Was ist eigentlich aus Schreikindern später so geworden? Gibt es nach ein paar Jahren zwischen diesen Kindern noch Gemeinsamkeiten oder ähnliche Charakterzüge? Hier haben Eltern verglichen.
Ein Tipp vom urbia Team

Verhalten ehemalige Schreikinder

Hallo,

mein kleiner Sohn ist 4,5 Jahre alt. Er war ein Schreibaby, die ersten 8 Monate hat er 6-10 Std täglich geschrien, bis er 1,5 war noch immer 3-5 Std am Tag . Danach wurde er bis auf heftige Wutattacken ruhiger . Diese Wutausbrüche oder auch einzelne Tage in denen er nur meckert und jault hat er bis heute.
Er ist ein zauberhafter Junge, sehr nähebedürftig und verkuschelt, sehr sensibel (weint beim Abgeben in Kita obwohl er seit 2,5 Jahren dort ist, trennt sich schwer , Sport allein ginge nie ). Er bekommt viel Nähe, schläft noch bei uns, wir erziehen sehr klar, es gibt viel selbstbestimmtes (Schnuller abgeben, aus dem Bett ausziehen, Windel weg etc), aber auch klare Grenzen und Familienregeln.

Dennoch macht er mich irre... Wenn ihm etwas nicht passt, dreht er durch, kann von 0 auf 100 den ganzen Tag mies gelaunt sein, nur jaulen und vor allem Boxen, treten , kneifen , körperliche richtig brutal uns gegenüber werden.
So auch eben. Der 6 jährige hat eine Aufführung, ihm ist es nach 10 Minuten zu langweilig und aus dem nix verpasst er mir eineKopfnuss. Ich ihn festgehalten , stop gesagt. Er mich gekniffen und getreten, ich ruhig gesagt, dass ich nicht möchte das er mir weh tut , ich ihn verstehe das er grad wütend ist, aber das ich auch seinen großen Bruder singen hören möchte. Er kommt dann da nicht raus, fängt an zu heulen, kneift, tritt, haut. Egal ob klar : stop! Nein! Kommt oder eine Erklärung.

Dies kenne ich, es passiert eben auch im Warzezimmer vom Arzt, im Supermarkt an der Kasse, wenn ich mich kurz mit jmd unterhalte, sogar wenn es sein Papa ist. Oder wenn er plötzlich abends Fernsehen will obwohl das gar kein Thema ist . Sobald es nicht nach seinem Kopf geht, wird er körperlich tätig und schreit dabei auch gerne . Das kann er gut ewig durchhalten (wenn morgens was schief läuft weil er seinen Willen nicht bekam -es gab kein Brezel beim Bäcker z.B) ,ist das bis abends Dauerthema.

Wir sprechen darüber was unsere Familienregeln sind, wir besprechen unsere Grenzen, ich hab das Gefüjl, was bei dem Großen gut klappte, ist bei dem Kleinen hinfällig.

Er Übertritt täglich meine Grenzen und ich bin völlig genervt. Vorhin beim Auftritt , als er mir nur weh tat, hätte ich am liebsten einfach zugehauen, ihm einfach eine geknallt, damit er sieht, wie weh das tut.
Das ist natürlich hier kein Mittel, wir erziehen absolut gewaltfrei, auch ins Zimmer schicken mache ich nicht, sondern versuche das wir hier alle Gefühle fühlen dürfen.

Aber seit er Baby ist, stresst er mich durch stundenlanges Geschrei . Ich dachte, es wird irgendwann besser , aber so wie er als Baby war , ist er noch heute wenn ihm etwas nicht passt.

Wie ist das bei anderen Eltern von ehemaligen Schreibabys?

Wir machen wegen seiner Probleme z.Zt Ergo und Osteopathie. Grad wurden auch mehrere Allergien bei ihm festgestellt.

Ich würde gerne besser damit umgehen wenn er ausrastet und ich aber grad den Wunsch nicht erfüllen kann . Das er versteht, dass es Grenzen gibt, die auch 5 Jahre später nicht durch Ausrasten aufgehoben werden.

Jemand Tipps?

Bisher hörte ich von anderen Müttern mit ehemaligen Schreibabys immer nur: oh ja, meiner ist bis heute auch so.

Aber das kann es doch nicht sein? Es belastet hier unser Familienleben und ich möchte etwas verändern .

LG

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Hi,

kennst du die "Super Nanny".
Das Beste an dieser Sendung war, das sie aufgezeigt hat, das es zu 99% nicht das schlechte Verhalten der Kinder ist, welches therapiert werden muss, sondern das Verhalten der Eltern gegenüber den Kindern.

Dieses selbstbestimmte, Gefühle zeigen und ausleben dürfen, nicht ins Zimmer schicken, reden, reden, reden....sorry, das sind für mich keine klaren Grenzen.

Mein Kind hat es 2 x gewagt einen sinnfreien Trotzanfall zu bekommen.
Ich habe jedesmal das Kind unterm Arm geklemmt und habe ihn brüllend aus dieser Situation getragen. Ab ins Auto, angeschnallt und brüllen lassen oder ins Zimmer gesteckt.
Wenn er wieder vor solch einem Anfall war, hat der Satz " willst alleine im Auto trotzen" gereicht und das Thema war beendet.

Ab und zu schadet es auch nicht, mal zurück zu schreien und laut zu werden.
Dein Kind soll emotionen zeigen aber du willst immer cool ruhig bleiben....warum? Wir Eltern haben auch Gefühle und es schadet einem Kind nicht, diese in verschiedenen Situationen zu erleben.

lg
lisa

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Hallo.

Mein Sohn war auch ein Schreikind. Und: Ja - er war auch später (bis ca. 3,5 Jahren) seehr dickköpfig, stur und hat mir im Supermarkt Szenen gemacht (ähnlich wie bei euch).

Es wurde schon mal besser, als ich im nach so einem Vorfall draußen vor der Tür mit erhobenem Zeigefinger klarmachte, dass wenn sowas noch EINMAL vorkommt, ich ihm vor allen Leuten die Hose ausziehe und ihm den nackten Po versohle. #schwitz Das hat ne Weile ganz gut funktioniert.

Als er mich einige Zeit später mal wieder so richtig austesten wollte (auf ähnliche Art und Weise), habe ich im Supermarkt den Einkaufswagen stehen lassen und ihm erst die Jacke ausgezogen und dann die Hose geöffnet..... Und siehe da?!? Er hat sich an meine Worte erinnert und sich augenblicklich für sein Verhalten entschuldigt. Ich habe daraufhin nur genickt, seine Hose wieder geschlossen, die Jacke angezogen und habe ihn bis zum Bettgehen mit Nichtbeachtung bestraft. Das Ganze hat super gesessen und ich kann mich nicht erinnern, dass sich so eine Situation wiederholt hätte.

Manchmal hilft halt "gut zureden" alleine nicht.....

Alles Gute!

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Jede Wette, gutefee, dass gleich mindestens 3 Userinnen um die Ecke kommen die dir stecken, wie rauh und lieblos du doch bist, und was für Schäden dein Kind davon trägt...

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Ohje, ist das dein Ernst?? #zitter Einem Kind vor allen Leuten die Hose runterziehen? "... bis zum Bettgehen mit Nichtbeachtung gestraft"? Ob das jetzt geschadet hat oder nicht, sei dahin gestellt, aber ich könnte sowas gar nicht. Mein (Klein-)Kind vor anderen demütigen? Und ihn dann ignorieren (weiß ja nicht, wie lange das war), aber das würde ich gar nicht schaffen. Da bräuchte er mich nur mal mit traurigen Augen oder weinend anschauen, da würde ich mir gemein vorkommen. Und nein, meine Kinder tanzen mir trotzdem nicht auf der Nase rum:-)
Nichts für ungut, ist ja schön, wenn deine Methode so geklappt hat - mal sehen, was er dir in 10 Jahren erzählt, wie das für ihn war;-)
Alles Gute#blume
oremi

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Hallo,

meine Tochter war ein extremes Schreibaby und das bis sie etwa 18 Monate alt war.

Da lernte sie frei laufen und hatte von da an andere Interessen, als das Schreien.

Sie ging sehr gerne in den Kindergarten, hatte da nie Schwierigkeiten.

Wutausbrüche hat sie in letzter Zeit manchmal, aber das hat wohl was mit dem Alter zu tun (sie ist 12). Als Kind hatte sie das nie. Da verzieht sie sich aber in ihr Zimmer, macht die Tür zu und dreht die Musik auf. Dann ist es aber auch wieder gut.

Ich habe sie lange gestillt, bis sie sich selber abgestillt hat, sie hat von sich aus den Schnuller abgegeben (mit ca. 4) und sie wurde (mit 5) von alleine sauber.

Es gibt Regeln und Grenzen, die nicht allzu eng gesteckt sind und deswegen leicht zu akzeptieren sind.

Wobei ich ihr in vielen Sachen entgegen gekommen bin, einfach um Stress zu vermeiden, sei es beim Aufräumen oder auch bei Süßigkeiten o.ä.

Aber eigentlich bin ich sehr glücklich mit meinem Mädel. Die Zeit, in der sie "lieb" war/ist, überwiegt bei weitem die Zeit als Schreibaby.

GLG

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Hallo

Ich würde dir professionelle Hilfe ans Herz legen.
Eine psychotherapeutische Behandlung kann Wunder wirken.
Bei uns völlig anderer Fall, aber ich fand die Therapie toll und sehr hilfreich.
Sowohl meine Töchter hat sich grundlegend verändert, als auch ich hatte einen Ansprechpartner in Erziehungsfragen und konnte einzelne Fälle schildern wie du jetzt hier gerade. Diese Erfahrungen wollte ich nicht missen.

Ich wünsche euch alles Gute.

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Hallo

Natürlich ist Psychotherapie oder auch systemischer Therapie in so einem Fall eine Hilfe. Ich bin (leider) selber vom Fach und daher auch mit Kollegen im Austausch (machts oft nur schlimmer, weil ich quasi alles weiß, er mich trotzdem fertig macht ). Ihn selber möchte ich mit 4 nicht therapieren lassen, er bekommt Ergo, da ist auch das Thema.
Mein Mann hat ne Erziehungsberatung bei der Vater-Kind-Kur vor einem Jahr gemacht, da er Probleme hat Kindern überhaupt eine Grenze zu setzen und wir z Hause nur noch aneinander knallten, da ich Grenzen unglaublich wichtig finde.
Er ist auch tatsächlich nur zu Hause so, in der Kita überangepasst, beim Sport weinerlich und braucht mich die ganze Zeit.

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Hallo Haruka,

ich kenne deine Beiträge ganz gut weil unsere Kinder ein recht ähnliches Alter haben und ich deshalb recht oft über deinen Namen gestolpert bin.

Ich hatte auch ein Schreibaby. Mein Großer, jetzt 6,5 Jahre. Er ist immer mein anstrengendes Kind gewesen, vor allem aber sehr speziell. Ich vermute, dass er hochsensibel ist und naja, wer weiß was noch alles. Er ist sehr kompliziert, nimmt "Erziehung" sehr schwer an, braucht aber ganz klare Strukturen und Grenzen. Bei ihm fahre ich am besten, wenn ich ihm zwar sehr viel erkläre warum etwas notwendig ist, warum wer wie reagiert, auch warum ich wie reagiere und ihm viele Hintergründe erkläre, aber ich muss ihm ganz klar sagen, bis hier hin und nicht weiter. Würde ich das nicht machen, hätte ich gar keine Chance und würde gnadenlos untergehen. Dazu gehört auch, ihn in sein Zimmer zu schicken wenn es unerträglich wird. Das hilft in dieser Situation uns beiden, unter Umständen auch seiner Schwester, wenn die Zwei sich wieder "verhakt" haben, denn er braucht dann auch die Möglichkeit herunterzukommen und ich kann mal durchschnaufen. So habe ich ihm das auch erklärt und er hat es verstanden, trotzdem geht es natürlich nicht ohne Protest ab.

Auch jetzt in der Schule ist es sehr speziell mit ihm (er schwebt sehr oft komplett in seiner eigenen Welt und kriegt den Unterricht gar nicht mit, kann aber trotzdem den ganzen Stoff, manchmal ist er aber auch extrem nervös und stört dann die anderen).

Ich denke diese Kinder haben einfach eine sehr niedrige Reizschwelle, das zieht sich natürlich durch die ganze Laufbahn/das ganze Leben hindurch.

Und ja, ich hatte Phasen, da wusste ich kaum weiter. Zum Glück hatte ich eine Heilpädagogin und eine Ergotherapeutin sowie seine Erzieherin, mit denen ich sprechen konnte und die mich bestärkt haben.
Das fehlt mir jetzt in der Schule etwas, aber bisher kommen wir gut klar. Man merkt schon, dass es leichter wird wenn die Kinder verständiger werden.
Meine Tochter war übrigens kein Schreikind, hat aber auch einen unglaublich starken Willen und ist sehr vereinnahmend. Das kollidiert dann auch gerne mal mit dem Großen. Auch meine Reizschwelle ist nicht unendlich hoch, mich belasten solche Situationen auch und ich kann irgendwann nicht mehr. Deshalb ist es für mich umso wichtiger, mich selbst auch mal aus der Situation zu nehmen und die Kinder einfach mal ein paar Minuten vor sich hin spinnen zu lassen. Danach habe ich (manchmal) wieder mehr Energie dieses Nervengezerre auszuhalten.

LG Monika

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Meine große Tochter ist 10 und war ein ausgesprochen ausdauerndes Schreikind.

Ich habe damals, als es mir mit diesem Dauerschreibündel so schlecht ging, öfter gehört: Solche Kinder sind später leichter!

Damals konnte ich das noch nicht einordnen und habe mich einfach wie an eine heilbringende Hoffnung daran gehängt. Heute weiß ich, was dahinter steckt!

Meine Große war extrem in jeglicher Hinsicht, bis sie circa 4 oder 5 Jahre alt war. Da hatte sie das erste Mal sowas wie "ihren Platz" in der Gemeinschaft gefunden. Und ich sag dir, das war harte Arbeit - für uns, für Erzieher, für alle!

Aber das ging nur, weil ihr ihr gesamtes Umfeld konsequent gespiegelt hat, wann sie welche Grenzen überschreitet! Ich stelle mir gerade vor, der Kindergarten hätte jede strittige Situation mit ihr ausdiskutiert. Neee. Und natürlich haben wir aufs Zimmer geschickt. Schon sehr zeitig!

Alles in allem haben wir uns mit diesem Kind wirklich viel gerieben, viel gestritten, viel bestraft. Heute ist sie angepasst. Mit ihren Besonderheiten schon zu angepasst. Aber nun gut. Die Mitte für sie suchen wir noch.

Aber es zeichnet sich jetzt schon ab, dass die Leute damals recht hatten. Wir haben uns so viel mit unserer Tochter auseinander gesetzt, dass wir von Zickereien und "aus der Spur laufen" heute wenig beeindruckt sind und das auf beiden Seiten auch gar nicht mehr brauchen. Andere Eltern dagegen sind von den ersten "Ausbrüchen" ihrer Kinder NUN erstmals überrascht. Sie reagieren natürlich auch wie "Anfänger" und damit allzu oft kontraproduktiv. Aber das ist nicht mein Problem!

Und ihr: Dieses "attached parenting", das ihr das betreibt, funktioniert toll und ich finde das auch klasse! Aber doch nicht bei so einem Kind wie eurem in dem Alter!

Heute kann ich das mit unserer Großen auch praktizieren und das ist toll. Im Kleinkindalter war das undenkbar! Ihr macht einen großen Fehler, wenn ihr einem solchen Kind erzählt: JETZT ist meine Grenze erreicht. JETZT aber wirklich. JETZT aber noch mehr wirklich... usw. Ich hätte die Veranstaltung sofort mit unter den Arm geklemmten Kind verlassen. Wahrscheinlich hätte ich eine Situation geschaffen (im Kalten warten), die dem Kind unangenehm ist! Jammern zwecklos. Da beherrsche ich inzwischen zuverlässig die Bhudda-Haltung.

Und zum Einkaufen: Ich habe mich tatsächlich ein einziges Mal neben sie geschmissen. Die Leute haben komisch geguckt oder gelacht. Das war ihr so unheimlich, dass hat sie echt nie wieder gemacht!!!

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"Alles in allem haben wir uns mit diesem Kind wirklich viel gerieben, viel gestritten, viel bestraft. Heute ist sie angepasst. Mit ihren Besonderheiten schon zu angepasst."

Das klingt sehr traurig und tut mir sehr leid für euer Kind.

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Danke für deine Antwort!

Es ist nicht so, dass wir keine Grenzen setzen, gerade hier z Hause setze ich sehr, sehr klare Grenzen, wenn diese überschritten werden, muss das Zimmer verlassen werden. Allerdings setze ich ihn nicht in sein Zimmer, da er eh kaum Zugang zu dem Zimmer hat und ich es nicht negativ besetzen möchte.

Gestern bei dem Vorsingen war mir auch klar: der muss hier raus, der muss aus dieser Situation. Ich hatte vorab schon geschaut, ob jemand ihn nehmen kann, weil ich wusste, dass er das Ganze sprengen wird. Leider waren alle genau auf dieser Veranstaltung und bei 400 Menschen plus auf dem Schulhof die nächsten 350 (für Vorstellung 2) gab es keine Möglichkeit ihn den Raum verlassen zu lassen. Ich hätte mir raus gehen müssen und dann hätten wir es uns sparen können zum 1. Vorsingen unseres 1. Klässlers zu gehen. Und ich glaube, das hätte ich meinem kleinen Süßen dann übel genommen und das hätte ich auch vor meinem 6 jährigem nicht vertreten können.

Gleichzeitig bin ich auch kein Mensch der bestraft, ich werde laut, ja. Ich schaue nach logischen Konsequenzen oder erteile auch mal ein unsinniges Fernsehverbot wenn ich völlig überfordert bin. Ich lasse mich in meinem eigenen Wohnzimmer nicht hauen oder anschreien, dann muss er gehen .

Ich weiß einfach nicht, wie ich richtig Handel.

Noch schlimmer wird es wenn mein Mann dazu kommt, der am liebsten antiautoritär erziehen würde, was für meinen Sohn Gift wäre (für mich auch ums dazu zu sagen!) . Ich denke oft, ich kämpfe hier nicht nur mit dem richtigen Umgang und den richtigen Grenzen, sondern auch damit, dass es eben überhaupt nur von mir Grenzen gibt.

Selbst nach Erziehungsberatung und Vater-Kind-Kur ist meinem Mann nicht bewusst, wie wichtig es ist auch von seiner Seite zu agieren.
Das macht es schwer, wobei ich eh bis aufs We allein mit den beiden bin.

Daher auch hier die Frage. Selbst ich als Pädagogin bin ratlos bei dem Kind.

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Habt ihr euren Sohn schon mal in einer KJP anschauen lassen, Wahrnehmungsstörungen, Regulationsstörungen, ADHS, Autismus & Co ausgeschlossen?

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Kennst du den Link schon? Von mehr Konsequenzen, härteren Strafen etc. halte ich gbei Kindern gar nichts. Vor allem nicht bei diagnostizierten und/oder ehem. Schreikindern. http://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2014/10/agressive-kinder-im-alter-von-3-bis-6-jahren-woher-kommen-die-aggressionen-und-wie-geht-man-damit-um.html?m=1

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So, und jetzt noch einmal etwas ausführlicher und nicht vom Smartphone aus. Wir kennen uns ja aus einem Club hier und du weisst, dass bei meiner Tochter der Verdacht auf ADHS bzw. einer Reizverarbeitungsstörung besteht. Die konkrete Diagnose steht noch aus (vor der Schuluntersuchung), sie ist aber jetzt schon "unter Beobachtung".

Im Alltag haben wir gar keine Probleme mehr, allerdings kann unsere Tochter große Kindergruppem dauerhaft nicht gut aushalten und wurde, wenn es zu viel des Guten war, auch schon übergriffig anderen Kindern gegenüber.

Anders als bei den meisten Posts hier, waren sämtiche Fachleute sowie auch wir als Eltern gegen reine Konsequenz oder reines Abtrafen von Verhaltensweisen, um das Kind angepasster werden zu lassen. Wir haben zu allererst mit professioneller Hilfe geschaut, was für eine Not hat das Kind und was für Bedürfnisse stehen hinter dem Verhalten. Schnell wurde klar: es ist ihr zu viel und sie kann Reize nicht gut verarbeiten. Alles prasselt auf sie ein. Natürlich ist das kein Freifahrtschein für schlechtes Benehmen, aber man kann am Umgang mit dem Kind drehen und dann verändert sich das Verhalten des Kindes auf Dauer von ganz allein. Ohne Strafen, Drohungen & Co.

Was wir konkret verändert haben? Eigentl. nur logische Kleinigkeiten, aber in der Gänze hat es so gut wie alles verändert – über unseren Alltag zu Hause hinaus.

- Wir haben wenige, aber klare Familienregeln aufgestellt.
- Wir leben einen sehr strukturierten Alltag (feste Essenszeiten, feste Schlafgehzeiten).
- Wir sind nachmittags und am Wochenende meist in der Natur (Wald).
- Unsere Tochter geht zum Tanz und zu Capoeira.
- Wir dosieren unsere Nachmittagsaktivitäten und unternehmen nach dem Kiga nicht zu viel.
- Wir achten auf die Balance zwischen Ausruhen und Bewegung.
- Fehlverhalten besprechen wir immer abends beim Essen und zeigen Alternativen wie mans das nächste Mal besser machen kann. Es gibt tolle Bücher als Hilfe.
- Unsere Tochter hat im Zimmer eine Hüpfmatratze und einen Boxsack – da darf sie sich austoben, wenn zu viel Energie in ihr steckt.
- Abends haben wir den Sorgenfresser eingeführt als Schlafgeh-Ritual.
- Am Wochenende machen meine Tochter und ich zusammen im Bett Autogenes Training.
- Wir nehmen uns im Alltag bewusst Spielzeiten und kuscheln viel.
- Wir Eltern verbalisieren tägl. mehr das Positive und freuen uns mit oder bestärken unsere Tochter.
- Bei kompletten Ausrastern (kommen nicht mehr vor): unterbrechen wir die Situation.
- Verstärkerpläne, Stiller Stuhl & Co kommen hier nicht vor.

Nach ein paar Wochen Umstellung war unsere Tochter wie ausgewechselt und superkooperativ. Auch diese unbändige Wut, die bei fehlender Impulskontrolle oft hochkam ist komplett verschwunden. Sie ist viel, viel ausgeglichener und sagt auch selbst: "Das Laute in meinem Kopf ist viel leiser geworden." Mich macht nicht der Umstand glücklich, dass sie angepasster ist, sondern, dass es ihr selbst viel besser geht. Und mit ihrer neuen Schwester ist es noch mal toller geworden.

Will sagen: schaut erstmal hin, WAS euren Sohn so austickern lässt – und dann agiert gezielt. #winke

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Unser ehemaliges Schreibaby ist inzwischen sechzehn Jahre alt und was haben wir nicht alles durch mit ihm ... Ich dachte ja mal in meiner jugendlichen Dummheit, dass nach drei Monaten alles besser wird. Habe ich schnell hochgeschraubt auf zwölf. Bis ich irgendwann merkte: Hey, die drei Monate mit zehn Stunden Geschrei waren wie Urlaub!

Er hat getrotzt, gebockt, mir Szenen im Supermarkt und weiß Gott wo gemacht. Zu seiner 'starken Persönlichkeit', wie es so mancher Witzbold nannte, kam noch eine - in der Grundschule unerkannte - Hochbegabung. Die Grundschulzeit war die Hölle, wirklich, ich dachte manchmal, ich kann keinen einzigen Schritt mehr weiter, keinen einzigen Morgen mehr aufstehen.

Geholfen hat am Ende wirklich nur Konsequenz. Er musste wissen, wo seine Grenzen sind und jeder kleinste Übertritt musste immer dieselben Folgen haben. Jedes Lockern der Zügel hat er sofort ausgenutzt und wir haben von vorne angefangen. Das war keine Kuscheltour, ich wurde oft auch mal laut, er sollte sehen, dass sein Verhalten mir auch weh tut, mich wütend macht und auch ich nur ein Mensch bin. Für mich war das teilweise wirklich hart. Ich habe oft hier gesessen und mir die Augen ausgeweint, weil er in seinem Zimmer getobt oder geweint hat. Wie oft war ich davor, nachzugeben ... Habe ich nicht gemacht und so wurde es besser. Langsam, aber nach dem Wechsel ins Gymnasium kehrte hier Frieden ein. Die enggefassten Regeln haben wir - angepasst - bis heute. Da gibt es kein 'sind nur fünf Minuten zu spät', des Zuspätkommen zieht nach sich dass er das nächste Mal früher zu Hause sein muss und beim dritten Verstoß geht er halt erst Mal nicht mehr weg. Da er nun aber jahrelange Erfahrung darin hat, dass ich mache, was ich sage, tut er, was ich 'verlange' und führt hier ein Sklavendasein. :-p

Aber alles im allem ist er ein toller Junge, oder junger Mann, einsichtig, hilfsbereit, er trainiert die Bambinis im Fußballverein, die Kids vergöttern ihn, er zeigt eine Geduld, die ich ihm nie, niemals nicht zugetraut hätte. Selbst seine Kindergärtnerin (der er vor Wut, weil ich ihn da einfach gelassen habe, den Arm grün und blau getreten hat), staunt, was aus ihm geworden ist. Noch mehr staunt seine Grundschullehrerin über dieses verhaltensauffällige, hochaggressive Kind, das ohnehin 'verloren' ist. #schein

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HI,

danke dir - du machst mich zuversichtlich, dass aus unserem Dritten doch noch ein "normaler" Mensch wird :-)

An manchen Tagen weiß ich auch nicht, was bei ihm alles daneben läuft, andererseits kann er bezaubernd sein. Aber alles in allem schon sehr berechnend, austestend ... Mein Mann und mein Schwager waren wohl auch solche Jungs und meine Schwiegermutter meint auch, dass mit dem Wechsel aufs Gym alles leichter wurde (da werden sie dann endlich gefordert und haben nicht die gleiche Lehrerin unentwegt ...)

Danke dir!
Mim

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Hallo,

ich wollte dir für diesen Beitrag danken! Das macht mir grade unendlich viel Mut. Wir sind im Moment genau an dem Punkt der Grundschulzeit und es ist ein absolutes Desaster. Jeden Tag ist irgendwas anderes und ich habe im Moment täglich das Gefühl, dass ich es nicht mehr länger aushalte. Deine Erfahrung macht mir Mut und hilft, wieder konsequenter zu werden. Irgendwann kommt bei mir immer der Punkt an dem ich denke "mach doch was du willst, ich hab keine Kraft mehr dagegen anzugehen". Ich hoffe wir bekommen das genauso gut in den Griff wie du!

Liebe Grüße,
Sabrina

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Du schreibst, dass jeder bei Euch Gefühle fühlen dürfen soll. Dein Sohn wird aber auf Deine Gefühle nicht kommen, wenn Du beim größten Bockmist noch ruhig bleibst.
Lass Du Deinen Gefühlen auch mal ihren Lauf. Das ist nichts, wovor man ein Kind schützen müsste, das ist die Realität und in die sollten Kinder reinwachsen.

Dieses künstliche Ruhigbleiben nimmt ihm die Möglichkeit zu erkennen, wenn etwas daneben ist. Er darf schon ganz eindeutig merken, dass Mama ein Mensch mit Gefühlen ist, und das sind nicht nur positive Schwingungen.
Er darf merken, dass ein Fehlverhalten unangenehme Folgen hat.

Wenn er bestimmte Situationen sprengt, dann lass ihn doch direkt bei einem Babysitter. Wer sich nicht benehmen kann, kann nicht mit. Terror beim Einkaufen? Einkauf abbrechen, es gibt irgendwas zu Essen, das er garantiert nicht mag. Es konnte ja nichts anderes eingekauft werden. Und da dürfen alle sauer sein, auf IHN.
Aufstand im Wartezimmer? Rede mal mit den Helferinnen. Ein Anschiss von Fremden hilft oft. Bei Euch schlafen? Gern. Geht aber nur, wenn Du nicht auf 180 bist und Deine Ruhe brauchst. Er haut Dich? Also ich lasse mich nicht hauen. Bring Abstand zwischen Euch, wirf ihn raus, schick ihn in sein Zimmer. Da kann er dann seine Gefühle fühlen bis er Deinen Wert beimisst. Es hat für ihn gegenwärtig doch keine nennenswerten spürbaren Konsequenzen, wenn er aus der Rolle fällt, die braucht er aber, damit er sein Verhalten anpassen kann.

Unsere Tochter war ein Schreikind erster Sahne. Die ersten drei Jahre waren zum Abgewöhnen. Ab da wurde es durch Konsequenz (s.o.) und Verstehen besser. Heute geht sie in die erste Klasse und ist ein problemloses Kind.

Lg,
Fina

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Hallo Fina,

Du hast recht uns den Text hötte ich ganz genau so schreiben können.

Was ich gestern beschrieb,war Zustand nach Ausnahmezustand.
Ich hätte ihn nicht beim Vorsingen meines Großen zwischen 400 Leuten zur Sau machen können. Da war meine einzige Chance zu versuchen ihm beruhigend entgegen zu kommen.
Aber mal ganz ehrlich, es interessiert ihn überhaupt nicht, ob ich laut werde oder ihn anschreie, da kommt höchstens: du bist ne Scheiss Mama! Und er schreit dann noch lauter.
Hier zu Hause muss er das Wohnzimmer verlassen, dieses ins Zimmer setzen ist überhaupt nicht meins. Entweder er muss raus aus meinem Revier, oder ich gehe in die Küche um Abstand zu kriegen . Aber das muss dann auch passieren, ich würde sonst zuhauen, das weiß ich.

Ich spreche dann später in Ruhe mit ihm und sage ihm auch ganz klar warum ich so wütend war und wie beschissen sich das anfühlt.

Er schläft nachts gerne bei Papa im Bett, ich schlafe schon seit Jahren nicht mit meinem schnarchenden Mann zusammen, seit ich Kinder habe. So teilen die Kinder sich auch nachts auf.

Babysitter ist ein schönes Stichwort, klappte nicht, Bisher habe ich immer versucht ihn unterzubringen, so auch gestern. Leider waren alle Optionen selbst in der Schule, meine Eltern natürlich grad zeitlich auch eingespannt.
Da der Lütte letzte Woche ein vorsingen hatte, war er auch gespannt und wir haben vorher darüber gesprochen, dass wir nun seinem großen Bruder zusehen. Ich dachte, die 50-60 Minuten kriegen wir gewuppt.

Eigentlich aber vermute ich, dass er völlig reizüberflutet war und es deshalb nicht klappen konnte. So zumindest denke ich, nachdem ich ne Nacht darüber geschlafen habe.
Eigentlich rastet er auch in 90% der Fälle am Wochenende aus, oft vermute ich, dass er seine Angepasstheit aus der Woche dann loswerden muss. In der Kita ist er bis auf morgendliches weinen völlig angepasst.

Konsequenzen wie du sie beschreibst gibt es, ich selbst versuche ihn eng einzubinden in unsere Familienregeln und daraus entstehende Probleme. Mich überfordert es aber einfach nach kurzem wenn er ausrastet, ich kann das Geschrei nicht ab, mein Körper geht in den Alarmmodus und will nur weg, ich blockiere vermutlich völlig und es ist gut wenn ich es woanders schaffe noch freundlich zu bleiben, hier zu Hause fehlen mir jegliche Möglichkeiten konstruktiv auf seinen Sturkopf einzugehen.
Rausschicken, gegenangehen, erklären, alles Dinge die nicht funktionieren und mich einfach stressen,

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Hast Du mal über eine Mütterkur nachgedacht?

Zieht Dein Mann mit Dir an einem Strang?
Oder hat es eine passive Rolle bei dem Problem und Du reibst Dich daran auf?

Dass diese Kinder sich ihre Ausraster für zu Hause "aufheben", das kenne ich.

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