Wie sehr inkludiert ihr Geschwister in euer Familienleben?

Hallo zusammen,
mir liegt seit langem etwas am Herzen, was mich einfach etwas triggert und ich hätte gerne eure Meinung dazu:

Meine Schwester ist 11 Jahre älter als ich und alleinstehend. (war soweit ich weiß, noch nie in einer Partnerschaft)

Jetzt ist es so, dass es sich für mich anfühlt, als würde sie sich zu viel in mein Leben reindrängen wollen... ein paar Beispiele: Sie möchte jedes Mal dabei sein, wenn meine Schwiegerfamilie zu Besuch ist, dann bekomme ich bald Nachwuchs und sie hat bereits angekündigt, dass sie sich direkt nach der Geburt 3 Wochen Urlaub nimmt und zu uns in die Wohnung kommen möchte zum "Baby schauen", ich als Partnerin von meinem Mann esse ab und zu ohne nachfragen zu müssen von seinem Teller mit, sie denkt, dass es für sie ebenfalls okay ist ohne nachzufragen vom Teller meines Mannes mitzuessen, was ich einfach seltsam finde? mein Mann hat einen Onkel, der im Ausland wohnt, als wir eine Reise dorthin geplant haben, hat sie uns angebettelt ob sie nicht mitkommen könnte....

Ich kann mir vorstellen, dass es für sie schwer oder einsam ist, keine eigene Familie zu haben, aber ich möchte nicht dass sie sich quasi "zu wohl" in meiner Familie fühlt - weiß jemand was ich damit meine?

Übertreibe ich mit meiner Meinung? Ich würde das irgendwie gerne ansprechen, aber ich weiß nicht wie, ohne ihre Gefühle zu verletzen. Ich hab nur Angst dass das Ganze dann noch extremer wird, wenn das Baby da ist und sie älter wird...

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Du MUSST es ansprechen. Je länger du alles so hinnimmst, umso schwieriger kommst du da raus. Und umso mehr regt es dich auf, bis die platzt. Das sind dann meistens die Momente, in denen das Fass überlauft und man vielleicht unfaire Dinge sagt!

Nein, das ist natürlich nicht normal. Und okay schon mal gar nicht, wenn du das nicht möchtest!

Ich nehme mal an, dass es deine Schwester auch treffen wird im ersten Moment. Aber da muss sie eben durch!
„Ich nehme mir drei Wochen frei wenn das Baby kommt“ - was sagst du denn dann? Du solltest sowas antworten wie „lieb von dir Elfriede, aber das ist mir zu viel. Ich möchte das nicht. Generell nicht. Klar kann du nach Absprache mal vorbei kommen, aber die drei Wochen Urlaub brauchst du nicht.“
Sie will mit zum Onkel? „Liebe Elfriede, nein. Das machen wir als Paar/Familie alleine.“
Sie will immer dabei sein wenn die Schwiegerfamilie kommt? Sag doch was. Direkt in der Situation.

Wenn dein Mann sich nicht vom Teller essen möchte, kann und muss er das sagen. Das ist doch nicht schwierig. Warum traut ihr euch nicht einmal so simple Sachen?

Also ich bin eng mit meinen Geschwistern, aber das was du schilderst gäbe es hier nicht.

Du schaffst das! Und sie ist erwachsen, sie schafft das auch!

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Hallo du,

Wow, ganz ehrlich das ginge mir alles zu weit und auch wenn es schwer wird und für deine Schwester vlt auch schwieig zu verstehen bis verletztend aber da müsst ihr sprechen:

Gisela, ich liebe dich und natürlich gehörst du zu meiner Familier aber das alles wird was viel. Ich möchte mit meinem Mann alleine in den Urlaub und ich möchte auch in den ersten drei Wochen nach der Geburt die allermeiste Zeit mit meinem Mann und Kind alleine sein, wir müssen uns als Famlie selbst erstmal finden. Urlaub dafür zu nehmen, wird sich für dich also wirklich nicht lohnen und du wirst dann nur enttäuscht sein. Ich verstehe wenn du dich einsam fühlst und du bist natürlich bei uns willkommen aber nicht in diesem Ausmaß wie du dir das gerade vortsellst. Ich kann und will deine fehlende Partnerschaft nicht ersetzen, bitte suche dir auch andere Beschäftigungsmöglichkeiten!


Toi,Toi,Toi, ich weiß, solche Gespräche haben es in sich. Sind aber dringend nötig. Auf kurz oder lang, wird nämlich auch dein Mann furchtbar genervt sein...

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Guten Morgen!

Heißt das, sie will nach der Geburt eures Babys für 3 Wochen bei euch einziehen ? Wenn ihr das nicht wollt müsst ihr da eine klare Grenze ziehen. Sie muss akzeptieren, dass man im Wochenbett nicht auch noch 3 Wochen einen Gast bewirtschaften kann.

Es klingt eher so, dass sie einsam ist und deshalb euer Familienleben mitleben möchte. Mir persönlich wäre das was Du da schilderst zuviel . Ich würde glaube ich behutsam versuchen ihr bezubringen, dass sie zwar willkommen ist , ihr aber auch Familienzeit ohne sie braucht .

Und sie müsste sich darum bemühen , sich ein eigenes Leben aufzubauen . Vielleicht kann man sie dabei irgendwie unterstützen?

Alles gute !

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„Ich würde das irgendwie gerne ansprechen, aber ich weiß nicht wie, ohne ihre Gefühle zu verletzen.“

Das geht nicht. Die allermeisten Menschen reagieren äußerst schnippisch auf Grenzen. Sie fühlen sich beleidigt und fallen vom Glauben ab.

Vor allem wenn ein Baby geboren wird, steigern sich Emotionen und Gefühle. Die Menschen um einen herum beginnen sich Vorstellungen zu machen und/ oder wollen sich einnisten. Teilweise entwickelt sich extremer Egoismus und Wichtigtuerei („ich bin die Tante“).

So oder so: Du musst nichts aushalten, um andere Menschen glücklich zu machen. Das Baby erst Recht nicht.

Sei offen. Wenn deine Schwester 3 Wochen Urlaub wegen der Geburt des Kindes nimmt, dann sag ihr, dass du Dir die Besuche aber anders vorgestellt hast. Du kannst ja nichts dafür, dass sie ihren Urlaub plant, ohne zu fragen, was du überhaupt willst. Sie muss halt mal fallen, um zu checken, dass sie auf dich Rücksicht nehmen muss. Ihr seid erwachsene Frauen und müsst euch abstimmen. Das müssen auch alle Anderen im Bezug auf euer Kind lernen.

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Das würde mir definitiv zu weit gehen.

Ich befürchte, an einem Gespräch kommst du nicht vorbei.

Die Alternative wäre, sie auszuschließen, also ihr nicht sagen, wann und wo ihr in den Urlaub fahrt, so dass sie nicht "mitplanen" kann.
Ich denke, das wird aber zu einem noch größeren Konflikt führen.

Habt ihr noch Eltern?
Wie steht sie zu denen und sie zu ihr?
Hat sie Freunde?

Vielleicht kannst du ihr mal Anreize geben, wo sie selbst Freunde finden könnte, oder einen Urlaub für Singels mit ihr planen?
Als meine Schwester alleinstehend war, ist sie oft alleine oder mit Gruppen in den Urlaub gefahren und hat letztendlich dort ihren Mann kennengelernt... :-)

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Dich stört es, also musst du es ansprechen.

Wäre zwischen meiner Schwester, meinem Schwager und mir aber tatsächlich alles kein Problem🤷🏼‍♀️

Wir liegen alle vom Alter nah beieinander, sind zusammen aufgewachsen und kennen uns 18 bzw. 30 Jahre (meinen Schwager kenne ich tatsächlich länger als meinen Mann). Vielleicht ist es bei uns deswegen anders/normaler.

Es ist jetzt nicht so, dass ich da jedes Mal hingehe, wenn die Schwiegerfamilie kommt, aber es kommt durchaus schon mal vor.
Genauso wie es vorkommt, dass meine Kinder z.B. auch mit meiner Schwester zu der Schwiegerfamilie zum Grillen geht.

Aber die Schwiegereltern kennen unsere Eltern z.B. auch und sind gemeinsam aufgewachsen.
Hier kennt man sich einfach und man ist sich nicht fremd.

Bei euch scheint es nicht so zu sein, was ja genauso vollkommen in Ordnung ist. Und das würde ich kommunizieren.
Du kannst ja nichts für ihre Lebenswahl.

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Oh Gott, das würde mich echt nerven.

Meine kleine Schwester und ich sehen uns kaum.
Meine große Schwester hat zwei Kinder und mein Kind ist passig in der Mitte. Sprich die drei können super und Urlaube sind für mich soviel einfacher, wenn wir zusammen reisen.
Trotzdem häng ich mich nicht ständig da rein und wenn mein Kind ich mitkommen, dann meist nur den halben Urlaub, damit sie auch Zeit als Familie haben.

Als wir Nachwuchs bekamen, haben wir uns auch besucht, aber meine Schwester kam 4 Wochen nach der Geburt meines Sohnes und nur für 2 Nächte. Ich selbst war erst 4 Monate später bei ihr...

Kurz, man kann auch integrieren ohne zu übertreiben und ich würde einen Mittelweg suchen.

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Mein Mann und ich machen es gar nicht und hatten es auch nie vor. Ich kann dir aber sagen, wie es in einigen Jahren aussehen wird.

Meine Oma (mütterlicherseits) hatte zwei jüngere Geschwister, eine Schwester ( 1 1/2 Jahre jünger) und einen Bruder (8 Jahre jünger). Beide Geschwister blieben unverheiratet. Meine Großtante behauptete immer, sie würde keine Familie wollen (war aber 3mal verlobt - jedes Mal ist der Zukünftige abgesprungen), aber ich glaube, das Gegenteil war der Fall. Sie war immer da, einfach immer. Familienleben ohne sie war nicht möglich, Entscheidungen treffen ohne sie, war nicht möglich. Alles (und ich meine wirklich alles) wurde von ihr kommentiert und stets kritisiert. Die Kinder, deren Frisuren, wie geputzt wird, Freizeitgestaltung, Urlaube, einfach alles und sie war immer da. Jedes Wochenende, nach ihrer Arbeit, einfach immer.

Alles was in der Familie meiner Großeltern passierte, hat sie wie ein Schwamm aufgesogen, weiter getragen und sich eingemischt. Meine Oma war der Beste und friedliebendste Mensch der Welt, sie hat nie etwas gesagt, mein Großvater war immer arbeiten. Der ist ihr zwar manchmal über den Mund gefahren, aber er war letztlich selten da und so fehlten die Berührungspunkte. Mein Opa starb 1991 und meine Großtante beschloss daraufhin, das Oma nicht alleine sein sollte und mietete für sie in dem Haus in dem sie wohnte eine Wohnung an. Selbstverständlich hatte sie einen Schlüssel zur Wohnung und kam immer hinein, ohne vorher zu klingeln oder zu klopfen. Oma konnte keinen Besuch haben ohne das zwei Minuten später sie in der Wohnung stand, die Gespräche an sich riss und den Besuch okkupierte.
Sie ging an Omas Sachen, sagte ihr was zu tun ist, was sie in ihrer Freizeit machen sollte. "Besser" wurde Omas Leben erst, als sie leider krank wurde und wir sie zu uns geholt haben. Dort hatte sie keinen Schlüssel und nur Zugang, wenn Oma es wollte. Meine Oma lebte so fast ihr gesamtes Leben, über 80 Jahre.
Bevor die Frage kommt, ich bin öfters gegen sie gegangen, aber meine Oma sagte immer, sie bekommt es dann ab, also habe ich sie oft "entführt", damit sie mal Ruhe hat. Glaub mir, du willst dieses Leben nicht.

Für mich war es das abschreckenste Beispiel, welches man haben konnte. Einschüchternd, allgegenwärtig, kein Platz zum Leben oder zum Atmen. So haben es auch die drei Kinder meiner Oma empfunden und die sind bzw. waren auch alle Nummern für sich.

Du bist nicht für die Freizeitgestaltung deiner Schwester verantwortlich, nicht ihr Amüsement für regnerische Tage. Sie kann sich Freunde suchen, Hobbys, einen Partner. Will sie Beschäftigung, muss sie es tun. Das hat mit dir nichts zu tun. So lange du in deiner Starre verharrst, wird sie keine Motivation haben haben etwas zu ändern.
Was den Teller betrifft, ich glaube ich hätte ihr auf die Finger gehauen oder mit der Gabel in die Hand gestochen, wenn sie versucht hätte von meinem zu Essen. Das geht nicht. Sie kennt keine Grenzen, weil ihr wahrscheinlich nie welche aufgezeigt wurden. Soll dein Partner sie einmal richtig anschnauzen, sowas wirkt.

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Also ganz ehrlich, ich liebe meine Geschwister und sie sind jederzeit willkommen. Wir helfen uns gegenseitig und alle lieben meine beiden Kinder sehr ABER deine Schwester ist ja echt ein ganz anderes Kaliber. Das wäre mir absolut zu viel und auch total unangenehm.
Sprich unbedingt mit ihr und kläre ganz klar deine/ eure Grenzen.