Vorwurfsvolle Großeltern

Hallo,

ich habe schon jahrelang Probleme damit, dass meine Großeltern wann immer ich sie dann mal angerufen habe (oder sie mich, was vielleicht 3 mal vorkam) ein Vorwurf kam, dass ich mich ja so selten melden würde (ich habe so alle 3 Monate angerufen. Ich bin erwachsen und habe ein eigenes Leben). Selber haben sie aber nicht versucht mich zu erreichen. Sie leben glaube ich nach dem Motto, dass man sich bei den „Alten“ zu melden hat und sie machen gefühlt auch ihren Selbstwert davon abhängig, ob ich mich jetzt melde oder nicht. Ich überlege mir dann immer schon wann und wie ich mich rechtzeitig melde, damit nicht wieder ein Vorwurf kommt. Es ist wirklich immer eine Frage der Zeit, wann er kommt. Dieses Mal war ich mit meinem Vorhaben mich zu melden eine Woche zu spät. Denn ich habe eine WhatsApp erhalten von ihnen mit dem Vorwurf „Rufst du uns eigentlich auch mal an??“ und dann „Wir würden es ja auch tun, aber es könnte sein, dass wir nicht den richtigen Zeitpunkt wählen“.

Dieses Thema macht mich kirre und ich muss mit denen Mal Klartext reden, da mich die Wut sonst auffrisst.

Für mich wirkt es nicht so, als hätten Sie ernsthaft Interesse zu wissen wie es mir geht , sondern wollen nur ihre Bestätigung in Form einen Anrufs haben. Sie entziehen sich der Verantwortung der Beziehung in dem sie schreiben „Wir würden ja auch, aber was wenn wir stören“.

Oder wie seht ihr das?

Ich habe mich auch vor 3 Monaten von einer langjährigen Beziehung getrennt und sie fragen auch nicht wie es mir geht und was mein Plan ist.

Bin ich zu streng mit ihnen und sie meinen es nur gut und ich bin mittlerweile zu geprägt ? Wie würdet ihr reagieren?

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Wenn ich von meinem Verhältnis meiner Oma gegenüber ausgehe würde ich mich tatsächlich schämen, wenn ich nur alle drei Monate anrufen würde. Aber das ist eben abhängig davon, wie die Beziehung zueinander war/ist. Meine Oma hat sich viel um mich gekümmert als Kind, ich war oft bei ihr und verbinde damit schöne Momente. Ich habe sie mindestens alle zwei Wochen angerufen, und 4-5mal pro Jahr besucht. Sie war alt und so wie sie sich früher um mich gekümmert hat habe ich es als meine Pflicht angesehen, den Spieß umzudrehen als ich erwachsen war.

Meine Oma starb 2009 und ich würde alles dafür geben, noch einmal mit iur sprechen zu können.

Irgendwann werden auch deine Großeltern nicht mehr da sein, das solltest du bedenken.

Wenn es ihnen so wichtig ist, dass ihr öfter telefoniert, dann probier doch sie alle 6 Wochen anzurufen, da wird einem doch "kein Zacken aus der Krone brechen". Man kann nebenher Haushalt machen, bügeln, weiß der Geier, daher sehe ich das nicht mal als ungenutzte Zeit an.

Klar können sie auch anrufen, aber dieses Aufwiegen, man man, es gibt doch echt Wichtigeres im Leben als diese Aufrechnerei. Meine Mutter tut sich da auch immer schwer, weil sie nie weiß obs bei mir grad passt. Also rufe ich sie einfach an wenns passt, das bedeutet doch nicht, dass sie kein Interesse an mir hat.

Bedenke, dass die ältere Generation nicht gerne über Gefühle etc. redet, das war früher nicht üblich, da wurde Kummer verschwiegen. Also erzähl deinen Großeltern doch einfach, wie es dir nach der Trennung geht und was du planst...

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Ich nehme an deine Großeltern sind schon sehr betagt oder?
Ich kenne das Thema zu gut.
Allerdings haben wir mehr Kontakt, ich rufe sie alle 10/14 Tage an, da wir nicht am gleichen Ort leben sehen wir uns ca alle 8 Wochen.
Ich glaube es war vielleicht einfach früher so...
Meine Großeltern werden öfter angerufen als deine, aber in ihren Augen nie oft genug.
Selbst melden sie sich gar nicht, außer im absoluten Notfall,( Opa ist im Krankenhaus etc)
Sie können ja stören und laut meines Großvaters haben " die Jungen zu den Alten zu kommen"
Nachfragen wie es mir/Kindern/ Ehemann geht kommen nie, umgekehrt wird das als selbstverständlich erachtet.. Dafür werde ich gern kritisiert:"eine gute Mutter geht nicht arbeiten"
Ihr müsst mehr renovieren, du musst mehr Putzen, besser für deinen Mann sorgen, mache die Kinder schwul,weil sie rosa Puppenwagen hatten usw
Ich liebe meine Großeltern, sie sind herzensgut..aber haben keine große Bildung genossen( die Zeiten waren schlecht)und innerhalb einer spießigen Kleinstadt in Bayern ist es auch nicht einfach über den Tellerrand zu schauen, die Scheu vor fremden und neuen Dingen/ Menschen abzulegen..erst Recht, wenn man 85 ist. In einer solchen Umgebung und in der Generation waren auch "die Leute" wichtig. Wichtig was " die Leute" Denken, sehen, mitbekommen". Dazu gehört auch, das sich die gute Enkelin regelmäßig meldet und blicken lässt. Weil was sollen denn die Leute denken?
Aber nicht nur. Ich glaube alte Menschen haben wirklich Angst eine "Last" zu sein,zu stören. Bekommen unseren stressigen Alltag mit, können sich daran erinnern wie es für sie in der Lebensphase war . Verlieren ein den Anschluss an Zeitgeist und an die Gesellschaft , fühlen sich etwas" lost".
Leben natürlich noch in ihrer bubble von damals, geprägt von Spiesbürgertum, einer in ihren Augen heilen Welt, in der die "Jungen" Respekt vor " den Alten" hatten, Patriarchat in manchen Familien normal war.
Doch auch uns wird das passieren,wenn wir alt sind. Natürlich werden wir dann keine Spiesbürgertum Wohnung mit Eiche rustikal Schrankwand haben und uns Gedanken machen
was die Nachbarn denken. Aber eben auf andere Art. Mit Alexas und Instagram sitzen wir dann Zuhause und unsere Urenkel und Enkel werden darüber milde lächeln und ,was auch immer dann angesagt ist, tun. Das werden wir dann nicht verstehen.
Ich würde durchaus klar kommunizieren " Oma ich wünsche mir, daß du dich auch regelmäßig meldest" zum Beispiel.
Aber ich kann mir vorstellen, dass ihnen das nicht bewusst ist und sie gar nicht wissen, was sie so genau tun sollen... Das nicht.das Verhalten aus Boshaftigkeit resultiert, sondern aus " es nicht anders kennen und nicht besser wissen"

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Ich rufe meine Oma 2x pro Woche an, sie mich selten und ich hab gar kein Problem damit.
Alle 3 Monate fände ich sehr traurig.

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Wow, so viel Zeit habe ich gar nicht .. Gut, Großeltern habe ich schon seit 2014 nicht mehr und davor war die einzige Oma, die da noch lebte, pflegebedürftig, aber selbst mit meinen Eltern telefoniere ich nicht so oft. Wenn es hoch kommt, einmal im Monat. Ich arbeite, habe 3 Kinder, bin froh, wenn hier abends Ruhe ist... Dann noch telefonieren muss nicht sein... Sind auch teilweise sehr anstrengend, die Telefonate...selbst anrufen tun meine Eltern hier auch nicht, außer an Geburtstagen... Mit meinen Schwestern telefoniere ich auch nicht öfter.
Wenn wir dann telefonieren dauerts halt mal 1-2h...

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Kommt darauf an wie euer Verhältnis ist.Aber ich sehe das wie du.

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Ich hatte zu meinen Grosseltern als Kind sehr wenig Kontakt, als Erwachsene dann gar nicht mehr. Daher fände ich es sehr eigenartig, wenn sie von mir Anrufe eingefordert hätten. Solche Pflichtanrufe kenne ich von meinem Vater. Inhaltlich ist es immer dasselbe, „Danke, geht gut, ja, ich lasse meinen Mann grüssen“ und er hängt immer unvermittelt auf. Bei ihm mache ich das wirklich nur, weil dr das möchte.

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Ja, ich kenne das auch, in etwas abgewandelter Form und halt von Eltern (mittlerweile vestorben) und Onkel.

Ich bin da jetzt mal ehrlich, wenn man wirklich wollen würde, dann könnte man sich auch öfter melden. Wenn man das also nicht möchte, dann sollte man auch nicht andere Dinge vorschieben. Du hast bisher im Grunde eine Ausrede benutzt, diese wird jetzt "gegen" dich verwendet....daran hast du selber schuld.
Du meldest dich also so im Schnitt alle drei Monate und hältst dich nicht an Zusagen. Dann kannst du dich im Gegenzug aber nicht darüber beschweren, das sie kein Interesse haben....du hast selber kein wirkliches an ihnen.

Ich weiß nicht, wie alt deine Großeltern sind. Meine Mutter und mein Onkel hatten früher immer feste Telefontermine, egal ob es passte oder nicht....das Telefonat fand statt. Und wenn es gar nicht ging, dann wurde das im Vorfeld "abgemeldet". Ein Relikt aus der handylosen Zeit. Nicht ans Telefon gehen, keine Option. Ich lebe da auch anders, habe das aber imme rim Hinterkopf, wenn ich mir meinen "Begrüßungsspruch" einfange. Ich habe für mich beschlossen, das ich da gar nicht mehr drauf einsteige. Einfach, weil auch Funke Wahrheit da dran ist. "Du gehst mal ans Telefon, das muß man ja rot im Kalender eintragen!"....das ist bei mir eben nicht an den Haaren herbeigezogen.
Bei meiner Schwiegermutter ist das auch ganz merkwürdig, wenn man nur mal quatschen will, dann ruft man halt auf dem FN an....geht sie da nicht ran, dann hat sie wohl was zu tun oder ist unterwegs. Sie dagegen, betont dann später, das sie ja ihr Handy mit hatte und rechtfertigt sich, warum sie nicht rangehen konnte. Das das dann von uns als "störend oder nervend" gesehen wird, weil es eben ja auch um nichst wichtiges ging, das versteht sie gar nicht.

Schlußendlich ist alles eine Kombi unterschiedlichem Telefonierverhalten, alten Gewohnheiten und einem Fünkchen Wahrheit....also eigentlich alles kein grund vor "Wut zu platzen". Sie werden sich nicht ändern, du dich auch nicht....lebt doch einfach damit, schont die Nerven.

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Ich habe einen sehr engen Draht zu meinen Großeltern, und rufe mindestens einmal die Woche an. Und wenn es nur 5 Minuten sind. Meine Oma wird jetzt 81 im Dezember, mein Opa 84 im März. Zeit ist begrenzt. Leider. Und mir liegt viel daran so viel Zeit wie möglich zu investieren. Sie rufen auch nicht oft an, aber das ist okay. Ich rechne das nicht hoch. Sie haben so viel für mich gemacht, da kann ich ihnen das nicht übel nehmen.

Eventuell spüren sie wie ihnen die Zeit durch die Finger rinnt, und haben Angst nicht mehr genug Zeit mit dir zu haben? Würde mal dein Verhalten überdenken, und nach dem wahren Kern der Aussage suchen. Denn oftmals ist das auch ein Ruf nach Zuwendung.

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Deine Wut schadet vor allem einer Person - dir!

Mein SV machte den Vorwurf auch einfach jedes Mal 🙄 ich war auch immer extrem sauer - bis meine Mutter mal meinte, warum eigentlich? Warum ziehst du dir den Schuh an? Und tatsächlich hab ich den Satz ab da halt einfach nur noch zur Kenntnis genommen. Sie haben ihn gesagt und waren „glücklich“, ich hab mich nicht mehr geärgert und war glücklich 😊

Oder hab manchmal etwas ironisch geantwortet 😜

Versuche mit ihnen zu reden (hab ich damals zuerst auch, da kamen nur noch mehr Vorwürfe 🙃), ich denke aber, es wird nicht viel bringen… also überlege dir, wie es DICH nicht mehr aufregen kann 😜

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Na ja, mit einmal anrufen alle drei Monate reißt du dir nun wirklich keinen raus.
Und keiner kann mir erzählen, dass er zuwenig Zeit hätte für einen Anruf. Es kommt eben darauf an, was einem wichtig ist.
Ich kann auch verstehen, dass die Großeltern Sorge haben, dich zu stören, wenn sie selbst anrufen. Und dass sie nicht mehr ganz drin sind in deine Themen , ist auch klar.

Vielleicht kannst du tatsächlich einmal im Monat anrufen.
Oder schick ihnen über WA ab und zu ein schönes Foto von irgendwas. Das macht man doch sowieso dauernd und geht doch schnell.
Ich würde da auch keine tiefschürfende Kommunikation erwarten.
Ein bisschen oberflächliches Geplänkel, ein kurzer Austausch , und sie sind zufrieden.
Ich würde nicht davon ausgehen, dass alles genau ausgewogen sein muss. Dir fällt es leichter als ihnen, so what ?

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Ich telefoniere generell überhaupt nicht gerne und muss mir bei einem Telefonat mindestens einen Vorwurf in meine Richtung anhören und den Rest des Gesprächs erzählen sie mir was für ein schweres Leben sie haben und es wird nur gejammert . Eine Frage wie es mir geht ist nicht immer drin.

Nächste Woche wollte ich ihnen erzählen, dass ich umgezogen bin und ihnen Bilder von meiner neuen Wohnung senden. Leider zu spät, denn die Vorwurfsnachricht war schon unterwegs.

Ich finde es schade, dass viele hier die Beziehung mit den Großeltern als Einbahnstraßen-Beziehung sehen und man zu allem Ja und Amen sagen soll, was sie von einem erwarten und sich Vorwürfen nicht widersetzen und dem ganzen quasi ausgeliefert ist. Die Enkel müssen sich immer melden und wenn man es dann tut wird man angemeckert, weil es in ihren Augen zu spät war und dann kommt ein Vorwurf. Sie selber ergreifen nicht die Initiative und wenn dann nur um wieder einen Vorwurf zu machen, dass man sich nicht gemeldet hat.
Wenn das über Jahre passiert in Kombination mit Gejammer über alles (obwohl meine Großeltern noch sehr fit sind) schwindet die Motivation sich zu melden, da sie für mich Energieräuber sind und deshalb meide ich Gespräche mit ihnen. Ich habe mir diese Familie nicht ausgesucht und verstehe nicht wieso es meine Pflicht ist mich bei Menschen zu melden die mir nicht gut tun. Vor allem wenn es mir selber grade so schlecht geht wie noch nie in meinem Leben und ich grade nicht Menschen anrufen möchte, denen ich es eh nicht recht machen kann. Ich bekommen jedes Mal einen flauen Magen wenn ich dort anrufe oder nur eine WhatsApp von ihnen bekomme, weil ich es ihnen eh nie recht machen kann. Die Hälfte meiner negativen Glaubenssätze sind durch sie entstanden. Dass es dann irgendwann reicht, ist doch verständlich oder nicht ? Bin ich wirklich so egoistisch wie hier alle schreiben, weil ich mich nicht jede Woche melde?

Ich habe mich im letzten Jahr bestimmt 10-20 Mal per WhatsApp inkl ein paar Telefonaten gemeldet, weil ich viel zu berichten hatte. Davor die Jahre waren es alle 2-3 Monate, aber auch aus guten Gründen, weil ich mich selbst geschützt habe. Das wurde alles vergessen von ihnen und es zählt nur, dass ich jetzt 6 Wochen nicht geschrieben habe, weil ich grade eine Trennung von einer jahrelangen Beziehung durchmache von der sie wissen. Dass man sich da zurückzieht und mal an sich denkt um wieder klar zu kommen, ist kein Grund. Warum kann man da keine Empathie erwarten wenn man auf der anderen Seite ja so empathisch ihnen gegenüber sein soll?

Ich versuche es wirklich zu verstehen wieso sich Großeltern alles erlauben dürfen. Ich weiß ich mache mich sehr unbeliebt grade.

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Nein…..du hast recht.
Ich kenne ja deine Großeltern nicht und weiß nicht, wie gut oder schlecht du mit ihnen zurecht kommst.
Man muss natürlich zu niemandem den Kontakt halten , der einen nur stresst.

Ich hatte leider nie Großeltern, aber meine Eltern haben sich sehr über jeden Kontakt zu unseren Kindern gefreut .