
Im Moment geht es uns finanziell nicht sehr berauschend. Mein Mann hatte einen Job in dem er absolut ausgenommen wurde. Wir haben kein Polster mehr und wir haben eine enorm hohe Nebenkostenabrechnung bekommen. Viele Dinge sind im Ungewissen.
Ich fühle mich schlecht, habe das Gefühl zum Teil als Mutter zu versagen. Was bin ich nur für ein Vorbild, gerade was die Geldprobleme betreffen? Ich fühle mich schuldig, in letzter Zeit ist alles an mir hängen geblieben. Verantwortung, Entscheidungen, Organisationen u.s.w...was habe ich falsch gemacht, dass wir jetzt in der Klemme stecken?
Ich fühle mich regelrecht kaputt. Die letzten zwei Jahre waren sehr nervenaufreibend. Ich weine in letzter Zeit öfter. Oft bekommt mein Mann es nicht mit. Diese Art von Schwäche offen zu zeigen fällt mir mittlerweile schwer. Ich musste in der Vergangenheit die Starke sein. Die die Familie zusammenhält, Mut zuspricht, einen Weg findet. Unklarheiten, keine Lösungen-dafür war kein Platz in meinem Kopf.
Allerdings gibt es auch Situationen, in denen bekommt mein Mann mein Weinen mit. Eine wirkliche Reaktion, eine Umarmung von Herzen, ein aufmunterndes Wort, ein Gespräch, eine Schulter zum Anlehnen..all das passiert nicht. Nichts! Obwohl die Thematik unausgesprochen ist, weiß er worum es geht. Wenn die Tränen getrocknet und die Spuren im Gesicht vom Weinen beseitigt sind, reagiert auch mein Mann mit keiner Silbe.
Aber es nützt alles nichts. Ich funktioniere, weil ich funktionieren muss. Ich habe die Verantwortung für meine Tochter, die ein wunderbares und liebes Kind ist. Auch sonst muss ich zu Hause funktionieren. Täte ich es nicht, würde hier alles zusammenbrechen. Wäsche würde sich im gesamten Haus verteilen, geregelte Esszeiten würden wegfallen, Post würde nicht geöffnet und Termine versäumt werden. Um Hilfe habe ich gebeten, diese hält sich aber in zeitlichen Grenzen. Mal läuft es prima, mal nur mit immer wieder erneutem Bitten.

Ich wünsche mir nichts mehr, als den Menschen, den Mann zurück, von dem ich am Anfang meines Textes berichtet habe. Eine Schulter zum Anlehnen, einfach nur Schweigen und in den Arm genommen werden. Vertrautheit und Geborgenheit. Dieses Rückrat und diese Stütze fehlt mir extrem. Als wenn ich wie eine Rankelpflanze abknicke.

Ich möchte einfach nur mal schwach sein dürfen!!!!

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Ich bin echt gerührt von deiner Geschichte, also von dem, was die "Vergangenheit" ist...#heul

Dein Mann scheint ein lieber Mensch zu sein und deswegen denke ich, dass der gute Kern im Moment einfach nur verschüttet ist und er wegen eurer Probleme einfach nicht in der Lage ist, dich mal in den Arm zu nehmen und auf dich einzugehen.

Ich würde dir raten, den 1. Teil in einem Brief ihm zu schreiben und das, was du dir wünschst, untendrunter.

Du darfst auch mal schwach sein.

Dein Mann scheint einfach im Mom überfordert und kann dich deswegen nicht auffangen. Er weiß vielleicht auch garnicht, was er tun soll.
Könnte es sein,dass er evtl. das Gefühl hat, er könne nicht ausreichend für seine Familie sorgen? Also finanziell?

Ihr müsst ganz dringend reden, ich denke eure Liebe geht sonst in den Alltagsproblemen unter!

Und ich würde dir raten, mal eine Mutter-Kind-Kur zu beantragen, damit es dir auch wieder besser geht!

Alles Gute!

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Hallo,

mein Mann muss nicht für die Familie sorgen. Dieses weiß er auch und ich sage es ihm regelmäßig, damit es nie in Vergessenheit gerät.

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Hallo,
drucke es aus und lege es ihm hin--------es wird auch ihn berühren.
Alles Gute und viel Kraft für dich#klee#klee#klee
L.G.

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Ja Mädels, in ähnlicher Form habe ich es schon versucht. Leider ohne Erfolg.

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Warum kaprizierst du dich auf das Weinen?
Warum erwartest du, dass dein Mann auf dein Weinen oder ein verheultes Gesicht anspringt?
Weißt du, wie es ihm geht?
Hast du ihn gefragt, wie es ihm geht, jetzt, in der Situation, mit den angspannten Finanzen?
Er funktioniert sicher auch weil er muss, warum erwartest du so viel von ihm?
Ihm wird es unangenehm sein, dass eure finanzielle situation so marode ist, bist du ihm eine Stütze?
Mir scheint, du verlangst nur, er soll sich Gedanken über dich machen, ohne daran zu denken, wie es ihm geht

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Hallo Namenslose,

ich weiß sehr gut wie es meinem Mann geht. Mich interessieren meine Mitmenschen, meine Familie besonders.
Ich war ausschließlich meinem Mann und natürlich meinem Kind eine enorme Stütze. Die letzten zwei Jahre.
Ist es tatsächlich unmenschlich von seinem Partner etwas Unterstützung zu bekommen?

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hallo

ganz sicher bist du aber auch nicht mehr die Frau, die du mal warst.
Vielleicht möchte dein Mann auch schwach sein dürfen, kann es aber nicht zeigen, weil er ja auch irgendwie eine Verantwortung dir und deinem Kind gegenüber trägt.

Geht es Männern im Job schlecht und dann auch finanzielle, ist es eine große Problematik. Oft kann ein Mann, gerade weil er so erzogen wurde, keine Gefühle, Ausbrüche zeigen.

Es ist schade zu lesen, was früher war und heute ist.
Aber wir verändern uns doch alles und dass der Prinz auf dem weissen Pferd vorbei kommt, passiert doch wirklich nur im Märchen.

Also hör auf zu weinen und nimm dein Leben wieder in die Hand. Verändere dich, verändere dein Leben und dann versuche wieder glücklich zu werden.
Egal in welche Richtung dies gehen soll.

mfg